Hannes Döring, Head of Asset Management bei Spreadshirt
Hannes Döring, Head of Asset Management bei Spreadshirt
Der Mass-Customization-Anbieter Spreadshirt hat sich geweigert, ein Shirt mit dem Motiv "I love PEGIDA" zu drucken. Hannes Döring, Head of Asset Management, erklärt, wie es zu der Entscheidung kam.
Eine Spreadshirt-Ex-Kundin hat über Facebook öffentlich gemacht, dass Sie ihr T-Shirt-Design mit der Aufschrift "I love PEGIDA" nicht drucken wollten. Wie hat die Netzgemeinde darauf bisher Ihnen gegenüber reagiert?
Hannes Döring: Im Moment werten wir noch alles aus und beobachten die Reaktionen. Aber ein erstes Fazit: Der Großteil der Reaktionen war positiv, zumindest haben wir seit gestern 3.000 zusätzliche Likes bei Facebook. Wir führen das auf die aktuelle Debatte zurück.
Wie sind Sie überhaupt auf das fragliche Design gestoßen? Wie läuft Content-Prüfung bei Spreadshirt ab?
Döring: Bei Spreadshirt kümmert sich die Abteilung Asset Management um die Sichtung von Designs. Im Hinblick auf anstößige oder ethisch fragwürdige Designs befinden wir uns immer im Spannungsfeld der subjektiven Erfahrungshorizonte und Meinungen. Dem komplexen Themenbereich der Ethik kann weder eine rein technische noch eine rein händische Prüfung gerecht werden.Ethische Maßstäbe können sich mit der Zeit oder auch durch plötzliche Tagesgeschehnisse ändern und ein Algorithmus kann ethische Vorstellungen nur schwer erkennen. Eine rein händische Prüfung kann dem Thema ebenfalls nicht gerecht werden, da einerseits ethische Maßstäbe ständiger Entwicklung unterworfen sind, und andererseits diese Prüfung stark von der persönlichen Meinung des einzelnen Mitarbeiters abhängig wäre. Deshalb versuchen wir, uns dem Thema offen und vielseitig zu nähern.
Was heißt das konkret?
Döring: Anstößige oder ethisch fragwürdige Designs können uns jederzeit von Partnern oder Kunden gemeldet werden und gelangen damit in eine gesonderte Prüfung. Wir haben zudem einen Ethikrat, der aus Mitarbeitern aus den verschiedensten Abteilungen zusammengesetzt ist und bei bedeutsamen Einzelfällen zur Beratung zusammenkommt.
War der Pegida-Fall ein Einzelfall oder haben Sie schon mal den Druck bestimmter Motive abgelehnt?
Döring: Täglich werden tausende Designs auf unsere Plattform hochgeladen. Motive, die gegen geltendes Recht verstoßen, werden nicht gedruckt, zum Beispiel pornografische, gewaltverherrlichende, diskriminierende, verleumderische, beleidigende oder markenrechtlich geschützte Inhalte. Andere Motive erfüllen zwar die gesetzlichen Rahmenbedingungen, sind aber ethisch fragwürdig, weil sie Hass oder Vorurteile transportieren beziehungsweise die Gefühle anderer Menschen in für uns nicht hinnehmbarer Weise verletzen. Diese Motive druckt Spreadshirt auch nicht. In der Grauzone von ethisch fragwürdigen Inhalten behalten wir uns generell die Entscheidung vor, Motive nicht zu drucken.