Schweizer Online-Anbieter sind in Bedrängnis: In vielen Branchen wuchs das Angebot in den letzten fünf Jahren stärker als die Nachfrage. Das zeigt der aktuelle E-Commerce-Report Schweiz. Um rentabel zu arbeiten, müssen die Online-Händler weiter wachsen.
Die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW hat heute den E-Commerce-Report Schweiz 2013 veröffentlicht. Dieser zeigt: Schweizer Online-Händler stehen unter Druck. Die Konkurrenz ist größer denn je: Von den 34 für den Report befragten Unternehmen beobachten zwei Drittel für ihre Branche ein Angebot, das schneller wächst als die Nachfrage. Die Schweizer Anbieter müssen sich auf vermehrte Konkurrenz einstellen, sagt Studienautor Ralf Wölfle: "Zalando hat gezeigt, dass sich auch ausländische Anbieter im Schweizer Markt positionieren können - weitere werden folgen". Die hohe Preistransparenz erhöht zusätzlich den Druck, vier Fünftel der Befragten beobachten sinkende Preise in ihrer Branche. Dazu kommen steigende Werbekosten. Denn im Kampf um Kunden sind Anzeigen bei Google für Schweizer E-Commerce-Anbieter mit Abstand das wichtigste Instrument.
Diese Entwicklungen zwingen Schweizer E-Commerce-Anbieter zu weiteren Investitionen. Ralf Wölfle sagt: "Die Online-Händler der ersten Generation investieren seit Jahren und müssen dies weiterhin tun, um nicht zurückzubleiben. Sie benötigen Ausdauer und Kapital". Aktuell stehen gemäß Studie die Einbindung von Läden, Mobile-Shops und optimierte Geschäftskonzepte im Vordergrund.
Investitionen in Cross-Channel und Mobile
So verbessert Cross-Channel die Erfolgsaussichten im E-Commerce: Wer klassische Läden hat, verzahnt diese mit dem Onlinegeschäft. Der Buchhändler Ex Libris beispielsweise positioniert sich damit gegen Amazon und Co. und steigerte 2012 seinen Umsatz mit Büchern um 5,8 Prozent. Rund jeder dritte Umsatzfranken wurde im Netz generiert.
Auch der Anteil mobiler Geräte am Umsatz wuchs bei mehr als einem Drittel der Befragten auf über 10 Prozent. Die bessere Unterstützung mobiler Endgeräte steht weit oben auf der Prioritätenliste, gleich hinter der Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit der Onlineshops.
Zwei Drittel der befragten Unternehmen sind außerdem der Ansicht, dass Kunden in Zukunft Ort und Zeit für die Übergabe der Einkäufe flexibler steuern können. Der Online-Supermarkt LeShop.ch beispielweise verkürzt die Zeit zwischen Bestellung und Entgegennahme mit der Abholstation Drive. Dort sind die Bestellungen bereits nach zwei Stunden abholbereit.
Fast drei Viertel der führenden Schweizer E-Commerce-Anbieter konnten in den vergangenen drei Jahren ihren Umsatz um 20 Prozent und mehr steigern. Für die Zukunft erwarten sie Umsatzwachstum und steigende Skalenerträge. Rund drei Viertel der Befragten rechnen für 2018 mit besseren Erträgen als heute.
Der E-Commerce-Report untersucht seit 2009 jährlich Stellenwert, Wandel und Trends des Schweizer E-Commerce. Befragt wurden 34 Online-Anbieter von Konsumgütern und Dienstleistungen mit Sitz in der Schweiz. Zusammen repräsentieren sie ein E-Commerce-Volumen von über 3.5 Milliarden CHF. Der Report steht ab sofort kostenlos zum Download bereit.
Auch die Schweizerische Post reagiert auf den boomenden Online-Handel und will ihr Angebot ausbauen: So hat die Post zusammen mit Versandhändlern die Möglichkeit der Zustellung am Abend und am Samstag entwickelt. Außerdem können Onlinekunden Retourenpakete ab Juli 2013 durch den Zustellboten bei sich zu Hause abholen lassen.