
Maria Molland, Chief European Officer bei Fab
Maria Molland, Chief European Officer bei Fab
Das amerikanische Design-Shopping-Portal Fab hat große Pläne. Gerade hat das Unternehmen, das inzwischen über fünf Millionen Mitglieder zählt, seine dritte Finanzierungsrunde in Höhe von über 100 Millionen US-Dollar erhalten. Über die ehrgeizige Wachstumsstrategie sprach INTERNET WORLD Business mit Maria Molland, die das Europageschäft leitet.
Fab, das nach eigenen Angaben "am schnellsten wachsende E-Commerce-Unternehmen der Welt", hat am 19. Juli eine Finanzierung in Höhe von 105 Millionen US-Dollar bekanntgegeben. Mit dem Geld will der Online-Shop seinen Ausbau zur globalen Marke weiter vorantreiben.
Fab hat nur fünf Monate nach seiner Gründung die 1-Millionen-Mitgliedermarke überschritten. Wie haben Sie dieses Wachstum erreicht?
Maria Molland: Wir haben uns den Markt sowohl aus Sicht der Designer als auch aus Sicht der Konsumenten angesehen. Es gibt unzählige Designer auf der ganzen Welt, die zum größten Teil nur kleine lokale Märkte erreichen und denen es schwer fällt, ihre Geschäfte in diesen kleinen Märkten zu tätigen. Ihnen bieten wir eine Plattform auf der sie ihre Produkte länderübergreifend präsentieren und verbreiten können. Auf der Seite der Konsumenten herrscht die Sichtweise vor, dass Design zu teuer für den Durchschnittsverbraucher ist. Das wollen wir ändern: Wir wollen die Produkte bezahlbar machen und einer größeren Zielgruppe zugänglich machen. Ich denke, auf dem Markt war es genau die richtige Zeit, diese beiden Gruppen zusammenzubringen.
Welche Rolle spielt dabei Social Media?
Molland: Der Social Commerce bekommt eine immer größere Bedeutung. 50 Prozent unserer Nutzer kommen über soziale Netzwerke. Wenn einem Nutzer ein Produkt auf Fab gefällt wird es zum Facebook-Feed gesendet, so dass die Freunde es sehen können. Oder sie pinnen es gleich auf Pinterest. Viele Leute interessieren sich für unsere Produkte, weil sie so speziell sind. Selbst wenn sie nichts kaufen wollen, gehen sie auf unsere Website, um mehr darüber zu erfahren.
Fab-Mitgründer Jason Goldberg hat gesagt: "Wir wollen eine globale Marke schaffen wie Google, Facebook oder Coca-Cola". Mit welcher Strategie wollen Sie dieses ehrgeizige Ziel erreichen?
Molland: Wir wollten von Anfang an eine globale Marke werden. Deshalb haben wir uns wesentlich früher als die meisten anderen Firmen dafür entschieden, international zu werden. Wir arbeiten mit Designern auf der ganzen Welt zusammen, um Konsumenten global zu erreichen. Nach nur sechs Monaten haben wir den deutschen Online-Shopping-Club Casacanda übernommen, im Juni das Design-Portal Llustre in Großbritannien. Mittlerweile sind wir in Europa in 18 Ländern vertreten, 20 Prozent unseres Umsatzes kommt inzwischen aus Deutschland. Am wichtigsten ist es, die richtigen Mitarbeiter zu finden, denn die beste Strategie hilft nichts ohne die richtigen Leute. Inzwischen haben wir 400 Angestellte, letztes Jahr waren es noch 40.
Casacanda-Gründer Roman Kirsch sprach davon, dass Fab so groß wie Amazon oder sogar noch größer werden kann. Ist das angesichts des beschränkten Sortiments nicht ein bisschen vermessen?
Molland: Nein, das denke ich nicht. Es zeigt, dass man an den Nutzen glaubt, den man Designern und Konsumenten bietet. Wir wollen ein Problem lösen und unser Produkt zu den verschiedensten Leuten auf der ganzen Welt bringen. Ohne eine große Vision kommt man auch nicht dahin. Schauen Sie sich Steve Jobs an - er hat an seine Produkte geglaubt und sich darauf konzentriert, aus Apple das Bestmögliche machen. Um so groß wie Amazon zu werden, muss man Milliarden von Dollar investieren. Unser Ziel ist es, eine 500 Milliarden-Dollar-Firma zu werden. Dafür brauchen wir den richtigen Vorstand, die besten Investoren der Welt und die beste Vermarktung. Ich denke, unsere Einstellung zeigt einfach, dass wir etwas erreichen wollen - und wir haben bereits einiges erreicht.
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"Brasilien, Japan und die Türkei sind besonders interessant für uns"
Welche weiteren Märkte wollen Sie sich erschließen?
Molland: Zurzeit fokussieren wir uns auf Europa um sicherzustellen, dass wir hier richtig Fuß fassen. Weitere Expansionen sind in Brasilien, Japan und der Türkei geplant. Das sind Länder, die hinsichtlich der Bevölkerung und unter Design-Aspekten besonders interessant für uns sind.
Welche Zielgruppe spricht Fab an?
Molland: Grundsätzlich glauben wir, dass jeder mit Design etwas anfangen kann. Etwa 65 Prozent unserer Nutzer sind Frauen. Das Durchschnittsalter liegt zwischen 25 und 34 Jahren. Die zwei beliebtesten Kategorien in Deutschland und den USA sind Kunst und Beleuchtung. Unser Ziel in Deutschland und Großbritannien ist es, die Verkäufe pro Tag zu steigern. Dafür müssen wir neue Kategorien hinzufügen, die wir in den USA bereits haben, wie zum Beispiel Haushaltswaren oder Produkte für Kinder.
Was muss ein Webshop anders machen, um Frauen anzusprechen?
Molland: Wir wollen beide Geschlechter gleichermaßen ansprechen. Aber wir haben sicherlich Kategorien im Angebot, die Frauen mehr ansprechen, wie zum Beispiel Schmuck und Kleidung. Ich denke Frauen legen einen größeren Wert auf Ästhetik und Schönheit als Männer, was nicht heißen soll, dass Männern das egal ist.