
Supermarkt.de-Vorstandssprecher Dominik Mühl
Supermarkt.de-Vorstandssprecher Dominik Mühl
Anfang Dezember 2011 startete in Hamburg der neue Online-Lebensmittelshop Supermarkt.de. 100 Tage nach dem Start steht Vorstandssprecher Dominik Mühl INTERNET WORLD Business Rede und Antwort.
Herr Mühl, Supermarkt.de ist vom Stapel und die Nachfrage in Hamburg offenbar so rege, dass Sie schon das Liefergebiet erweitern mussten. Hat alles so geklappt, wie Sie sich das vorgestellt haben?
Dominik Mühl: Der Start lief sehr gut und auch im Anschluss hat im Großen und Ganzen alles geklappt. Nach Start in Teilgebieten Hamburgs haben wir so positives Feedback und so viel Nachfrage aus anderen Gebieten Hamburgs, dass wir gleich die Flotte aufstocken mussten. Aber es gab auch kleine Pannen. Der erste Unfall mit einem Auslieferfahrzeug ist schon in der Testphase vor dem offiziellen Launch passiert. Und bei den extremen Minustemperaturen in den letzten Wochen ist uns auch einmal der Diesel eingefroren, so dass ein Fahrzeug gar nicht los kam. Da unsere Flotte noch nicht die Ausmaße wie bei großen Paketversender hat, können wir so eine Panne nicht spielerisch ausgleichen, sondern müssen schon improvisieren. Aber abgesehen von diesen überschaubaren Problemen ist das Geschäft sehr gut angelaufen und wird auch ordentlich nachgefragt.
Können Sie "sehr gut angelaufen" quantifizieren?
Mühl: Rewe hat in der "FAZ" über seinen Lieferservice einmal gesagt, dass sie an guten Tagen 100 Auslieferungen abwickeln würden. Da liegen wir schon drüber, auch wenn wir noch nicht so lange am Markt sind.
Welche Produkte werden denn vor allem nachgefragt?
Mühl: Bier läuft sehr gut. Generell funktioniert die Kategorie Getränke sehr gut. Da wir einen Mindestbestellwert von 25 Euro haben, wird bei uns in der Regel der geplante Wocheneinkauf getätigt. Obst und Gemüse sowie Süßigkeiten werden jedoch auch sehr stark nachgefragt.
Und wer bestellt?
Mühl: Das ist gemischt. Bei uns bestellen aktuell noch mehr Männer als Frauen. Doch der Frauenanteil in der Kundenzielgruppe wächst. Bei Betrachtung der Warenkörbe, wir ersichtlich auch viele Familien in der Zielgruppe sind. Insgesamt ist die Zahl der bestellten Positionen mit 20 bis 40 Produkten auf dem Bon sicher deutlich höher als bei anderen Online-Händlern.
Die großen Lebensmittelmärkte trauen sich wegen der hohen Lieferkosten nicht an den Webvertrieb ihrer Waren heran und behelfen sich mit Pick-Up-Stores. Werden Sie über die Lieferkosten, die Sie künftig verlangen wollen, Ihre Fixkosten decken. Oder wird das ein Subventionsgeschäft?
Mühl: Wir sind sicher, dass wir mit der Liefergebühr unsere tatsächlichen Kosten decken können. Das hängt sicher daran, wie effizient man seine Logistik betreibt und wie man logistisch aufgestellt ist. Wir haben zum Beispiel die so genannte "Grüne Stunde" eingeführt, bei der wir unseren Kunden anbieten, zu bestellen, wenn der Nachbar auch bestellt hat und so unnötigen CO2-Ausstoß zu verhindern, die Liefergebühren zu senken und Effizienz zu steigern.
Funktioniert das?
Mühl: Erstaunlich gut. Obwohl wir gegenwärtig noch keine Liefergebühr berechnen, kommt es trotzdem schon zu einer Bündelung der Aufträge in den grünen Stunden. Hier zeigt sich das Umweltbewusstsein unserer Kundschaft.
Welche Effizenzschrauben gibt es noch?
Mühl: Ich glaube, man kann da nicht eine bestimmte Schraube nennen. Vielmehr gibt es ein Sammelsurium an kleinen Schrauben, die man da drehen muss. Das ist die "Grüne Stunde", aber auch eine effiziente Kommissionierung im Lager, die Optimierung der letzten Meile oder Anpassungen des Shops auf die Anforderungen des Lebensmitteleinkaufs. Es gibt überall Kleinigkeiten, die man beachten muss, aber keinen Punkt, der den Quantensprung bedeutet.
Was sehen Sie gegenwärtig als größte Herausforderung?
Mühl: Die Effizienz der Logistik ist sicher eine große Herausforderung. Da sind wir schon ganz gut, aber nach zwei Monaten am Markt gibt es noch eine Menge Potenzial. Wir haben auch eine gute Nachfrage, müssen aber trotzdem in Teilen das gewohnte Verhalten von Nutzern aufbrechen. Vergleich bar mit dem Einwand der Buchkäufer die seinerzeit lieber in den Buchladen gingen um zu „stöbern“. Viele denken bei Lebensmitteleinkauf immer noch zuerst an den Supermarkt auf dem Heimweg und nicht an das Internet. Wir und die anderen Marktteilnehmer arbeiten sehr stark daran, das zu ändern.
Welche Pläne haben Sie da?
Mühl: Wir versuchen grundsätzlich erst mal auf uns aufmerksam zu machen und bieten Neukunden Anreize, damit sie uns einfach einmal ausprobieren können. Und natürlich ist es wichtig, Kunden in den Punkten, auf die sie besonders achten, nicht zu enttäuschen. Dazu zählen beispielsweise die Frische der Waren und die große Auswahl an Zeitfenstern für die Wunsch-Lieferung und Mindesthaltbarkeiten der gelieferten Produkte.
In Hamburg haben Sie sich schon breiter gemacht als zunächst gedacht. Wo zieht es Sie als nächstes hin?
Mühl: Wir werden den Hamburger Markt natürlich weiter erobern. Aber wir hätten uns nicht Supermarkt.de genannt, wenn wir auf immer nur hier regional agieren wollten. Geplant ist weitere Metropolen zu erreichen und werden in diesem Jahr wahrscheinlich auch noch aus Hamburg herausgehen. Aber ich kann Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob das Berlin, München, Frankfurt oder NRW sein wird. Hamburg ist und bleibt unser Heimatmarkt und war nicht nur für den Start in punkto Größe, Demographie und Geographie auf jeden Fall sehr passend.