
Auf der ICANN-Konferenz in Peking kündigte Präsident Fadi Chehade eine Neuausrichtung sowie drei neue Büros an. Damit will die Organisation ihren globalen Aufgaben besser nachkommen und sich von den USA lösen.
Es war ein starkes Signal zum Veranstaltungs-Auftakt: In seiner Eröffnungsrede zur Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN)-Konferenz in Peking am 8. April 2013 hat ICANN-Präsident Fadi Chehade die weitere organisatorische Neuausrichtung angekündigt. Das berichtet der Verband eco. Bislang agierte die Organisation, die für den Namensraum im Internet verantwortlich zeichnet, von der Zentrale in Los Angeles aus. Nun löst sich die ICANN laut Chehade von ihrem "Center of Gravity" in den USA und verteilt die Verantwortung auf zusätzliche Zentralen in Istanbul und Singapur. Mit diesen drei gleichberechtigten "Hubs" will ICANN ihren globalen Aufgaben nachkommen. Präsident Chehade wird im ersten Jahr die drei Niederlassungen abwechselnd besuchen.
Gleichzeitig wurde die Eröffnung eines ICANN-Verbindungsbüros in Peking angekündigt. Von dort aus sollen die Bedürfnisse der asiatischen Internet Community besser bedient werden. China ist mit 564 Millionen Internetnutzern und 7,5 Millionen registrierten .cn-Domains eine der größten und am schnellsten wachsenden Communities weltweit. In seiner Eröffnungsrede bekräftigte Chehade zudem erneut das Multistakeholder-Modell der Organisation. Nach diesem werden alle Entscheidungen von Unternehmen, Regierungen und Zivilgesellschaft gleichberechtigt in einem Bottom-up-Prozess erarbeitet.
Der Verband der deutschen Internetwirtschaft eco, seit Jahren bei ICANN aktiv, unterstützt diesen Ansatz: "Das Multistakeholder-Modell ist das Regulierungsmodell der Zukunft. Nur wenn alle Beteiligten gleichberechtigt an einem Tisch sitzen, können wir die globalen Herausforderungen des Internets und der Informationsgesellschaft meistern", so eco Vorstand Oliver Süme. "Bestrebungen wie die der ITU, die Internetregulierung unter staatliche Leitung zu stellen, gefährden dieses Erfolgsmodell." Die UN-Behörde strebte bereits im Dezember 2012 eine zentralisierte Internetregulierung an.