Jetzt ist es passiert: Nach einer langen Ankündigungsphase stellen heute über 1.400 Unternehmen ihre Webangebote auf den neuen Adressen-Standard IPv6 um. Was ändert sich für Sie?
Im Februar 2012 ging eine Meldung durch das Netz: Es gibt keine Online-Adressen mehr. Die für die Vergabe von IP-Adressen zuständige Internet Assigned Numbers Authority (IANA) hatte die letzten der 4,3 Milliarden verfügbaren IP-Adressblöcke nach dem alten Standard IPv4 an die Regional Internet Registries verteilt. Damit war klar: An dem neuen Standard Ipv6, dessen 32-stellige Zahlencodes unglaubliche 340 Sextillionen Adressen zulässt, führt kein Weg vorbei. Schließlich werden für Neuentwicklung wie das "Internet der Dinge", durch das nicht nur PCs, Tablets und Smartphones, sondern auch Fernseher, Kühlschränke und Haustechnik internetfähig werden, sehr viele neue Adressen gebraucht.
Mit der heutigen Umstellung sollen IPv4 und IPv6 einige Jahre zunächst parallel laufen, bei Anfragen werden sowohl alte als auch neue IP-Adresse einer Website ausgegeben. So sollen Migrationsprobleme vermieden werden, denn die beiden Standards sind nicht miteinander kompatibel. Vor allem große Firmen und internationale Anbieter gehören zu den ersten, die am heutigen Launchtag erstmals ihre neuen IPv6-Adressen testen; kleinere Unternehmen sollen schrittweise folgen. Die User merken von der Umstellung im Idealfall nichts; selten können Internet-Verbindungen etwas langsamer sein, in Einzelfällen müssen Router-Einstellungen verändert oder die Router-Software aktualisiert werden.
Was ist mit Datenschutz?
Die höchsten Wellen schlägt der IPv6-Launch-Tag im Bereich Datenschutz: Denn mit dem neuen Adressen könnte jeder User für jedes seiner internetfähigen Geräte eine eindeutige Internetadresse bekommen - und so leichter und kanalübergreifend identifiziert werden. Dieses datenschutzrechtliche Problem kann mit der so genannten Privacy Extension behoben werden, welche die zweite Hälfte der IP-Adresse verschlüsselt, so dass diese nicht mehr eindeutig zu einem User führt. Die großen deutschen Internet-Provider haben ihren Kunden einen entsprechenden Schutz versprochen. "Die Datenschutzbehörden in aller Welt werden darauf achten, dass die entsprechenden Anforderungen in der Praxis beachtet werden", ließ der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, verlauten. Noch unklar sind die Datenschutzbedingungen im mobilen Netz: So ist beispielsweise bei Android-Smartphones die Datenschutz-Option - und damit auch die Nutzung der Privacy Extensions - nicht standardmäßig aktiviert.