Bei der Realitätserweiterung durch technische Devices lässt sich dieses Jahr ein neuer Trend feststellen: Hearables. Angelehnt an den Begriff Wearables sorgen diese Kopfhörer für eine aufmerksamkeitsstarke Präsenz - und eignen sich so fürs Marketing.
Messen wie der Mobile World Congress, die CeBIT und Co zeigen alljährlich, welche Trends und Mobile-Neuheiten den Markt prägen und weitere Entwicklungen bestimmen. Das Thema Augmented Reality, also die Erweiterung der Realität durch AR-Brillen oder Wearables wie Smartwatches oder Activity Tracker, steht dort seit Langem hoch im Kurs.
Wearables ermöglichen durch computerbasierte Sensorik und Datenerfassung beispielsweise die Messung von Laufstrecken, Herzfrequenzen, Kalorienverbrauch etc. In Zeiten der Selbstoptimierung sind diese kleinen Alltagshelfer nicht mehr wegzudenken und bedienen einen weltweit wachsenden Markt: Laut Prognose des IDC Research sollen im Jahr 2019 insgesamt rund 185 Millionen Wearables abgesetzt werden.
Hörgewaltiger Trend: Hearables
Bei der Realitätserweiterung durch technische Devices lässt sich dieses Jahr ein hörgewaltiger Trend feststellen: Hearables. Angelehnt an den Begriff Wearables sorgen diese neuen Kopfhörer für eine aufmerksamkeitsstarke Präsenz. Eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren im Zuge der technischen Entwicklungen und dem Einstieg renommierter Hersteller verstärken wird.
So unterschiedlich die Schwerpunkte der Anwendungs- und Nutzungsszenarien derzeit noch sind, das Potenzial von smarten Kopfhörern im Alltag zur Informations- und Entertainmentsteigerung ist hoch.
Entscheidend dabei ist, dass das Smartphone durch intelligente Kopfhörer nicht nur funktional und alltagstauglich erweitert werden kann, sondern Hearables als eigenständiges Device den Bildschirm mehr und mehr in den Hintergrund drängen werden.
Plugged off - Faszination Hören
Am Anfang jeder neuen Entwicklung geht es um das richtige Wording und die entsprechende Definition: Wann wird ein Kopfhörer eigentlich zum Hearable? Und ist das der richtige Begriff, der die Eigenschaften des neuen Produkts treffend umschreibt? All das wird sich im Laufe der Zeit entscheiden und ebenfalls mit Produktdifferenzierungen einhergehen. Aber ein Aspekt ist beim Kopfhörer entscheidend und wird es auch immer sein: der Sound. Kabellose Kopfhörer müssen via Bluetooth-Verbindung eine sehr gute Klangqualität ohne Unterbrechungen gewährleisten. Nur so wird es Herstellern gelingen, sich auf dem Markt erfolgreich durchzusetzen und die technische Entwicklung der smarten Devices weiter voranzutreiben.
Neben einer kabellosen Nutzung von Kopfhörern bedarf es aber noch weiterer Eigenschaften, um Hearables auch wirklich smart nennen zu können. So können bei Kopfhörern einige wichtige Funktionen, die vorher nur dem Smartphone zukamen, in der akustischen Schnittstelle integriert werden. Musik kann beispielsweise direkt von den Kopfhörern abgespielt und Telefonate durch Bewegungssensoren angenommen werden. Die Befehle werden durch eine vorher definierte Kopfbewegung ausgeführt. Das Gespräch wird dann über die eingespeisten Mikrofone geführt. Mit dieser Entwicklung rückt der Screen des überall präsenten Smartphones in den Hintergrund und ermöglicht den Usern, nicht permanent das Visual Interface nutzen zu müssen, sondern für die Umwelt offen zu bleiben.
Durch die Integration von Prozessoren und Betriebssystemen in die Ohrstecker erschließen sich auch neue Funktionen, welche weit über das Telefonieren und Musikhören hinaus auf das Thema Augmented Reality abzielen. So lassen sich Umweltgeräusche filtern, sodass man diese auf die Bedürfnisse im Alltag anpassen kann. Mit sogenanntem Noise Cancelling werden Laute, die eine bestimmte Dezibelzahl überschreiten, automatisch minimiert. Genauso können bestimmte Frequenzen an Situationen angepasst werden. Der Sound verändert sich nach der Umgebungskulisse - je nachdem, ob man sich gerade in einem Café, in einem Stadion oder einer U-Bahn befindet. Wenn die technischen Voraussetzungen geschaffen sind, heißt das im Umkehrschluss aber auch, dass die positive Verstärkung von Frequenzen möglich ist und somit beispielsweise separate Hörgeräte überflüssig werden.
Andere Funktionen wie das bereits erwähnte Fitnesstracking, was bisher über Smart Watches gesteuert wurde, können in Zukunft ebenfalls über die Hearables gehandhabt werden - und das sogar in besserer Qualität. Denn anders als beim Handgelenk bieten die stoßgedämpften Kopfhörer validere Daten und für die Messung der Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung. Durch das dünne Gewebe ist das Ohr dafür schlichtweg der zuverlässigere Datenlieferant. Die Voraussetzungen für vielfältige Einsatzmöglichkeiten sind also vorhanden.
Marketing Hearstars - Werbebotschaften, die bereichern
Neben den bereits genannten Funktionen der Hearables ist für die Werbebranche interessant, welche Möglichkeiten sich aus dieser Neuerung für sie ergeben. Dreh- und Angelpunkt ist in diesem Fall, neben der technischen Entwicklung der Betriebssysteme und Akkulaufzeit, vor allem die Verbesserung des Sprachassistenten. Warum sollte eine Ticketbestellung oder der abendliche Online-Einkauf über eine App über das Smartphone getätigt werden? Wenn man mit den Hearables auf dem Weg zur Bahn ist, kann via Sprachbefehl das geeignete Ticket oder eben die fehlenden Zutaten für das Abendessen über den Lieferdienst direkt bestellt werden. In diesem Zuge können dann auch ganz individuell Empfehlungen und entsprechende Werbebotschaften über die akustische Schnittstelle geliefert werden.
Im Moment erregt das Audio-System Echo von Amazon mit dem Voice-Interface Alexa für viel Aufsehen. Denn durch die digitale Vernetzung von Geräten, bereichert die Steuerung von Devices und Informationsbeschaffung via Sprachbefehl den Alltag in den eigenen vier Wänden. Der In-Ear-Kopfhörer The Dash von Bragi lässt erahnen, dass diese Entwicklung auch zunehmend für die mobile Nutzung in Frage kommt. Der integrierte Minicomputerprozessor liefert individuelle Informationen wie Fahrplanauskünfte, Navigation sowie Fitnessdaten und ist bestückt mit Sensortechnologie und Voice Interfaces. Warum also nicht darüber nachdenken, ob die Hearables als mobiles Pendant zum Echo das Bedienungs- und Einkaufselement der Zukunft sind - und zwar überall und jederzeit?
Beispiel: Start-up Doppler Labs
Neue Ansätze, die aus Marketing-Sicht interessant sind, zeigt das Start-up Doppler Labs: Mit ihrer Here-One-Technologie haben sie die Möglichkeiten des Kopfhörereinsatzes im Stadion der Basketballmannschaft Cavaliers getestet. Durch den Filter der Geräuschkulissenreduktion kann sich jeder Zuschauer die Lautstärke individuell anpassen. Zudem können so Zusatzinformationen, Kommentare und Spielstände über die In-Ears als Stream zur Verfügung gestellt werden.
Denkt man diese Möglichkeiten weiter, lassen sich diese Ansätze in Zukunft auch aus Marketingsicht nutzen. Bei Sportevents können individuell auf den Nutzer angepasste Werbespots in der Pause ausgespielt werden. Bestimmte zusätzliche Features wie Spielkommentare etc. können von Unternehmen gesponsered oder beispielsweise Sportartikel empfohlen werden, die man direkt online kaufen kann.
Dies sind nur einige Beispiele für Möglichkeiten, die sich bei den Hearables ergeben - und das Potenzial, neue Standards zu setzen, ist auf jeden Fall gegeben.