Social Commerce ist im Kommen. Die Social-Media-Plattformen führen deshalb nach und nach neue Shopping-Funktionen ein. Sie sollen Impulskäufe fördern.
Zunehmend kaufen die Deutschen über ihr Smartphone ein. Etwa drei Viertel der Befragten greift beim Online-Shopping zum Handy: Je jünger die Menschen desto ausgeprägter ist dieses Verhalten. Meist läuft das über die Shopping-Apps der einzelnen Anbieter, seltener wird deren Website aufgesucht - zu umständlich für einen schnellen Impulskauf, der im Übrigen durchaus üppig ausfallen kann. Tatsächlich ist es nicht unüblich, dass selbst Luxusartikel für mehrere Hundert Euro mal schnell so nebenbei über das Smartphone gekauft werden.
Der "Mobile Commerce“ spielt Social Media in die Hände. Denn dort sind die User unterwegs und sie beschäftigen sich dort auch mit Marken, wenn diese beispielsweise von Influencern angepriesen werden. Die Plattformen unternehmen deshalb verstärkt Anstrengungen, den Nutzern den "Social Commerce" zu erleichtern. Ziel der Bemühungen ist es, den Kunden gar nicht mehr von der eigenen Plattform zu lassen: Von der Inspiration über das Entdecken des Produkts bis hin zum abgeschlossenen Kauf soll der gesamte Prozess möglichst nahtlos abgewickelt werden können. "Social Commerce ist das große Thema auf allen Kanälen", sagt Sabrina Prumbs, Sales Director bei der Agentur Territory Influence.
TikTok: Erste Tests
Seit einiger Zeit experimentiert Tiktok, der Shootingstar unter den Social-Media-Plattformen, mit "Shoppable Video Posts". Entdeckt wurde dies vom Inhaber einer Agentur in China, der daraufhin auf Twitter darüber postete. Zu sehen war ein Video mit einem Influencer im Pandabär-Outfit. An diesem Kostüm interessierte User konnten nun theoretisch auf das Bild klicken und landeten dann direkt im Online Shop des Influencers - ohne die TikTok-App verlassen zu müssen.
Wann diese Ads tatsächlich angeboten und gebucht werden können, ist unklar. Auf Nachfragen bestätigte TikTok den Test, gab aber nur an, damit als Erstes in den USA starten zu wollen. Weitere Details wurden nicht genannt.
YouTube: Shopping Ads
Im November führte auch YouTube Shopping-Anzeigen auf seiner Startseite sowie auf den Youtube-Suchergebnissen ein. Klicken die Nutzer auf diese Ads, gelangen sie direkt auf die Websites der Einzelhändler und können dort einkaufen. Wenn also ein Nutzer beispielsweise Interesse am Joggen hat und sich auf YouTube entsprechende Videos ansieht, könnte er nun Anzeigen von Händlern zu sehen bekommen, die Laufbekleidung oder Joggingschuhe anbieten.
Marken wie Puma nutzen das Angebot, um in der Vorweihnachtszeit neue Kunden zu erreichen. "Wir wollen als Marke dort sein, wo sich die Verbraucher aufhalten", so Rick Almeida, Vice President E-Commerce bei der Puma Group. Mit dem neuen Werbeformat könne das Unternehmen seine Shopping-Strategie nun auch auf YouTube ausdehnen.
Google: Showcase Ads
Zeitgleich macht Google jetzt auch seine Showcase-Shopping-Anzeigen in der Bildersuche für alle Interessenten verfügbar, wovon man sich im Vorweihnachtsgeschäft einiges verspricht. Damit reagiert Google auf den Trend, dass Produktfotos bei der Suche eine immer größere Rolle spielen.
Suchen User also beispielsweise nach Wohnzimmereinrichtung oder aber einem Abendkleid, tun sie dies zunehmend auch über die Bildersuche. Genau dort können Werbungtreibende mit dazu passenden Bild-Anzeigen erscheinen. Die Fotos der Produktanzeigen haben ein "Gesponsert“-Label und ein Preisschild-Symbol. Fährt ein Nutzer mit der Maus über das Preisschild-Symbol, werden die Preise der Artikel, der Markenname sowie weitere Produktinformationen angezeigt. Buchbar ist diese Anzeigenform in den unterschiedlichsten, aber nicht in allen Produktkategorien.
Instagram: In-App Checkout
Instagram ist die Social-Media-Plattform, die den Social Commerce am meisten perfektioniert hat. Dies liegt zum einen daran, dass sich hier ein Großteil der Influencer tummelt und damit viel über Marken vor allem aus dem Fashion- und Beauty-Bereich gesprochen wird. Es liegt aber auch daran, dass es eine wachsende Zahl von Online Shops gibt, die eine Instagram-only-Strategie verfolgt, also die Bewerbung ihrer Produkte sowie die gesamte Kommunikation mit ihren Kunden ausschließlich über Instagram abwickelt.
Im Frühjahr rollte Instagram nun eine Checkout-Funktion aus, mit der es möglich ist, die Kunden bis zum Bezahlvorgang auf der Plattform zu halten. Bislang beteiligen sich an dieser Testphase, die nur in den USA läuft, rund zwanzig Marken, darunter Unternehmen wie Adidas, Burberry, H&M, Nike und Zara. Wenn also der User in einem Video von H&M mehr über die gezeigten Produkte erfahren will, werden ihm weitere Details präsentiert. Anschließend kann er Größe und Farbe aussuchen und dann den Checkout einleiten. Hat er hier schon einmal seine Daten hinterlegt, lässt sich der Kauf mit einem weiteren Touch auf dem Smartphone abschließen. Bezahlt werden kann mit Kreditkarte oder via PayPal. Unternehmen, die das Feature nutzen, können die Customer Journey damit deutlich verkürzen. Dafür müssen sie allerdings eine nicht näher bekannte Gebühr pro Verkauf an die Instagram-Mutter Facebook abführen.
Pinterest: Shopping Ads
So weit wie Instagram war die Fotoplattform Pinterest bereits im Sommer 2015. Damals hatte Pinterest mit "Buyable Pins“ einen Checkout angeboten. Der wurde aber drei Jahre später wieder eingestellt.
Trotzdem hat Pinterest nach und nach verschiedene Variationen von Shopping Ads eingeführt. Seit März können Unternehmen Shopping Ads direkt aus den Feeds heraus schalten und über den Ads Manager verwalten.
Außerdem können sie in der Katalogfunktion ihr gesamtes Sortiment hochladen und daraus Shopping-Anzeigen erstellen. Einzelne Artikel können in kaufbare Produkt-Pins umgewandelt werden. Pinterest dient vielen Usern als Inspirationsquelle, auch beim Shopping. Da sollen Impulskäufe möglichst leicht fallen.