
Philipp Thurmann, Gründer und Geschäftsführer Strategie der Social-Media-Agentur Buddybrand
Philipp Thurmann, Gründer und Geschäftsführer Strategie der Social-Media-Agentur Buddybrand
Instagram ist beliebter denn je: Eine Milliarde Nutzer, mindestens genauso viele Influencer und Stories. Mit IGTV kommt nun der nächste Clou - doch was genau ist das überhaupt und warum sollten wir in eine neue Videoplattform investieren, wenn es doch schon YouTube gibt?
Angefangen 2010 als Hipster-Foto-Plattform und bald von Facebook übernommen, gewann Instagram neben zahlreichen neuen Nutzern auch stetig innovative neue Features hinzu. Rückblickend ist unverkennbar, wie schnell Bewegtbild dabei an Bedeutung gewann.
2013 wurden 15-sekündige Videos für den Feed eingeführt, später wurden daraus 60 Sekunden und 2016 kupferte Instagram mehr als erfolgreich die Storyfunktion von Snapchat ab. Damit wurde Instagram Teil einer neuen Bewegtbild-Ära, die nun mit dem Start von IGTV konsequent weitergeführt wird.
Nachdem bisher bei 60 Sekunden Schluss war, können mit IGTV erstmals Videos mit einer Länge von bis zu 60 Minuten hochgeladen werden. Das Besondere daran: sämtliche Inhalte müssen im Smartphone-tauglichen Hochformat bereitgestellt werden.
Die Sehgewohnheiten ändern sich
Vor den Stories wurden Inhalte wie selbstverständlich im Breitbildformat aufgenommen, egal für welches Medium. Instagram setzte schon zu Beginn auf ein quadratisches Postformat, doch die wahre Revolution in Sachen Smartphone-Freundlichkeit erreichte uns erst mit dem Durchbruch der Stories, denn zum ersten Mal mussten wir das Handy nicht mehr drehen, um Videoinhalte bildschirmfüllend betrachten zu können.
Hört sich banal an, ist aber alles andere als das, denn wer - egal auf welchem Kanal - erfolgreich sein möchte, muss sich an die Lebenswelten und Bedürfnisse der Nutzer anpassen. Deshalb braucht ein Smartphone auch keine Inhalte, die für den Fernseher oder die große Leinwand produziert sind.
Gefühlt gucken wir schon jetzt 90 Prozent der Zeit auf unsere Smartphones - und einen großen Teil davon verbringen wir mit Social Media. Nach dem Erfolg der Stories ist IGTV deshalb nur ein konsequenter nächster Schritt in Richtung der User. Auf der anderen Seite wird IGTV auch als Angriff auf YouTube gesehen, das immerhin die meistgenutzte Videoplattform der Welt ist.
Ist IGTV eine Konkurrenz für YouTube?
Die unzähligen großen YouTube-Stars mit ihren zigtausend Abonnenten werden wohl nicht einfach so zu IGTV überwandern. Das Potenzial des Newcomers sollte dennoch nicht unterschätzt werden. Die tiefe Einbindung in das Ökosystem von Instagram mit seiner riesigen Community ist ohne Frage der größte Vorteil für IGTV als neue Videoplattform.
Neben einer eigenständigen App ist der IGTV-Content auch direkt über einen markanten Button auf dem Homescreen der Instagram-App zu erreichen, über die wir benachrichtigt werden, wenn unser Lieblings-Instagrammer ein neues Video auf IGTV veröffentlicht.
Und auch diesen Trend müssen wir berücksichtigen: Wenn wir heute über Influencer sprechen, meinen wir meistens Persönlichkeiten, die vor allem auf Instagram zuhause sind. Statt die Follower zum Betrachten ihrer Videos auf andere Plattformen zu lenken, liegt es nahe, die gesamte Fanbase einfach in der App zu behalten - ein Vorteil für Creator, Nutzer und selbstverständlich auch für Instagram.
IGTV als Chance für Unternehmen
Anzeigenformate waren zum Start von IGTV noch nicht verfügbar, aber wer Instagram und Facebook kennt, weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Werbung und Monetarisierungsoptionen eingeführt werden. Bis dahin bietet es sich gerade zu diesem frühen Zeitpunkt an, in Inhalte für IGTV zu investieren.
Ob Making-ofs, Interviews, Shows oder Influencer-Kooperationen: Wer sich auf der neuen Plattform schon jetzt als First Mover einen Namen macht, profitiert von besonders hoher Sichtbarkeit, zumal der Content bei IGTV eine höhere Halbwertszeit hat als einfache Posts und auch noch deutlich später gefunden und konsumiert werden kann.
Wie erfolgreich IGTV letztendlich wird, hängt einzig und allein vom Content ab. Eines ist längst klar: Wer langfristig erfolgreich sein will, muss das Hochformat immer mitdenken. So schmerzlich es für den einen oder anderen klassischen Kreativen auch sein mag - die Zukunft ist vertikal.