
Julian Freese, Reachbird "Marken sind verunsichert und haben Angst vor falscher Kommunikation"
Sollten Unternehmen im Influencer Marketing jetzt eine Pause einlegen? Nein, sagt Julian Freese, CMO und Co-Founder der Influencer-Marketing-Plattform Reachbird. Sie sollten vielmehr versuchen, trotz Krise die besten Influencer an sich zu binden.
Influencer stehen für gute Laune und heile Welt. Nachdem wir gerade in schwierigen Zeiten leben: Sollten Unternehmen in der Zusammenarbeit mit ihren Influencern eine Pause einlegen?
Julian Freese: Unternehmen müssen in der aktuellen Situation auf jeden Fall ihre bisherige Influencer-Marketing-Kommunikation überdenken und gegebenenfalls anpassen. Es ist wichtig, dass Unternehmen zusammen mit Influencern sensibel auf die Umstände reagieren und dementsprechend emphatisch kommunizieren. Wichtig ist, dass Influencer eine gesunde Mitte zwischen unterhaltsamen und solidarisch-besonnenen Inhalten finden. Die Situation bietet aber Unternehmen eine riesen Chance, mit Influencern positiv am Markt wahrgenommen zu werden. Zudem kann die Zeit auch von Unternehmen intensiv zur konzeptionellen Vorarbeit genutzt werden.
Wie könnten die Werbebotschaften jetzt aussehen, damit sie der aktuellen Situation gerecht werden?
Freese: Grundsätzlich sollte jede Kommunikation positiv in die Zukunft gerichtet sein. Die Herausforderung wird es sein, geeignete Influencer zu finden, die individuelle Kampagnen mit genügen Sensibilität spielen können. Das oberste Gebot ist hierbei, dass immer im Fokus bleiben muss, dass auch Influencer persönlich von der Krise betroffen sind. Wenn man als Unternehmen zusammen mit dem Influencer darauf eingeht, können einfühlsame, aber auch überraschend kreative Kampagne ins Leben gerufen werden, die am Ende auch beim Konsumenten als positiv wahrgenommen werden. Positive Inhalte, die in dieser schwierigen Zeit dem Follower einen Mehrwert bringen, könnte zum Beispiel ein gratis Workoutplanoder ein kleines Konzert sein.
Marken haben Angst vor falscher Kommunikation
Macht sich die Zurückhaltung bei den Werbeetats auch bei den Influencern bemerkbar?
Freese: Marken sind aktuell verunsichert und haben Angst, eine falsche Kommunikation zu fahren. Daher frieren aktuell viele Unternehmen ihre Werbeetats ein. Meiner Meinung nach sollten Unternehmen aber auf jeden Fall gerade jetzt ins Marketing investieren, um die Nähe des Konsumenten nicht zu verlieren. Unternehmen haben nur so die Chance, nach einer Rezession gestärkt am Markt aufzutreten.
Wie können Auftraggeber ihre langjährigen Influencer trotz sinkender Aufträge an sich binden?
Freese: Eine offene und ehrliche Kommunikation beider Parteien ist in der aktuellen Situation extrem wichtig. Die Gründe der Auftragsrückgänge sollten offen kommuniziert und mit influencer diskutiert werden. Idealerweise entstehen dadurch neue Ideen oder Chancen, die man gemeinsam mit Influencern umsetzen kann. Als Unternehmen sollte man auch die Situation der Influencer verstehen, die fest mit Kooperationen geplant haben. Idealerweise findet man einen Kompromiss und kann nach der Krise gestärkt zusammen in die Zukunft blicken.