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Sonstiges 11.02.2008
Sonstiges 11.02.2008

Ebay Deutschland führt Zwei-Klassen-Gesellschaft ein

Private Verkäufer zahlen auf Ebay in Zukunft keine Einstellgebühren mehr. Für gewerbliche Verkäufer gelten branchenindividuelle Regelungen.

Das Online-Auktionshaus Ebay hat seine Gebührenreform für Deutschland spezifiziert. Demnach soll es in Zukunft unterschiedliche Gebühren für private und gewerbliche Verkäufer geben. Wie Ebay-Chef Stefan Groß-Selbeck erläuterte, entfällt für private Verkäufer ab dem 20. Februar die Einstellgebühr in Höhe von 49 Cent für Auktionen mit einem Startpreis von einem Euro. Ein Galeriebild ist in dem Kostenlos-Angebot inklusive. Damit ist Deutschland das einzige Land, in dem Ebay aktiv ist, in dem für private Verkäufer überhaupt keine Einstellgebühren mehr anfallen. Gleichzeitig steigen allerdings die Verkaufsprovisionen auf zwischen zwei und acht Prozent.

Gewerbliche Verkäufer indes werden in Zukunft jedoch unter Berücksichtigung der entsprechenden Branchengegebenheiten abgerechnet. Das heißt, Einstellgebühren und Verkaufsprovisionen im margenschwachen Unterhaltungselektroniksektor sowie für Anbieter von Computern, Audio, Foto, Navigationsgeräten und Haushaltsgeräten werden gesenkt, dafür gehen die Provisionen bei margenstarken Produktkategorien wie Möbel und Wohnung oder Sport und Spielzeug eher hoch. "Dies ermöglicht den Verkäufern eine wesentlich risikoärmere, am Verkauferfolg orientierte Gebührenkalkulation", so das Unternehmen. Insgesamt sollen fast die Hälfte der Powerseller von der Gebührenreduktion profitieren, für eine große Gruppe bleiben die Gebühren gleich.

Neu ist außerdem das Prämien-Programm für Powerseller: Durch Anbieten der sicheren Zahlungsmethode PayPal und guten Werten in der detaillierten Verkäuferbewertung können Powerseller ihre Verkaufsprovision um bis zu 36 Prozent reduzieren. Dabei wird - auch das ist neu - nur noch die Kundenbewertung der vergangenen zwölf Monate und nicht wie bisher des gesamten Ebay-Lebens berücksichtigt. Wortfilter.de-Betreiber Axel Gronen kritisiert die Rabattaktion allerdings als "Mogelpackung": "Für die meisten Verkäufer sind 36 Prozent Rabatt unerreichbar", schreibt er auf seiner Website. "Ebay hat nämlich leider nicht berücksichtigt, dass die detaillierten Verkäuferbewertungen (DSRs) in Deutschland durchschnittlich viel schlechter ausfallen, als beispielsweise in den USA oder in Großbritannien. Das von Ebay für das Prämienprogramm geforderte DSR von 4,6 wird derzeit meiner Schätzung nach nur von ungefähr drei Prozent der Powerseller erreicht."

Ab Juni entfällt darüber hinaus wie in den USA die Möglichkeit für Händler, ihre Kunden zu bewerten. Ebay argumentiert hier mit größerer Sicherheit für die Käufer, da sich jetzt mehr Verbraucher trauen würden, Händler auch einmal negativ zu bewerten, ohne im Gegenzug selbst negative Rachebewertungen fürchten zu müssen. Um auch den Händlern mehr Sicherheit zu gewährleisten, sollen im Gegenzug unverlässige Käufer schneller von der Plattform verwiesen werden. Darüber hinaus dürfen Kunden die Händler auch erst mit einigen Tagen Verzögerung bewerten. Ärger über etwaige Kommunikationspannen sei dann schon verraucht und die Händler hätten die Chance, diese Probleme zu lösen, erklärt Groß-Selbeck.

Von der Senkung der Einstellgebühren verspricht sich der Ebay-Deutschlandchef eine Menge. Allein die Senkung im September von einem Euro auf 49 Cent habe die Zahl der Privatauktionen vor Weihnachten verdoppelt, so Groß-Selbeck. In den USA indes laufen die Profiseller seit Tagen Sturm gegen die angekündigten Neuerungen in Sachen Gebührenstruktur und Bewertungsmodell und rufen zu Warnstreiks und zum Boykott auf.

Wie finden Sie die neue Gebührenstrategie von Ebay? Verbessert das Auktionshaus damit seine Attraktivität oder handelt es sich lediglich um eine versteckte Preiserhöhung. Stimmen Sie ab in unserer "Frage der Woche". Wenn Sie sich für die neuen Ebay-Gebühren im Detail interessieren, finden Sie sie hier.

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