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"Alles nur nicht gewöhnlich"
Sonstiges 11.03.2009
Sonstiges 11.03.2009

Flohmarktcharme jenseits von eBay

Filip Dames, Mitgründer und Geschäftsführer von Tamundo, will wie einst eBay mit Sammlerstücken und Raritäten Geld verdienen.

Filip Dames, Mitgründer und Geschäftsführer von Tamundo, will wie einst eBay mit Sammlerstücken und Raritäten Geld verdienen.

"Alles, nur nicht gewöhnlich" will die Online-Plattform Tamundo sein, sagt Filip Dames, der den virtuellen Marktplatz im vergangenen Jahr zusammen mit Sebastian von Johnston gegründet hat. Mit internetworld.de sprach er über die Emotionalität von Schallplatten und den typischen Sammler.

Was ist Tamundo?

Filip Dames: Tamundo ist ein neuer Marktplatz für Raritäten, Besonderheiten und Sammlerstücke. Wir setzen dabei auf Produkte aus den klassischen Sammlerkategorien wie Briefmarken, Ansichtskarten und Münzen einerseits und andererseits auf Produkte, die eine hohe Emotionalität haben, zum Beispiel Kunstobjekte oder Schallplatten. Wir wollen den alten Flohmarktcharme, den andere Marktplätze verloren haben, wieder ins Internet bringen.

Der Marktplatz ist also eine Art Retro-eBay?

Dames: Zu einem kleinen Teil schon, aber wir bieten weit mehr. Tamundo lebt vor allem von seiner Spezialisierung auf besondere Artikel – wir verstehen uns nicht als Vollsortimenter. Wir setzen nicht nur auf den reinen Marktplatz, sondern sind gleichzeitig auch Kontaktnetzwerk und Community. Bei uns können die Mitglieder eigene Clubs gründen und sich darin über ihr Hobby oder ihr Interessengebiet austauschen. Zur Community gehört auch der Bereich 'Meine Sammlung', wo die Nutzer ihre eigenen Sammlungen präsentieren können.

Gibt es Beschränkungen für die gehandelten Waren?

Dames: Ja, wir haben bei Tamundo das Motto: Alles, nur bitte nicht gewöhnlich. Wir distanzieren uns ausdrücklich von industrieller Massenware. Neuware ist nur dann zulässig, wenn sie auch einen Sammlerwert hat. Wenn jemand beispielsweise ein Handy einstellen will, was es an jeder Straßenecke zu kaufen gibt, dann würden wir das Angebot löschen.

Teil 2: "Der typische Nutzer ist älter als 40 Jahre und männlich"

Wie funktioniert der Tamundo-Marktplatz?

Filip Dames: Es gibt sowohl Auktionen als auch Festpreisverkäufe. Die User können über die Suchfunktion oder die Kategorienansicht die Produkte durchstöbern und dann entweder auf die gewünschte Ware bieten oder sie direkt kaufen. Die erzielten Preise liegen schon jetzt etwa auf dem Niveau wie bei eBay oder anderen Marktplätzen, zum Teil sogar noch darüber. Es zeigt sich nach den ersten drei Monaten ein Trend hin zu mehr Auktionen, was ja auch das größere Kauferlebnis für die Nutzer bietet.

An wen richtet sich der Marktplatz?

Dames: Tamundo ist ein Ort für alle, die besondere Dinge kaufen oder verkaufen wollen. Hier verkaufen sowohl private als auch gewerbliche Verkäufer. Im Augenblick haben wir ein Verhältnis von 65 zu 35, was die registrierten Verkäufer angeht. Die meisten Artikel werden bei Tamundo aber von professionellen Händlern angeboten, denn die verfügen natürlich über ein breites Sortiment. Das Alter unserer User variiert stark in Abhängigkeit der jeweiligen Kategorie. Der typische Nutzer in den klassischen Sammler-Kategorien wie Münzen und Briefmarken ist bei uns aktuell älter als 40 Jahre und männlich und verfügt über Erfahrungen im Onlineshopping. In den anderen Kategorien wie Schallplatten oder Antiquitäten sind unsere Käufer Frauen und Männer jeden Alters.

Und wie finanziert sich die Online-Plattform?

Dames: Wir nehmen keine Einstellgebühr für die Artikel, sondern berechnen lediglich eine einheitliche Transaktionsgebühr in Höhe von 4,9 Prozent des erzielten Verkaufsbetrags. Wird der Artikel nicht verkauft, fallen auch keine Kosten an. Darüber hinaus gibt es auch ein paar kostenpflichtige Features wie spezielle Rahmen oder eine individuelle Planung der Start- oder Endzeit des Artikels, die man hinzubuchen kann. Jeder Nutzer kann aber bis zu fünf Produktphotos kostenlos hoch laden und auch ein Galeriebild ist inklusive. Außerdem verdienen wir durch Kooperationen beispielsweise mit Verlagen und Versendern Geld. Werbung ist auch noch ein Thema, was wir allerdings noch nicht angefasst haben. Hier müssen wir noch evaluieren, welche Werbeformen wo akzeptiert werden.

Teil 3: "Wir wollen die Marke von einer Million Artikel knacken"

Wie sieht denn die vorläufige Bilanz nach den ersten drei Monaten aus?

Filip Dames: Wir haben aktuell über 500.000 Artikel im Angebot und etwa 10.000 Besucher am Tag. Derzeit sind bei uns ungefähr 1.800 Verkäufer registriert, die aktiv Produkte anbieten. Die gesamte Entwicklung zeigt so gesehen bislang in eine positive Richtung.

Profitabel arbeiten Sie sicherlich noch nicht, oder? Was sind die nächsten Ziele?

Dames: Nein, wir machen zwar schon Umsätze, aber profitabel sind wir noch nicht. Wir peilen aber den Break-Even für 2010 an. Vorerst wollen wir kurzfristig die Marke von einer Million Artikel erreichen.

...und welche technischen und funktionalen Neuerungen erwarten die User in Zukunft?

Dames: Unsere Seite ist ja noch in der Entwicklung, daher arbeiten wir täglich an neuen Features für die Plattform.

Deshalb ist die Seite auch aktuell noch im Beta-Stadium?

Dames: Ja, genau. Wir wollen den aber Zustand aber bald möglichst verlassen. Hinsichtlich der Performance werden wir noch einiges tun. Aktuell wird dazu gerade der 'Mein Tamundo'-Bereich überarbeitet, der die Artikelverwaltung vereinfachen und beschleunigen soll. Es wird daneben auch neue Features geben. Zum Beispiel ein Evaluation-Feature, mit dem die User die Community oder unsere Experten zu dem Wert eines Objektes befragen können, um so eine ungefähre Vorstellung zu erhalten.

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