Wie wird sich Social Commerce in Zukunft weiter entwickeln?

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Der Shopping-Bummel auf Social Media ist das Thema der Stunde. Vor allem Facebook gibt weiter Gas beim Thema Social Shopping: Mittlerweile kann das Social Network nach eigenen Angaben bereits über 300 Millionen monatliche Shop-Besucher und über 1,2 Millionen monatlich aktive Shops verzeichnen. Um diese Entwicklung weiter zu pushen, will Facebook auch in Zukunft verstärkt auf die Personalisierung der Shopping Journey setzen.
Was tut sich sonst so? Diese 11 Social- und Commerce-Experten geben eine Prognose, wohin die Reise im Social Commerce geht.

Bazaarvoice
Tobias Stelzer, Head of Sales Central Europe Bazaarvoice:
"Social Shopping wird zweifelsohne ein integraler Teil des E-Commerce werden, aber seine Funktion nicht vollständig übernehmen. Websites können weiterhin mehr Informationen vermitteln. Sie sind besser von Marken und Unternehmen zu kontrollieren und oftmals integraler Bestandteil der Customer Decision Journey - gerade wenn es sich um 'High-consideration'- Produkte handelt. Im Social Commerce werden daher tendenziell eher simplere, günstigere Produkte verkauft werden, für die sich die Konsumenten auch spontan entscheiden können, nachdem sie davon inspiriert wurden."

tobesocial
Tobias Schied, Managing Director tobesocial:
"Social Commerce ist sicherlich nicht ausschließlich die Zukunft des E-Commerce. Es ist aber ein zukünftig sehr wichtiger Baustein im E-Commerce und das über alle Branchen hinweg. Selbstverständlich profitieren nicht nur die großen Unternehmen davon, sondern auch die kleinen, die sich schnell und einfach digital an ihre Kunden wenden müssen, aber nicht das Marketingbudget besitzen. Hinzu kommt, dass ein eigener Onlineshop dann teilweise nicht mehr notwendig ist, wenn Shopping zu hundert Prozent direkt über die Social-Media-Plattformen erfolgt. Und Social Commerce gibt den Unternehmen die Möglichkeit, sich etwas unabhängiger von E-Commerce-Riesen wie Amazon zu machen."

Episerver
Marc Bohnes, Product Management Director Episerver:
"Social Commerce wird sicherlich weiterwachsen, vor allem durch Influencer. Alles in allem ist Social Commerce aber wahrscheinlich nicht die Zukunft des E-Commerce. Es gibt viel zu viele Anwendungsfälle für den E-Commerce, als dass Social alles schultern könnte. Social Commerce ist nur ein weiterer Bereich, um Verbrauchern die relevanten Inhalte zu liefern, die er gerade sucht. Doch die Website ist nach wie vor von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, die Conversion als Teil eines durchgängigeren digitalen Erlebnisses für die Verbraucher voranzutreiben."

Hootsuite
Jessica Manu, Head of Marketing DACH Hootsuite:
"Bislang galt Social Media als Kanal fürs Markenimage und die Kundenbindung. Es war eher schwierig, einen Kauf via Social Media abzuschließen. Mit Social Commerce können Unternehmen diese Lücke nun schließen: Nutzer bzw. Kunden können sich auf einer Plattform inspirieren sowie informieren lassen und den Kauf dort auch abschließen. Die Vorteile dabei liegen auf der Hand: Die bei diesem Prozess entstehenden Daten bleiben innerhalb einer Plattform, denn der Kunde wird nicht auf die Website geführt, und es muss kein Tracking betrieben werden."

Ingager
Jimmy Jakobsson, CEO Ingager:
"Die Facebook-Plattform war noch nie so groß wie heute, und sie wächst immer weiter. Gleichzeitig geben Marken an, dass sie dort ihre Werbeausgaben erhöhen werden. Für den Onlinehandel im Allgemeinen sind Facebook und Instagram also zentrale Absatzkanäle. Ein weiterer Trend: Instagram wird immer mehr von Video-Inhalten dominiert. entsprechend wird sich auch der Social Commerce in diese Richtung entwickeln."

JOM
Dustin Tschentscher, Teamlead Digital Media, JOM:
"Vielleicht wird Instagram einmal die eigene personalisierte Mall - vielleicht die einzige, die wir dann noch brauchen. Dann shoppen wir nur noch in unserer eigenen 'Interessen-Blase'. Realistisch betrachtet, wird es aber eher ein Nebeneinander von klassischen E-Shops und Social Commerce geben. Social Commerce wird durch seine hohe Inspirationskraft, insbesondere im Bereich der eher spontan getroffenen Kaufentscheidungen, punkten. Der klassische E-Shop ist eher die Anlaufstelle für rational getriebene, geplante Käufe."

Productsup
Marcel Hollerbach, CMO Productsup:
"Bei der Zukunft des E-Commerce geht es vor allem um Geschwindigkeit, Produktvielfalt, Bequemlichkeit und Interaktion mit der Marke. Da Social Commerce alle diese Aspekte erfüllt, ist Social Commerce auf jeden Fall ein wichtiger Teil der Zukunft, wenn auch nicht der einzige. Was immer wichtiger wird, ist ein nahtloses Kundenerlebnis über alle Kanäle hinweg."

OneTwoSocial
Helge Ruff, CEO OneTwoSocial:
"Die Verweildauer macht die Plattformen als Commerce-Tools attraktiv. Noch immer sind es zwar hauptsächlich Impulskäufer, die auf der Suche nach Inspiration, durch attraktiven und passgenauen Content und dementsprechend optimal inszenierte Produkte, angesprochen werden. Gerade für die Einführung neuer Produkte ist das aber ein absoluter Pluspunkt. Gezieltes Social Shopping hingegen muss sich noch etwas entwickeln. Dafür muss der Einkaufsvorgang über die sozialen Plattformen noch zur 'Normalität' werden und man sich als User noch mehr damit akklimatisieren. Wenn die neuen Features aber alle vollständig ausgerollt sind, hat das All-in-One-Einkaufserlebnis sehr viele Vorteile und wird definitiv langfristig eine große Rolle im E-Commerce spielen."

Buddybrand
Philipp Thurmann, Geschäftsführer Strategie Buddybrand:
"In China stellt Social Commerce bereits die am schnellsten wachsende Marktplatzkategorie dar, während die meisten Anbieter in Deutschland nicht einmal eine einfache Bewertungsfunktion anbieten. Social Commerce wird aus meiner Sicht zu einer starken Konsolidierung der Landschaft führen. Amazon wird weniger auf Zalando, sondern viel mehr auf TikTok und Instagram schauen."

Digitas Pixelpark
Uwe Roschmann, Managing Director Digitas Pixelpark:
"Social Commerce ist nicht die Zukunft des E-Commerce - Social Commerce ist die Zukunft des Abverkaufsmanagements vieler Branchen. Aktuelle, vor allem technische, aber auch gesellschaftliche Entwicklungen wie der flächendeckende Ausbau von 5G, der exponentiell wachsende Reifegrad von AR und Lenses, neue Möglichkeiten der 'Last Mile Delivery' und der digitalen und virtuellen Zahlungsabwicklung, massiv wachsende, individualisierte Gaming- und Entertainment-Angebote, wie zum Beispiel YouTubes 'Individualized PrimeTime' in Kombination mit Shoppable Video, werden diese Entwicklung weiter unbändig befeuern. Wer sich heute bereits strategisch, technisch und kommunikativ im Social Commerce, im Paradigmen-Verständnis und der Bedeutung dessen aufstellt, wird mittelfristig eindeutig der Gewinner sein. Und wer das nicht tut, wird uneinholbar abgehängt werden."

Intermate
Martin Wroblewski, CRO Intermate:
"Wir haben im Gegensatz zu China noch nicht die Möglichkeit, Produkte nativ in Live-Streams einzubetten oder eine einheitliche Direktkauf-Funktion mit integriertem Checkout anzubieten. Teilweise macht auch die DSGVO den Händlern einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem sind wir überzeugt davon, dass Social Commerce immer wichtiger werden wird. Für immer mehr Menschen spielt sich ein Großteil des Alltags 'online' und in sozialen Medien ab. Dort werden zukünftig noch mehr Käufe als schon heute getätigt werden."