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3.000 Händler geben auf
Sonstiges 01.09.2008
Sonstiges 01.09.2008

"3.000 Händler geben auf"

Axel Gronen betreibt seit 2002 den Blog Wortfilter.de, der sich ausschließlich mit der Entwicklung auf Ebay beschäftigt.

Axel Gronen betreibt seit 2002 den Blog Wortfilter.de, der sich ausschließlich mit der Entwicklung auf Ebay beschäftigt.

Die jüngsten Änderungen bei Ebay werden drastische Folgen für manche Händler haben, glaubt Ebay-Beobachter Axel Gronen.

Ebay-Beobachter Axel Gronen hält die jüngsten Änderungen der Verkaufsplattform nicht generell für falsch. Im Gegenteil: Kundenorientierung ist für den Marktplatz überlebensnotwendig. Trotzdem rät er allen Händlern, sich nicht nur auf den Marktplatz zu verlassen. Und: Bald wird es bis zu 3.000 Powerseller weniger geben, glaubt er.

Herr Gronen, was halten Sie von einer Paypal-Pflicht?

Axel Gronen: Auch wenn Ebay das bestreitet: Ich bin überzeugt, dass spätestens im nächsten Jahr Paypal zu einem Pflichtzahlungsmittel für gewerbliche Händler wird. Im Grunde wäre dagegen nichts einzuwenden – wenn denn Paypal zuerst seine Hausaufgaben machen würde und beispielsweise besser mit unberechtigten Käuferbeschwerden umgehen würde.
Der erste große Schritt ist schon gemacht: Ab dem 25. September müssen Ebay-Händler Paypal als Zahlungsweise in den Ebay-Shops akzeptieren. Damit gilt die Paypal-Pflicht faktisch schon heute für die meisten Händler, denn ohne Shops geht es bei Ebay kaum noch.

Was ist daran schlimm? Viele Händler bieten die Zahlungsmethode Paypal doch bereits freiwillig an?

Gronen: Und die anderen tun es deshalb nicht, weil die Margen so knapp sind, dass man nicht noch mehr Prozente an Ebay abgeben kann. Das greift massiv in die Kalkulation der Händler ein und ist in seiner Wirkung nicht berechenbar. Ich hätte es besser gefunden, wenn die Angebotsgebühren die Paypal-Gebühren bereits enthielten. 2005 gingen im Durchschnitt 8,1 Prozent der Umsätze an Ebay, jetzt sind es rund 10,5 Prozent.

Wird das direkte Auswirkungen auf die Händlerschaft haben?

Gronen: Gemeinsam mit anderen Änderungen bei Ebay wird das aus meiner Sicht in nächster Zeit bis zu 3.000 Powerseller entweder ganz aus dem Geschäft treiben oder zumindest aus Ebay. Allerdings steckt da auch eine gesunde Marktbereinigung drin. Ebay hat einen deutlichen Paradigmenwechsel vollzogen hin zu mehr Kundenorientierung.

Wie äußert sich der Paradigmenwechsel?

Wie äußert sich der?

Gronen: Der Wegfall der Verkäuferbewertungen hat den Käufern das Vertrauen in das System wiedergegeben. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, wird das auch in den Bewertungen ausgedrückt. Ebay hat endlich wieder erkannt, dass das Bewertungssystem und das Vertrauen der Käufer deren größtes Kapital ist. Wenn das Bewertungssystem kippen würde, wäre das ganze System Ebay gefährdet.
Die Bewertungen haben nun eine direkte Wirkung auf die Produktsortierung. Es gibt die Sortierung „Beliebteste Artikel“ zum Beispiel auf den Landing Pages, die von den Adwords-Kampagnen angesteuert werden. Wer bei den Nutzerbewertungen schlecht abschneidet, rangiert ganz unten in den Listen und spürt das sofort am Umsatz. Umgekehrt gibt es für Händler, die besonders gut bewertet werden, sogar Rabatte bei den Verkaufsgebühren. Derzeit qualifizieren sich immerhin 19 Prozent der Powerseller für diese Rabatte.

Ist Ebay damit unterm Strich für Händler attraktiver geworden?

Gronen: Ich bleibe dabei: Wer verantwortlich wirtschaften will, muss auch einen eigenen Shop aufbauen. Als Quasi-Monopolist ist Ebay bis zu einem gewissen Grad unberechenbar. Die meisten Powerseller haben zwar eine Website mit einem Shop, aber die sind bisher nicht wirklich relevant. Der Ebay-Verkauf ist doch so herrlich einfach: Der Traffic kommt von selbst. Die meisten Powerseller kennen sich vielleicht noch ein bisschen mit Adwords aus. Und sonst? Wie sieht ein guter Onlineshop aus? Welche Rolle spielt Usability? Wie mache ich gute Landing Pages und welche Art von Werbung muss ich betreiben? In diesen Punkten haben die meisten Ebay-Händler einen gewaltigen Nachholbedarf.

Mehr zur neuen Fespreis-Strategie von Ebay sowie ein Interview mit Frerk-Malte Feller, Geschäftsführer Marketplaces bei Ebay Deutschland, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 18/2008 von INTERNET WORLD Business (EVT: 1. September 2008).

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