myfab, ein Fabrikverkauf für Möbel, ist im Herbst in Deutschland an den Start gegangen. internetworld.de sprach mit Geschäftsführer Jesper Wahrendorf über Logistik, Transparenz und den Vergleich mit der Muttergesellschaft in Frankreich.
myfab ging September 2009 an den Start. Wie ist das Geschäft seitdem gelaufen?
Jesper Wahrendorf: Fantastisch. Wir haben unser Ziel bei weitem übertroffen – das weckt natürlich Begehrlichkeiten und erhöht den Druck. Und wie so häufig, wenn Vision auf Realität trifft, hatten wir am Anfang natürlich auch Probleme mit der Logistik.
Gelbes Sofa bestellt und roten Stuhl bekommen?
Wahrendorf (lacht): Nicht ganz. Kunden, die einen rosa Sitzsack bestellt haben, wurde ein brauner geliefert. Manche Produkte sind später eingetroffen als erwartet. Und einige Labels haben nicht gestimmt, da haben wir zwischen Weihnachten und Neujahr in einer kalten Lagerhalle Pakete umgepackt.
Können Sie uns Zahlen nennen, die Ihren Erfolg belegen?
Wahrendorf: Wir haben 120.000 registrierte Mitglieder, die zum Beispiel unseren Newsletter beziehen, 20.000 Kunden, die bisher bestellt haben, und verkaufen an guten Tagen rund 500 Produkte.
Sie bieten Designmöbel bis zu 80 Prozent günstiger an als der Handel. Wie schaffen Sie das?
Wahrendorf: Bei myfab bringen wir die Endkunden mit den Fabriken zusammen – dieses System ist in allen Kategorien denkbar, in denen die Herstellungskosten in keinem Verhältnis zum Verkaufspreis stehen. Möbel sind ein Bereich, andere Bereiche wie zum Beispiel Schmuck wären denkbar.
Warum funktioniert dieses System gerade bei Möbeln so gut?
Wahrendorf: Bei Möbeln gibt es üblicherweise drei Zwischenhändler: den ersten in Asien, einen Großhändler in Europa und den Einzelhändler vor Ort. Jeder von den Dreien schlägt rund hundert Prozent drauf. So verteuert sich ein Sofa vom Weg von der Fabrik in das Ladengeschäft um das Fünf- bis Sechsfache. In Zeiten der Globalisierung und des Internets können wir Möbel deutlich günstiger anbieten.
Teil 2: Expansion in die USA
Auf Ihrer Webseite sehen die Kunden Bilder aus den Fabriken.
Wahrendorf: Wir wollen transparent sein. Unser Prinzip der On-demand-Produktion bedeutet für unsere Kunden zwei bis drei Monate Warten. Diese Zeit der Unsicherheit überbrücken wir, indem wir den Kunden zeigen, wie das bestellte Produkt in Asien gefertigt wird, wie zum Beispiel die Hölzer angeliefert werden, das Sofa gepolstert und verpackt wird. Zusätzlich bieten wir natürlich alle deutschen Standards wie Umtauschrecht und Geld-zurück-Garantie.
Sie binden die User auch über Voting ein, bei dem potenzielle Produkte zur Abstimmung stehen.
Wahrendorf: Unser Grundgedanke: Wir wollen die Intelligenz der Kunden für uns nutzen und erfahren, welche Produkte sie sich wünschen. Das minimiert unser Risiko. Und wir wollen die Kunden einbinden. Ich kann mir auch vorstellen, dass unsere Kunden später selbst eigene Vorschläge für Möbel einreichen können. Diesen Bereich wollen wir noch deutlich weiter ausbauen.
Wie entwickelt sich myfab Deutschland im Vergleich zu Frankreich, wo der Shop schon im Frühjahr 2008 gelauncht wurde?
Wahrendorf: Der Umsatz in Frankreich ist natürlich deutlich höher als in Deutschland, aber wir holen rapide auf. Das liegt daran, dass der deutsche Markt reifer ist und wir von den Erfahrungen unserer Kollegen in Frankreich profitieren.
Plant myfab eine Expansion in weitere Länder oder ist jetzt erst einmal Schluss?
Wahrendorf: Wir werden in sehr naher Zukunft in den USA starten. Ein Team vor Ort gibt es schon.