Die geplante Yahoo-Übernahme durch Microsoft trifft den Suchmaschinenprimus Google offenbar stärker als viele Experten bislang vermuteten. Denn das Unternehmen reagierte prompt und versucht nun, Microsoft als bösen Monopolisten in Misskredit zu bringen. Dabei heißt der eigentliche Monopolist im Bereich Online-Werbung doch eigentlich Google.
Während Branchenexperten und Analysten die geplante feindliche Übernahme durch Microsoft bislang eher skeptisch sehen, versucht der Suchmaschinen-Riese Google, öffentlich Stimmung gegen den Deal zu machen - und sich selbst weiterhin als die gute Macht im Internet zu positionieren: Die geplante Übernahme sei mehr als eine finanzielle Transaktion, ist im offiziellen Google-Blog zu lesen. Vielmehr bedrohe der böse Softwarekonzern Microsoft durch die Yahoo-Übernahme die Offenheit des Internets und versuche, dort eine ähnliche Monopolstellung zu erreichen wie im PC-Software-Markt.
Dabei ist es vor allem die geballte Marktmacht von Yahoo und Microsoft im E-Mail- und Instant-Messaging-Bereich, die Google bei dem Gedanken an eine Übernahme zittern lässt. Darüber hinaus, so lamentiert Google, betreiben die beiden Unternehmen die beiden meistbesuchten Portale im Web. "Könnte ein Zusammenschluss von Yahoo und Microsoft sich Microsofts Software-Monopol zunutze machen, um Internet-Nutzern den freien Zugang zu E-Mail-, IM- und anderen Web-Diensten der Konkurrenz zu erschweren", fragt der bekennende "Do-no-evil"-Konzern und betont: "Politiker in aller Welt müssen sich diese Fragen stellen - und Konsumenten verdienen zufriedenstellende Antworten."
Der Softwareriese Microsoft, gebranntes Kind in Sachen Monopol-Vorwürfen, reagierte umgehend. "Microsoft und Yahoo werden zusammen einen ernsthaften Konkurrenten für Google im Bereich Suchmaschinen- und Online-Marketing darstellen und somit mehr Wettbewerb in den Markt bringen", betont Microsoft-Chefsyndikus Brad Smith in einer Stellungnahme und stellt seinerseits Google als derzeitigen Monopolisten in diesem Bereich an den Pranger: 75 Prozent aller Einnahmen im Suchmaschinenmarketing-Markt gingen an Google, 85 Prozent aller Suchanfragen in Europa und 65 Prozent aller Suchanfragen in den USA würden über Google ausgeführt. Microsoft sei im Internet sehr wohl der Offenheit, Innovation und dem Schutz der Privatsphäre verpflichtet, so Smith. "Wir glauben, dass ein Zusammenschluss von Microsoft und Yahoo diese Ziele noch weiter voranbringen kann."
Dabei ist der Softwareriese Microsoft offenbar nicht das einzige Unternehmen, das Yahoo gerne unter das eigene Dach ziehen würde. Wie US-Medien berichten, haben auch News Corp, NBC Universal, Computerhersteller sowie Heuschrecken Interesse an Jerry Yangs Unternehmen signalisiert. Laut Mediendienst Turi2 kommen auch Viacom und Comcast, General Electric, AT&T oder AOL als Bieter in Frage. Yahoo selbst lässt sich alle Optionen offen, wie das Unternehmen in einer öffentlichen Erklärung bekanntgab.
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