
Mit drastischen Maßnahmen will der Frankfurter Großversender Neckermann.de seine akuten Ertragsprobleme in den Griff kriegen. Zukünftig wird das Traditionsunternehmen nur noch im Internet auftreten. Das hauseigene Logistikzentrum soll geschlossen, Eigenmarken im Modebereich aufegeben werden. Der Neckermann-Katalog ist damit Geschichte.
Das Versandhaus Neckermann will sich künftig als reiner Online-Händler aufstellen und hat deshalb am Freitagnachmittag angekündigt, rund die Hälfte seiner 2.500 Mitarbeiter zu entlassen. Geplant ist außerdem eine Neuausrichtung des Sortiments mit Schwerpunkten auf Möbel und Technik. Im Textilbereich will Neckermann sich auf Markenware beschränken, die Eigenmarken sollen verschwinden.
Von den geplanten 1380 Kündigungen werden die meisten am Stammsitz Frankfurt ausgesprochen. Unter anderem soll das firmeneigene Logistikzentrum zum Jahresende komplett geschlossen werden. Wie Neckermann künftig seine Logistik abwickeln will, ist noch nicht bekannt.
Mit der Unstukturierung soll auch eine Ikone der deutschen Warenwelt verschwinden: Der gedruckte Neckermann-Katalog wird eingestellt, auch die sortimentsübergreifenden Spartenkataloge sollen verschwinden. Als Grund für diesen drastischen Schritt gibt das Unternehmen Umsatzrückgänge an: Im 1. Quartal 2012 sei das Kataloggeschäft um 50 Prozent zurückgegangen, während die Online-Umsätze um 30 Prozent zugelegt hätten.
Das 1950 von Josef Neckermann gegrpndete Versandunternehmen gehört zu den wichtigsten Handelsriesen im Nachkriegsdeutschland. Nach Fusion mit Kartsadt in den 70er Jahren ging Neckermann 1999 im Arcandor-Konzern auf. Gemeinsam mit Arcandor ging Neckermann 2009 in Konkurs und wurde daraufhin von der US-Investmentfirma Sun Capital übernommen. Besonders im Textilbereich hatte das Unternehmen, dessen Umsätze zu rund 80 Prozent aus dem Onlinehandel stammen sollen, in der Vergangenheit tiefrote Zahlen geschrieben.