Seit heute Morgen um sechs Uhr wird bei Amazon gestreikt: 850 Mitarbeiter in den Logistikzentren Bad Hersfeld und Leipzig haben die Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine bessere Bezahlung.
Seit der Frühschicht, die um sechs Uhr begonnen hat, befinden sich in den Amazon-Standorten in Bad Hersfeld und Leipzig 850 Mitarbeiter im Ausstand. Das Ziel der Gewerkschaft steht fest: Kein Paket soll die Amazon-Logistikzentren in Bad Hersfeld und Leipzig verlassen. Ob das erreicht wird, ist allerdings noch unklar. Insgesamt arbeiten an den beiden Standorten 5.300 Beschäftigte.
Die Streikenden fordern bessere Arbeitsbedingen und eine Bezahlung nach Tarifvertrag. "Es ist nicht akzeptabel, dass Amazon als der größte Online-Versandhändler keiner Tarifbindung unterliegt", teilten die Verdi-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) und Bernhard Schiederig (Hessen) mit. In den bisher durchgeführten Sondierungsgesprächen habe es die Amazon-Geschäftsführung abgelehnt, mit Verdi Tarifverhandlungen aufzunehmen. Die Gewerkschaft fordert unter anderem ein tarifliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Nachtarbeitszuschläge sowie Sonn- und Feiertagszuschläge, wie sie in der Branche üblich sind.
Amazon bezahlt die Beschäftigten nach einem eigenen Vergütungssystem, das unter dem Tarifentgelt liegt, das für die Branche des Versandhandels in Sachsen beziehungsweise. Hessen gilt. In Leipzig beträgt der Einstiegslohn aktuell 9,30 Euro, nach Versandhandelstarif müsste Amazon 10,66 Euro pro Stunde bezahlen. In Hessen beträgt der Einstiegslohn bei Amazon 9,83 Euro, nach Tarif müssten es 12,18 Euro sein.
Der Onlinehändler argumentiert, die Versandzentren leisteten lediglich Logistikdienste. "Unsere Mitarbeiter dort leisten logistische Tätigkeiten - Kommissionierung, Verpackung und Versendung von Waren", so eine Unternehmenssprecherin. Demnach orientiere sich Amazon auch an der Bezahlung in der Logistikbranche: "Unsere Mitarbeiter liegen mit ihrem Einkommen am oberen Ende dessen, was in der Logistikindustrie üblich ist".
Mitte April hatte die Gewerkschaft Verdi die rund 3.300 Mitarbeiter im größten Amazon-Logistikzentrum in Bad Hersfeld zu einer Urabstimmung aufgerufen, 97,6 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder hatten sich für den Arbeitskampf ausgesprochen.