
Das Passauer Start-up Mymuesli hat die Black Pirate Coffee Crew (BPCC) übernommen, die seit 2009 Premium-Kaffees, Kaffeemühlen und anderes Zubehör sowie Zucker und Leckereien verkauft. Im Interview mit INTERNET WORLD Business erklärt Mitgründer Max Wittrock, wie Kaffee und Müsli wirtschaftliche zusammenkommen sollen und warum die Shops vorerst nicht verschmolzen werden.
Mymuesli hat die Black Pirate Coffee Crew übernommen. Wollen Sie sich mit weiteren Übernahmen als Anbieter fürs Frühstück positionieren?
Max Wittrock: Also wir verfolgen jetzt nicht die Vision eines Frühstückskonzerns. Wir haben unser Unternehmen ja auch nicht gegründet, um aufgekauft zu werden, sondern um nachhaltig zu wachsen. Bei uns hat das Geschäft auch mit Leidenschaft und Liebhaberei zu tun. Nach vielen Diskussionen mit den beiden Gründerinnen Carolin Maras und Annika Poloczek, was wir gemeinsam machen könnten, erschien uns die Übernahme, die plötzlich als Alternative auftauchte, die sinnvollste Variante.
Wie geht’s jetzt weiter?
Wittrock: Die Übernahme ist bei Mymuesli angegliedert, die beiden BPCC-Gründerinnen sind jetzt bei uns angestellt. Wir haben uns schon lange intensiv ausgetauscht und auch kooperiert, zum Beispiel hat BPCC auch unser Espresso-Müsli verkauft, im Mymuesli-Laden schenken wir den Kaffee von BPCC aus. Es liegt nahe, dass sich ein Kunde, der sich ein gutes Müsli gönnt, auch interessiert ist an einem guten Bio-Kaffee. Aber sicher werden wir jetzt nicht auf unserer Seite anfangen, Kaffee zu verkaufen. Es ist wichtig, dass beide Segmente grundsätzlich getrennt bleiben.
Warum das denn - so manch einer würde sich doch gerne in nur einem Frühstücksladen eindecken?
Wittrock: Wir können das zusammenbringen, ja. Denkbar sind Frühstückspakete aus Müsli, Saft - wir verkaufen ja auch Saftorangen - Kaffee und mehr. Aber wenn wir das tun, dann wahrscheinlich auf einer neuen Seite. Wir wollen unsere Projekte nicht beliebig durchmischen und verwässern. Klar, kann man die schon erwähnten Pakete zusammenstellen und auch gegenseitig auf die anderen Webseiten verweisen. Doch Müsli bleibt Müsli und Kaffee erstmal Kaffee. Wir werden einige Dinge ausprobieren und wollen bis Herbst ein Konzept entwickeln und umsetzen. Aber noch gibt’s einfach zu viel Anderes zu tun: Wir ziehen bald um, müssen mit einer neuen Produktionsmaschine neue Prozesse aufbauen, haben mit Greencup-Movement ein neues Blog gestartet - aber uns hetzt ja auch keiner.
Die Black Pirat Coffee Crew hatte ihren Sitz ebenfalls in Passau. Hätten sie auch gekauft, wenn’s die regionale Nähe nicht gegeben hätte?
Wittrock: Die Nähe machte vieles einfacher. Mymuesli ist zwar ordentlich gewachsen in den vergangenen Jahren, aber wir sind wiederum kein Fonds, der alles kaufen könnte. Vertrauen ist da wichtig, und der persönliche Kontakt zu den Gründerinnen gab den Ausschlag für frühere Kooperationen und jetzt auch für die Übernahme.
Wie entwickelt sich Mymuesli, können Sie das auch an Zahlen festmachen?
Wittrock: Wir veröffentlichen noch keine Umsatz- oder Verkaufszahlen. Wir beschäftigen jetzt 97 Mitarbeiter, darunter allerdings auch viele 400-Euro- und Teilzeitkräfte. Wir sind in fünf Ländern aktiv, neben dem deutschsprachigen Raum in den Niederlanden und Großbritannien. Haben eine Filiale am Bodensee in der Schweiz, die sich gut entwickelt. Mehr Internationalisierung planen wir erstmal nicht. Wir betreiben einen Laden in Passau und suchen weitere Standorte. Der Premium-Lebensmittelmarkt ist spannend und belegt, dass die Deutschen entgegen vieler gegenteiliger Erfahrungen eben nicht nur Billig-Lebensmittel einkaufen, sondern durchaus aufgeschlossen sind im Bio- oder Genussbereich. Da lassen sich noch viele Ideen realisieren - wer mit Lebensmittel umgehen kann, muss ja nicht nur Kaffee und Müsli verkaufen.