
Große Handelskonzerne wie Otto und Karstadt gehören zu den großen Playern im Möbelmarkt - auch und gerade im Internet. Laut der Studie "Möbelhandel Online 2013" ist Otto gar die Nummer eins unter den Online Top 20 der Möbelhändler in Deutschland. Kein Wunder, dass immer mehr Handelskonzerne, die eigentlich aus einer anderen Branche kommen, dieses boomende Segment für sich entdecken. Tengelmann, Rewe und Plus zum Beispiel.
In zwei von drei Bereichen weist die Studie "Möbelhandel Online 2013" der Unternehmensberatung Absolit die Otto Group als Nummer eins aus: In den Kategorien "Web" und "Suchmaschinen" schnitt der Handelskonzern am besten ab unter den Online Top 20 Möbelhändlern in Deutschland. Und damit nicht genug: Bei "Social Media" rangiert Otto auf Platz zwei, lediglich der Möbel-Spezialist Ikea hat in diesem Bereich noch mehr zu bieten. Nicht ganz so gut, aber doch bemerkenswert sind die Platzierungen vom Multikonzern Karstadt, der die Ränge vier, drei und fünf in den oben genannten Kategorien belegt.
Der Erfolg dieser Unternehmen ruft wenig überraschend auch andere Player auf den Markt, deren Domäne bislang nicht unbedingt Möbel waren. Tengelmann beispielsweise hat über seine Tochter Tengelmann Ventures im Oktober 2013 Anteile am Shopping-Club Westwing gekauft. Die Investition lag angeblich im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, damit hat der Handelskonzern im Oktober 2013 knapp acht Prozent der Anteile erworben. Nach den Investoren Kinnevik, Summit Partners, Holtzbrinck Ventures RI Digital Ventures und Point Nine Capital sitzt nun auch Tengelmann Ventures mit im Boot bei Westwing, das zuletzt mit Möbeln und Deko-Artikeln einen Jahresumsatz von rund 130 Millionen Euro erwirtschaftet hat, bislang allerdings noch nicht die Gewinnzone erreichen konnte. Im laufenden Geschäftsjahr will das Start-up, das Gründer Stefan Smalla zufolge "jede Minute fünf Produkte - 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche" verkauft, seinen Umsatz mindestens verdoppeln und profitabel werden.
Auch Rewe macht in Möbeln
Ebenfalls mit einer Minderheitsbeteiligung ist die Rewe Group beim Online-Möbelhändler Home24 eingestiegen. Der Kölner Einzelhandels- und Touristikkonzern erwarb im September 2013 eine Minderheitsbeteiligung an der Berliner Home24 GmbH, deren Hauptinvestor der Inkubator Rocket Internet ist. Weitere Anteile an dem Online-Möbelhaus, das im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 63 Millionen Euro erwirtschaftete, sind der schwedische Investmentfonds Kinnevik und die US-Großbank J.P. Morgan. Der Umsatz von Rewe betrug 2012 rund 50 Milliarden Euro.
"Der Einstieg bei Home24 ist für uns eine großartige Chance, wichtige neueErfahrungen im Online-Handel zu sammeln und uns weiter in der E-Commerce-Szene zu vernetzen", kommentierte Lionel Souque, im Rewe-Vorstand zuständig für E-Commerce, den Deal. Über die Details der Beteiligung haben Home24 und Rewe Stillschweigen vereinbart. Erst eine Woche zuvor hatte Rewe eine Kooperation mit dem Payment-Provider Yapital bekanntgegeben. Dank des Deals können Kunden der Supermarktkette seit November 2013 an der Kasse per QR-Code bezahlen.
Als reiner Webshop mit Schwerpunkt auf Technik und Wohnen soll Quelle.de inzwischen die Erwartungen des Otto-Konzerns erfüllen - und zwar unter dem Dach von Baur.de. Quelle.de startete nach seiner bewegten Geschichte als Internet-Ableger eines Versandhändlers und Marktplatz im Mai 2013 als reiner Online-Händler. Der Handelskonzern Otto, der die Marke nach der Insolvenz übernommen hat, schlägt ein neues Kapitel auf und versucht, unter der Domain Technik und Wohnen in Eigenregie zu verkaufen. Shop- und Warensysteme, die vertriebliche Infrastruktur, das Category Management sowie die Logistik wird über verschiedene Töchter des Handelskonzerns sicher gestellt. Die Zentrale von Quelle.de ist seit Anfang 2013 in Burgkunstadt. Dort findet sich auch die Baur-Gruppe, die das neue Konzept steuern soll.
Und auch Plus Online denkt über einen Webhop für Möbel nach. Kunden mögen Spezialshops, sagte Plus-Online-Geschäftsführer Bastian Siebers gegenüber OnetoOne.de. Plus.de diene als Testballon dafür, welche Produktsegmente gut funktionieren, um dann Shops auszugründen. Erster Spin-Off war der vor wenigen Monaten gestartete Shop Gartenxxl.de.