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Michel Lindenberg

Messenger App Vobe: "Wir haben schon so gut wie alle Werbekanäle ausprobiert"

Michel Lindenberg von Vobe, Product and Business Development

Vobe

Michel Lindenberg von Vobe, Product and Business Development

Vobe

Kino, Restaurant oder Konzert: Der Messenger Vobe will unter anderem die Freizeitplanung mit Freunden erleichtern. Wie das genau funktioniert, erklärt Michel Lindenberg im Interview.

Die Messenger App Vobe möchte sich als täglicher Begleiter für die Freizeitplanung etablieren. Wie Vobe genau funktioniert und welche Ziele mit der Messenger App verfolgt werden, erzählt Michel Lindenberg, verantwortlich für Product and Business Development bei Vobe und StayFriends Gründer.

Wie entstand die Idee für die App Vobe?
Michel Lindenberg: An unserem Standort von StayFriends in Erlangen arbeiten 25 Leute. Und da stellt sich jeden Mittag aufs Neue die Frage: Gehen wir zum Inder, zum Chinesen, und so weiter. Und wir dachten uns, dass es eine App geben müsste, um Absprachen dieser Art schnell und einfach zu treffen. So entstand am ersten Tag dieser Idee am Whiteboard eine Skizze, in der ein paar Avatare in verschiedenen "Bubbles" gruppiert waren. Denn in der Realität bilden sich auch meistens Gruppen. Nach ein paar Wochen überarbeiteten wir das Design grundlegend. Die Bubbles behielten wir aber bei, allerdings in einem Flat-Design.

Vobe

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Wie funktioniert die App?
Lindenberg: Eine Userin möchte zum Beispiel von Freundinnen eine Entscheidungshilfe welches Kleid sie anziehen soll. Dafür erstellt sie einen "Vobe" und fügt beispielsweise drei Blasen mit jeweiligen Fotos der zur Auswahl stehenden Kleider ein. Ihre Freundinnen, die sie in den Vobe eingeladen hat, können nun ihre Wahl treffen und ihr Profilbild via drag and drop in die jeweilige Blase schieben. Genauso funktioniert eine Wahl für einen Kinobesuch. Man erstellt so viele Blasen, wie Filme zur Auswahl stehen, schreibt die Filmtitel hinein und die Vobe-Teilnehmer entscheiden sich. Abgesehen davon sind aber auch ganz normale Chat-Konversationen in der Gruppe der Teilnehmer und zwischen zwei Personen möglich - parallel zu einem Vobe.

Was ist, wenn ich zum Beispiel drei Freunde abstimmten lassen möchte, davon aber einer Vobe nicht installiert hat?
Lindenberg: Man kann auch Freunde, die die Vobe App nicht installiert haben, per E-Mail oder WhatsApp zu einem Vobe einladen. Personen können auch ohne Probleme im Web abstimmen, so wie man das beispielsweise von Doodle her kennt.

Wer ist Ihre Zielgruppe?
Lindenberg: In erster Linie unternehmungslustige Menschen. Am meisten Zuspruch registrieren wir bei der Altersklasse zwischen 20 und 30 Jahren. Am Anfang dachten wir, dass unsere Hauptzielgruppe jünger ist. Wir haben dann aber festgestellt, dass 14-jährige zwar viel Zeit mit ihren Smartphones verbringen, aber wenig Interesse daran haben Entscheidungen oder Kommunikationen zu verkürzen. 

Welche Kanäle nutzen Sie, um Vobe zu bewerben?
Lindenberg: Wir experimentieren gerade mit vielen Kanälen. Ich glaube, wir haben schon so gut wie alles ausprobiert, was man testen kann: die klassische Facebook-Kampagne, eine Radio-Kampagne sowie Kooperationen mit Prominenten mit großer Social-Media-Reichweite. Insbesondere Letzteres ist ein effizienter Schritt, um unser "loneliness-Problem" zu überwinden.

Finanzierung via "Sponsored Vobes"

Wie finanzieren Sie sich?
Lindenberg: Geplant ist sich über die eingeblendeten Vorschläge - "Sponsored Vobes" - von zum Beispiel Restaurants oder Kinos in der Umgebung zu finanzieren. Das große Vorbild an dieser Stelle ist Google Adwords. Denn wenn eine Person eine Frage formuliert, sind auch die Dinge, die ihr per Adwords angezeigt werden in der Regel hilfreiche Antworten.

Ist eine Finanzierungsrunde geplant?
Lindenberg: Die Frage ist nicht ohne weiteres zu beantworten. Wir sind ja ein "Corporate-Start-up". Innerhalb von StayFriends haben wir ein kleines Team und etwas Geld zur Seite genommen, um Vobe zu entwickeln. Nun ist es aber so, dass StayFriends derzeit öffentlich zum Verkauf steht. Noch ist nicht klar, ob der Käufer Interesse daran hat auch Vobe zu übernehmen. Für den Fall, dass der neue Eigentümer von StayFriends nicht an Vobe interessiert ist, würden wir mit Venture Capitals Kontakt aufnehmen und gezielt nach Investoren suchen.


Was ist Ihr Ziel mit Vobe?
Lindenberg: Unsere Vision ist das bestmögliche Tool zu werden, um sich mit seinen Freunden zu verabreden. Außerdem soll Vobe ein Begleiter über den ganzen Abend hinweg werden. Das soll sich von der Entscheidung zum Beispiel für einen Kinofilm, über die Platzreservierung bis hin zum Bezahlen der Kinokarten erstrecken.

Vobe ist jetzt knapp ein Jahr alt. Wie fällt ihr Fazit bisher aus?
Lindenberg: Unser Launch im April 2015 lief toll, auch wenn wir aus heutiger Sicht etwas zu früh gestartet sind. Es ist immer ein Spagat, den man machen muss: Auf der einen Seite erhält man kein Feedback, solange man nicht an den Start gegangen ist. Auf der anderen Seite denke ich, wenn das Produkt am ersten Tag noch überzeugender gewesen wäre, hätte man aus diesem Push noch mehr mitnehmen können. Probleme hat uns außerdem die Positionierung der App bereitet. Wir sind hin und her geschwommen zwischen einer "Abstimmungs-App", einer "Messenger-App" und einer App zum Verabreden mit Freunden. Gut läuft die Entwicklungsgeschwindigkeit, in der wir unsere Roadmap abarbeiten.

Welche Herausforderungen müssen Sie mit Vobe noch meistern?
Lindenberg: Unser derzeit größtes Problem ist die "loneliness". Denn Vobe funktioniert nur, wenn viele Leute es nutzen. Ich hätte zu Beginn nicht erwartet, dass es so schwer ist Leute dazu zu bringen eine App zu installieren. Es ist hart Gewohnheiten von Personen zu verändern. Sie dazu zu bringen Entscheidungen nicht mehr über die üblichen Messenger zu treffen, sondern hierfür Vobe zu nutzen.

Was steht für 2016 auf der Agenda?
Lindenberg: Unser großes Ziel ist es, mehr User zu generieren. Außerdem stehen wir in Verhandlungen mit Kooperationspartnern durch die den Usern, die ins Kino gehen wollen, der Schritt auf die Kinowebseite erspart wird. Das soll heißen, dass die Kinos in der Nähe eingeblendet werden und nach der Wahl für ein Kino automatisch die laufenden Filme in der App erscheinen.

 
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