
Philipp Thurmann, Gründer und Geschäftsführer Strategie der Berliner Social-Media-Agentur Buddybrand
Philipp Thurmann, Gründer und Geschäftsführer Strategie der Berliner Social-Media-Agentur Buddybrand
Facebook verzeichnet immer mehr Nutzer - doch die Beliebtheit bei der Zielgruppe der "Tweens" nimmt stetig ab. Welche Apps bewegen also eine Generation, die wie keine andere vor ihnen mit ihrer Umwelt vernetzt ist?
"Seit heute Morgen umfasst die Facebook-Gemeinschaft offiziell zwei Milliarden Nutzer" verkündete Ende Juni der Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Allein in Deutschland sind mehr als 30 Millionen Menschen jeden Monat auf der Plattform aktiv, 23 Millionen davon sogar täglich.
Gleichzeitig verliert Facebook jedoch weiter an Relevanz in der Zielgruppe der "Tweens" also der 8- bis 13-Jährigen. Denn dass ein Netzwerk, auf dem bald die ganze Familie angemeldet ist, für einen 13-Jährigen nicht sonderlich cool ist, dürfte wohl niemanden überraschen.
Die Ursache dafür liegt jedoch nur teilweise an den Profilen der eigenen Familie. Zusätzlich wird Facebook als Nachrichtenkanal für die Zielgruppe der Tweens zunehmend uninteressanter. Verstärkend wirkt hier der Trend hin zu Bilder-, Musik- und Videoplattformen. Denn für viele Tweens sind genau diese Plattformen am relevantesten, um sich im Freundeskreis auszutauschen und um mit ihrem digitalen Umfeld zu kommunizieren.
Welche Apps bewegen also eine Generation, die wie keine andere vor ihnen mit ihrer Umwelt vernetzt ist? Die sich zu alt für Trickfilme fühlt, aber die Phase der Pubertät noch vor sich hat. Die sich in der digitalen Welt vor allem durch Influencer und Idole beeinflussen lässt, bei denen gleichzeitig aber auch Verantwortungsbewusstsein, Differenzierung und Innovation eine immer größere Rolle spielen?
Musical.ly und Live.ly
Musical.ly und Live.ly sind genau solche Apps. Auf Musically können die "Muser" genannten Nutzer, 15 Sekunden lange Selfie-Musikvideos aufnehmen, weiter bearbeiten und anschließend teilen. Der Clou: Niemand singt hier selbst. Stattdessen ist alles Playback.

Musical.ly
Aufgrund des Fokus auf Musikvideos, ist Musically so vor allem für Marken aus der Musik- und Filmbranche naheliegend. Zu beachten ist jedoch, dass die Videos sehr kurz sind, die Produkte müssen also schnell erkennbar sein. Interessant für Unternehmen ist aber auch, dass dreiviertel der bisherigen 133 Millionen User weiblich sind.
Lively funktioniert auf den ersten Blick ähnlich, auch hier geht es vor allem um die Produktion von eigenen Videos. Allerdings liegt hierbei der Fokus auf Live-Videos und statt Likes werden hier Emojis vergeben. In Livestreams geht es deshalb meistens darum, die Zuschauer dazu aufzufordern, Emojis zu vergeben. Wird eine bestimmte Grenze erreicht beispielsweise 200 Emojis, erfolgt hierauf eine Handlung. Das Spannende: Die Handlung ist im Livestream direkt zu sehen. Auch besitzt ein Account keine Followerzahlen, sondern lediglich einen Wert der die bisher erhaltenen Emojis widerspiegelt.
Influencer Marketing auf Musical.ly
Aber wie können Unternehmen jetzt konkret auf einer der Apps ihr Produkt vermarkten? Ein gutes Beispiel für gelungenes Influencer-Marketing auf Musical.ly ist die von Coca-Cola im Juni 2016 gestartete Kampagne unter dem Hashtag #shareacoke.

Live.ly
Verschiedene bekannte Muser produzierten dafür kurze Musicals unter eben jenem Hashtag. In den Musicals forderten sie ihre Follower dazu auf, ebenfalls Musicals unter dem Hashtag zu posten. Als Gewinn winkte ein Face-Time-Anruf mit dem Sänger Jason Derulo. Insgesamt wurden so mehr als 140.000 Musicals eingereicht. Bedenkt man, dass die einzelnen Muscals selbst noch einmal dutzende Male angeschaut wurden, konnte Coke damit eine enorme Reichweite generieren.
Für Unternehmen außerdem spannend, sowohl Musical.ly und Like.ly bieten die Möglichkeit, Inhalte schnell und einfach auf Instagram zu teilen. Im Zuge einer Kampagne kann das deshalb relevant werden, da durch Verlinkungen und Analytics auf Instagram mehr Möglichkeiten zur Erfolgsmessung vorhanden sind, als auf Musical.ly oder Live.ly.
Außerdem haben viele Influencer durch diese Verlinkung parallel zu Musical.ly eine große Reichweite auf Instagram aufbauen können, so zum Beispiel Deutschlands bekannteste Muser Lisa und Lena. Deshalb eignen sich die Musical.ly-Influencer sehr gut auch als Testimonials für Unternehmen und eine Kombination aus beispielsweise Instagram und Musically kann sich so gegenseitig ergänzen und das Engagement zusätzlich antreiben.