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Einstweilige Verfügung gegen Amazon-Dokumentation
Sonstiges 08.04.2013
Sonstiges 08.04.2013

Einstweilige Verfügung gegen Amazon-Dokumentation Nicht "abgefüttert wie Schweine"

Waren die Arbeitsbedingungen der Amazon-Leiharbeiter doch nicht so schlecht wie berichtet? Das Leipziger Job-Touristikunternehmen CoCo, das für die Unterbringung der Hilskräfte zuständig war, hat gegen den Hessischen Rundfunk eine einstweilige Verfügung erwirkt.

Der Film "Ausgeliefert" des Hessischen Rundfunks, der Mitte Februar ausgestrahlt wurde, hatte berichtet, die Leiharbeiter würden "im Keller des Restaurants abgefüttert wie die Schweine". Zudem wurden die Unterkünfte als “heruntergekommen” bezeichnet. Gegen diese Vorürfe hat das Job-Touristikunternehmen CoCo aus Leipzig, das für die Unterbringung der Hilskräfte verantwortlich war, beim Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung erwirkt. Der Grund: Ein Speiseraum im Keller des Hotels existiere überhaupt nicht. Auch an vielen anderen Stellen sei der Film "fragwürdig". Der Hessische Rundfunk, der den Film für die ARD produzierte, räumte bereits Manipulation ein. Das berichtet Meedia.

Nach Ausstrahlung der Dokumentation hat Amazon den Vertrag mit CoCo nicht mehr verlängert und mitgeteilt, es sei "eindeutig nicht gelungen, die Einhaltung unserer hohen Standards auch durch den Dienstleister, der für Unterbringung, Transport und den Einsatz der Sicherheitskräfte verantwortlich war, zu gewährleisten".

Die Unterbrigung der Leiharbeiter war nicht das einzige Problem. Bei der Vermittlung der Leiharbeiter an Amazon durch den Personaldienstleister Trenkwalder wurde geltendes Recht verletzt, zeigte eine Untersuchung der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Möglichweise schon in dieser Woche droht Amazon ein Streik in seinem Leipziger Logistikzentrum. Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Mitglieder in Amazons Logistikzentrum in Leipzig zur Urabstimmung über einen Streik aufgerufen. Das Ergebnis war eindeutig: 97 Prozent derer, die an der Abstimmung teilnahmen, votierten für eine Arbeitsniederlegung. Mit der Abstimmung möchte Verdi den Druck auf Amazon erhöhen, die Gewerkschaft fordert die Aufnahme von Tarfiverhandlungen. Sondierungsgespräche waren ohne Ergebnis abgebrochen worden. Möglicherweise ist Leipzig erst der Anfang: Schon Anfang kommender Woche wollen auch die Mitarbeiter an den zwei Amazon-Standorten im hessischen Bad Hersfeld für höhere Löhne streiken. Heute soll mit der Betriebsleitung verhandelt werden.

Der Onlinehändler hat nicht nur seine Mitarbeiter verärgert, sondern auch die europäischen Händler, die über Amazon ihre Produkt verkaufen. Die Gebühren sind gestern je nach Sparte um bis zu 70 Prozent gestiegen. So erhöhte sich beispielsweise in Deutschland die Provision für den Verkauf von Autoreifen von sieben auf zehn Prozent. In Frankreich wird der Verkauft von DVDs, Musik und Videospiele teurer, in Großbritannien der von Elektronikzubehör. Die neue Kostenstruktur wirkt sich für Händler direkt aus: Da Amazon vorschreibt, dass die bei ihnen verkaufenden Händler ihre eingestellten Produkte auf keiner anderen Plattform günstiger anbieten dürfen, mindern höhere Gebühren den Gewinn.

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