
Start-ups sind da, um gekauft zu werden. Betrachtet man die Shopping-Freude der großen Internet-Konzerne kann man leicht diesen Eindruck gewinnen. INTERNET WORLD Business zeigt, wo Facebook-Chef Mark Zuckerberg in den vergangenen Monaten zugeschlagen hat

Die letzte Übernahme liegt nur wenige Wochen zurück. Ende März kauft Facebook für zwei Milliarden US-Dollar den Datenbrillen-Entwickler Oculus. Das soziale Netzwerk legt dabei 400 Millionen US-Dollar in bar und 23,1 Millionen Aktien im Gesamtwert von 1,6 Milliarden US-Dollar auf den Tisch.
Die Datenbrille wurde für Computerspiele konzipiert und zeigt dem Benutzer über zwei getrennte Bildschirme eine 3D-Umgebung, die sich durch Kopfbewegungen verändert. Bisher hat Oculus noch kein serienreifes Produkt auf den Markt gebracht, Mark Zuckerberg glaubt wohl dennoch an die Entwickler aus Kalifornien

Es war der bisher spektakulärste Deal in der Geschichte des sozialen Netzwerks: Im Februar 2014 gibt Facebook bekannt, den Messaging-Dienst WhatsApp zu kaufen - für 16 Milliarden US-Dollar. Nur ein Monat zuvor hatte WhatsApp-Gründer Koum noch eifrig dementiert, sein Unternehmen verkaufen zu wollen.
Die Kaufsumme setzt sich auch hier aus Facebook-Anteilen (in Höhe von zwölf Milliarden US-Dollar) und Barem (vier Milliarden US-Dollar) zusammen. Nach Angaben von Facebook soll WhatsApp weiterhin unabhängig bleiben und die App weiter bestehen

Im Januar 2014 hat sich Mark Zuckerberg gleich zwei Start-ups zu eigen gemacht. Mitte des Monats übernimmt Facebook Branch Media, das die Diskussionsplattform Branch und den Dienst zum Austausch von Weblinks Potluck entwickelt hat. Die beiden Services sollen auch weiterhin "außerhalb von Facebook" bestehen bleiben. Wie viel das Netzwerk für das Start-Up gezahlt hat, gab Facebook nicht bekannt - die Rede ist von einem Kaufpreis von rund 15 Millionen US-Dollar

Nur wenige Tage zuvor wurde bekannt, dass der Konzern die indische Firma Little Eye Labs übernommen hat. Der Kaufpreis soll zwischen zehn und 15 Millionen gelegen haben. Facebook hat sich das Start-up zum Ausbau seines Android-Developer-Teams zugelegt: Little Eye Labs ist auf Anwendungen für Googles Betriebssystem spezialisiert und entwickelt ein Software-Tool, das deren Performance analysiert. Die Übernahme des Start-ups war die erste Akquisition für Facebook im Jahr 2014

Wenige Tage vor Weihnachten 2013 machte sich Mark Zuckerberg noch selbst ein Geschenk und kauft SportStream. Das amerikanische Social-Media-Unternehmen aggregiert Kommentare und Neuigkeiten aus sozialen Netzwerken und stellt sie Sportvereinen und -freunden zur Verfügung. Mit der Übernahme will Facebook die Diskussion seiner Nutzer auf der eigenen Plattform ankurbeln

Mit der Akquisition von Onavo im Oktober 2013 eröffnet Facebook quasi sein erstes Büro in Israel. Das Analytics-Unternehmen mit Sitz in Tel Aviv bietet nutzerorientierte Apps, die die Optimierung von Handy-Laufzeit und -Performanz regeln. Darüber hinaus hat Onavo Anwendungen für Geschäftskunden im Programm, über die Apps von ihren Entwicklern und Herausgebern in ihrer Effizienz analysiert werden können. Facebook will mit den Onavo-Apps die eigenen Anwendungen genauer analysieren und optimieren

Mit dieser Übernahme will Facebook seinen Nutzern das Kommunizieren leichter machen. Im August 2013 kauft das Netzwerk Mobile Technologies, eine Softwareschmiede, die unter anderem die Übersetzungsapp Jibbigo gebaut hat. Die Sprach-App funktioniert als eine Mischung aus Spracherkennung und Übersetzung. Nutzer können einen Sprachfetzen aufnehmen oder eintippen. Die App visualisiert die Übersetzung und liest das Eingegebene vor. Diese Technologie wollte Mark Zuckerberg auch - und schlug zu. Teile des Teams von Mobile Technologies sind nach der Übernahme nach Kalifornien an den Facebook-Hauptsitz Menlo Park umgezogen

85 Millionen US-Dollar soll Mark Zuckerberg die Übernahme von Parse im April 2013 wert gewesen sein. Das Unternehmen bietet mobile Backend-Systeme mit Tools für das Entwickeln mobiler Apps. Die Software hilft ihren Nutzern, Daten in der Cloud zu speichern oder Benachrichtigungssysteme zu organisieren

Bei der Übernahme von Spaceport, ebenfalls im April 2013, ging es Facebook vor allem um Talent-Akquise. Die Mitarbeiter der Game-Plattform gingen nach dem Kauf in die Facebook-Organisation über, um dort im Mobile-Team an der plattformübergreifenden mobilen Strategie mitzuarbeiten

Eine ähnliche Strategie steckte auch bereits hinter der Übernahme von Storylane im März 2013. Die Developer haben einen Weiterleitungsdienst entwickelt, bei dem die Betonung stärker auf der kreativen Selbstdarstellung der Nutzer liegt als auf dem Aspekt des sozialen Netzwerkens. Auch dieses Team ist mit dem Kauf in die Facebook-Organisation gewechselt

Für den ersten Kauf im Jahr 2013 hat sich Mark Zuckerberg Zeit gelassen. Doch diesen Deal hat sich der Facebook-Chef auch einiges kosten lassen. Ende Februar kauft das soziale Netzwerk die Advertiser Suite Atlas. Obwohl die genauen Zahlen nicht bekannt gegeben wurden, rechnen Brancheninsider mit einer Kaufsumme von bis zu 100 Millionen US-Dollar. Über das Management-Tool will Facebook im Bereich Display auf Googles Spuren bleiben und das Kampagnenmanagement in dem sozialen Netzwerk für seine Werbekunden erleichtern.
Im Vergleich zu Yahoo-Chefin Marissa Mayer war Mark Zuckerberg auf seiner Shoppingtour beinahe zögerlich. Seit Marissa Mayer das Zepter bei Yahoo in der Hand hält, ist kaum ein Monat vergangen, in dem das Unternehmen kein Start-up gekauft hat. INTERNET WORLD Business zeigt, wo die Konzernchefin seit ihrem Antritt zugeschlagen hat.