Five People to Watch: Onlinegaming

Wen muss man im Bereich Onlinegaming kennen? Dwight Cribb, Geschäftsführer der Cribb Personalberatung in Hamburg, nennt die Leute, die derzeit die Themen bestimmen:
Wer sich von der aktuellen Diskussion um Paid Content und Social Media löst, kommt auf der Suche nach soliden, hoch rentablen Erlösmodellen im Internet nicht um die Onlinegames-Branche herum. Das ist ansich nichts Neues – der Markt hat spätestens 2003 einen Siegeszug angetreten, dessen Ende bis heute nicht absehbar ist, im Gegenteil. Doch es ist erstaunlich, wie wenig Bezüge es zwischen der Games- und dem Rest der ansonsten eng verwobenen Internetbranche gibt. Das wird spätestens beim Gang über Branchenmessen wie Gamescom und dmexco offenbar – vor Ort sind nur wenige Vertreter der jeweils anderen Seite des Internet-Highways zu treffen.
Dabei ist ein Blick in das Paralleluniversum Onlinegaming lohnenswert, denn hier gelingt es den Akteuren sozusagen spielend, sehr große Traffic-Mengen in sehr ordentliche Umsätze mit sehr ansehnlichen Renditen zu überführen.

Wer verstehen will, wie dieses Geschäft funktioniert, sollte Teut Weidemann, gefragten Berater und Meinungsmacher, kennenlernen. Weidemann ist Veteran und treibende Kraft der deutschen Gamesbranche. Wer ihn nicht kennt, kennt die Branche nicht. In ihm steckt
das geballte Wissen über die Entwicklung der Gamesbranche, von der Demoszene in den achtziger Jahren bis in die heutige Zeit der Browsergames. Wer Gelegenheit zu einem Gespräch mit ihm hat, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen.

Wegbereiter wie Weidemann haben ihren Teil dazu beigetragen, dass sich in Deutschland eine eigenständige und vielfältige Onlinegaming-Branche etabliert hat, zu der Player wie Travian, Gameforge, Innogames, Frogster Interactive, Gamigo und Alaplaya gehören. Ihre wirtschaftlichen Erfolge können international mithalten und sorgen für Nachfrage bei Investoren aus Übersee. Bestes Beispiel dafür ist Heiko Hubertz, CEO der Bigpoint GmbH. Heiko Hubertz ist der Inbegriff eines "Live Wire" Unternehmers, der anscheinend ständig unter Strom steht und sein Unternehmen zu einem der Großen der Branche gemacht hat. Im Jahr 2008 rückte Bigpoint auf die Weltbühne, als die deutschen Investoren Platz für Peacock (GE & NBC Universal) und GMT machten, die angeblich 110 Millionen US-Dollar für ihren 70-Prozent-Anteil zahlten. Das Unternehmen hat über 65 Millionen registrierte User und hört nicht auf zu wachsen.

Im Vergleich zu anderen Bereichen der Internet-Branche stehen Exits im deutschen Onlinegames-Markt selten auf der Tagesordnung – angesichts der Wachstumsphantasien lassen sich die Gesellschafter Zeit mit dem Verkauf ihrer Anteile. Selbst die Tatsache, dass sich die Branchenstimmung aktuell um ein paar Grad abgekühlt hat, ändert daran dank der Potenziale im Ausland wenig. Denn je nach Anbieter sind die Unternehmen mit zwischen 15 und 40 Sprachversionen am Start. So erschließen sie mit verhältnismäßig wenig Zusatzaufwand neue Länder und profitieren unter anderem vom Nachfrageboom in den Emerging Markets.
Angesichts dieser langfristigen Perspektiven überrascht es auch nicht, dass in vielen Fällen die Gründer selbst noch auf der Brücke stehen. Oder, wie im Fall von Florian Bohn, CEO Travian Games GmbH, die operative Verantwortung in die Hände einer neuen Generation von Managern übergeben. Bohn, ein Quereinsteiger, hat den CEO-Posten vor kurzem von Mitgründer Siegfried Müller übernommen. Mit über fünf Millionen aktiven Spielern in mehr als 50 Märkten sind die Anforderungen an das Management inzwischen gewaltig, insbesondere im Hinblick auf Prozesse und Standardisierung. Bohn repräsentiert die neue Garde, die nun das weitere Wachstum planen und managen muss.

Die hohen Ansprüche, die eine derart offensive Internationalisierung mit sich bringt, werden eindrucksvoll von Seth Iorio, VP Business Development Gameforge AG verkörpert. Iorio entwickelte einst selbst ein erfolgreiches Browsergame und ist eine Art Allzweckwaffe der
Gameforge-Gründer. Neben der Internationalisierung in über 50 Sprachen verantwortet er auch den starken personellen Aufbau – damit liegt die nationale und internationale Expansion weitgehend in seinen Händen. Das exzellente Employer Marketing und die innovativen Recruitingmethoden des Unternehmens bieten einen weiteren Grund, genauer hinzusehen.
Was macht die deutsche Onlinegame-Branche so erfolgreich? Vor allem sind es besonders niedrige Barrieren: Dank ihrer HTML-, Flash- oder Java-Browser kommen die Spiele ohne teure Hardware aus, wie sie für aufwändige Retail-Titel oft erforderlich ist. Auch die Vielzahl möglicher Sprachversionen fördert einen massenhaften Zugang, ebenso wie der Aufbau der Spiele, der einen leichten, schnellen Einstieg erlaubt aber viel Engagement für das Fortkommen voraussetzt. Nicht zuletzt führt das verbreitete Freememium-Modell dank Kostenlos-Nutzung kontinuierlich neue Player zu. Das günstige Verhältnis zwischen überschaubaren Entwicklungskosten und der Zahlungsbereitschaft einer großen Zahl von Stammkunden macht das Geschäft auch monetär reizvoll. Rahmenbedingungen, die inzwischen auch Investoren anlocken wie Ibrahim Evsan, dem Gründer von Sevenload, der jetzt einen Neustart mit einem Social-Gaming-Projekt wagt.

Eine weitere wichtige Grundlage für die internationale Wettbewerbsfähigkeit sind nationale Netzwerke, zu denen kluge Menschen wie Andreas Gerber, CEO xaitment GmbH, gehören. „Stop the Zombies – give em brain!“ lautet das Motto der Softwareschmiede, die
Gerber 2004 gründete. Sein Ziel sind Computerspiele, bei denen der Spieler nicht mehr erkennt, ob er gegen menschliche oder künstliche Gegner spielt. Seine Software liefert die nötige künstliche Intelligenz, wofür er und sein Team international Anerkennung bekommen.
Welche weiteren „People to watch“ aus der Onlinegaming-Branche fallen Ihnen ein? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.
Im nächsten Branchentalk geht es an dieser Stelle um Persönlichkeiten aus dem Bereich Affiliate Marketing. Wer sind aus Ihrer Sicht die herausragenden Movers und Shakers in diesem Bereich, wer sind die kommenden? Mailen Sie uns.