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Mit Webanalyse auf der sicheren Seite
Sonstiges 08.02.2011
Sonstiges 08.02.2011

Mit Webanalyse auf der sicheren Seite "In Deutschland grassiert eine diffuse Angst"

Timo Aden, Geschäftsführer von Trakken

Timo Aden, Geschäftsführer von Trakken

Deutsche Datenschützer drohen Webseitenbetreibern mit Bußgeldern und Verfahren, wenn diese Google Analytics einsetzen. internetworld.de sprach mit dem Webanalyse-Experten Timo Aden von Trakken über deutsche Ängste, Horrorszenarien und Alternativen zum Webtracking.

Herr Aden, lässt sich Google Analytics überhaupt datenschutzkonform verwenden?

Timo Aden: Geht man vom EU-Recht aus, so ist die Verwendung von Google Analytics in seiner jetzigen Form meiner Ansicht nach legal. In Deutschland halten zwar einige Datenschützer IP-Adressen für personenbezogene Daten - dies ist aber durchaus umstritten. Mehrere Gerichte haben in Urteilen genau das Gegenteil festgestellt.

Damit wäre der Einsatz von Google Analytics nur noch mit verkürzten IP-Adressen möglich?

Aden: Ja, das gilt aber nicht nur für Googles Analyse-Tool, sondern für alle Anbieter. Selbst bei der Messung der IVW werden IP-Adressen vollständig übertragen. Die Technik dahinter ist ja immer dieselbe. Bei allen Trackinglösungen muss ein Code in die Website implementiert werden; es wird userseitig ein Cookie gesetzt und der Browser des Nutzers tauscht Daten mit dem jeweiligen Toolanbieter aus. So grundsätzlich, wie die Diskussion derzeit geführt wird, ist die Zukunft der Webanalyse in Deutschland generell bedroht.

Wie personenbezogen sind denn IP-Adressen?

Aden: Meiner Meinung nach lassen sich IP-Adressen nicht auf eine einzelne Person beziehen, höchstens auf einen einzelnen Rechner. Welche Person davor sitzt, kann keine Analyselösung feststellen. Und das ist auch gar nicht so spannend. Den Webanalysten interessieren ja nicht die einzelnen User, höchstens einzelne Nutzergruppen. Wichtig sind dagegen die Trends, die sich aus dem Nutzerverhalten ableiten lassen.

Laut E-Privacy-Richtlinie der EU müssen Seitenbetreiber ihren Nutzern künftig mehr Informationen über ihre Webanalyse und die gesetzten Cookies geben. Halten Sie  mehr Aufklärung für erforderlich?

Aden: Auf jeden Fall. Da ist viel gefährliches Halbwissen in der Welt - und das führt zu einer diffusen Angst vor allen möglichen Szenarien. Natürlich muss die Privatsphäre der Nutzer geschützt werden, aber man darf auch nicht über das Ziel hinausschießen. Google schreibt den Nutzern von Analytics in den Nutzungsbestimmungen vor, dass sie ihre Besucher über den Einsatz des Tools informieren müssen. Wer das nicht macht, setzt das Tool unerlaubt ein. Die User schon vor dem Aufruf der eigentlichen Webseite zu warnen, halte ich aber für übertrieben. Das kann kaum im Sinne des Users sein.

Sie fordern mehr Gelassenheit, ist der Datenschutz nur in Deutschland so ein heikles Thema?

Aden: In der Tat ist es ein rein deutsches Thema. In anderen Ländern geht man damit deutlich lockerer um. Selbst in Ländern wie der Schweiz, Frankreich oder auch in den skandinavischen Staaten, die nicht im Verdacht stehen, allzu laxe Gesetze zu haben, wird entspannter debattiert. Das Internet darf nicht als das Böse hingestellt werden.

Webanalysedaten werden erschreckend wenig genutzt

Stichwort Horrorszenario: Was fangen Unternehmen denn mit den gesammelten Daten tatsächlich an?

Timo Aden: Viele Unternehmen machen erschreckend wenig damit. Einige investieren sehr viel mehr in ein mächtiges Tool als in Mitarbeiter, die damit umgehen können. In den meisten Fällen fehlen den Unternehmen dazu einfach die Strukturen. Dazu kommt, dass der Webanalyse in vielen Fällen nicht die Priorität eingeräumt wird, die nötig wäre.

Wo sollte die Webanalyse im Unternehmen aufgehängt sein?

Aden: Das kommt sehr auf das jeweilige Unternehmen und die gegebenen Strukturen an. Es muss nicht immer ein eigener Analyst im Haus sein. In vielen Fällen ist das Controlling eine gute Position dafür. Schließlich steht es mit allen Abteilungen in Kontakt und beschäftigt sich mit ähnlichen Fragen und Aufgabenstellungen.

Auf Facebook freizügig und im Rest des Internet zugeknöpft, charakterisiert das einen typischen deutschen Nutzer?

Aden: Das Bild ist tatsächlich zweigeteilt. Es gibt ja nicht nur die kritischen Stimmen. Viele Nutzer wollen Inhalte haben, die möglichst genau auf sie zugeschnitten sind. Damit fordern sie sogar mehr Webanalyse ein. Sie kann in diesen Fällen das Erleben der Nutzer deutlich verbessern.

Gibt es keine Alternative zu dieser Art des Webtrackings? Wie wäre es zum Beispiel mit einem Login?

Aden: Nein, als User will ich es natürlich möglichst einfach haben. Da ist ein ständiges Einloggen auf verschiedenen Seiten und Diensten keine akzeptable Lösung.

Große Neuerungen in der Webanalyse sind rar geworden. Um welche Themen wird es in der Zukunft gehen?

Aden: Die Tools sind sich inzwischen alle recht ähnlich. Jedes liefert zahlreiche Daten über die Userströme und deren Verhalten auf der Webseite. Der Analyst muss mit diesen Zahlen Entscheidungen für die Zukunft treffen. Die Tools werden künftig mehr Entscheidungshilfe geben. Automatisierungen werden dabei helfen. Bei Google Analytics gibt es beispielsweise den sogenannten Radar. Er informiert, wenn bestimmte Ereignisse auf der Webseite eintreten, zum Beispiel wenn eine Seite plötzlich besonders großes Interesse findet.

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