
Facebook sortiert Nachrichtenstrom neu Die zweite Chance für Meldungen
Nach welchen Kriterien sortiert Facebook die Meldungen im Nachrichtenstrom seiner Mitglieder? Dieses Geheimnis will das soziale Netzwerk nun lüften - jedenfalls ein bisschen. Vom Update seines Algorithmus sollen auch Seitenbetreiber profitieren.
Facebook-Nutzer haben zwei Möglichkeiten: Entweder, sie lassen sich die Nachrichten ihrer Kontakte chronologisch anzeigen - oder das soziale Netzwerk legt die Reihenfolge für sie fest. Das Ziel ist, dem Mitglied möglichst relevante Infos anzeigen zu lassen und damit möglichst viele Interaktionen zu erzeugen. Dabei muss Facebook eine Balance halten zwischen den Wünschen der Mitglieder, die möglichst viel von ihren Freunden erfahren möchten, und denen der Seitenbetreiber und Werbekunden, die ihre Informationen verbreiten möchten.
Wie der Algorithmus hinter der (früher "Hauptmeldungen" genannten) Sortierung funktioniert, konnte bisher nur aufgrund der eigenen Erfahrungen ermittelt werden. Nun hat das Unternehmen angekündigt, Änderungen künftig zu erläutern. Derzeit bestimmen folgende Faktoren die Anzeige:
- die Häufigkeit der Interaktionen mit Beiträgen von einem Freund, einer Seite oder einer Person des öffentlichen Lebens
- die Anzahl an "Gefällt mir"-Angaben, geteilten Inhalten und Kommentaren zu einem Beitrag insgesamt und insbesondere von Freunden
- die Häufigkeit der Interaktionen mit dieser Art von Beiträgen in der Vergangenheit
- ob ein bestimmter Beitrag vom Mitglied oder anderen Nutzern verborgen oder gemeldet wird.
Neu im heutigen Update des Algorithmus ist, dass ältere Meldungen, zu denen der Nutzer bisher nicht heruntergescrollt hat, erneut oben angezeigt werden können, wenn diese noch immer viele Likes und Kommentare erhalten. Ein Test mit einer kleinen Anzahl an Nutzern ergab, dass diese Änderung die Anzahl der "Gefällt-mir"-Angaben, Kommentare und geteilten Inhalte zu organischen Meldungen, die Nutzer über Freunde erhielten, um fünf Prozent steigert. Zudem konnte ein Plus von acht Prozent für diese Interaktionen zu organischen Meldungen, die Nutzer über Seiten erhielten, festgestellt werden.
Auch die Zahl der gelesenen Meldungen erhöhte sich: Ohne diese Aktualisierung haben die Nutzer im Durchschnitt 57 Prozent der Meldungen in ihren Neuigkeiten gelesen, der Rest blieb außerhalb des sichtbaren Bereichs. Als die ungelesenen Meldungen erneut angezeigt wurden, stieg der Anteil gelesener Meldungen auf 70 Prozent.
Facebook zufolge profitieren auch Seiteninhaber von dieser Umstellung, da bei ihren beliebtesten organischen Seitenbeiträgen eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie mehr Nutzern gezeigt werden - auch wenn sie schon älter als ein paar Stunden sind. Anzeigen sind von der Umstellung nicht betroffen, da ihre Sichtbarkeit nicht vom Algorithmus bestimmt wird. Facebook plant zudem, dem Fernsehen auf dem Werbemarkt Konkurrenz zu machen: Das weltweit größte soziale Netzwerk erweitert sein Sortiment an Anzeigenformaten und will künftig 15-sekündige Videospots im Stil von TV-Werbung anbieten, die ein Massenpublikum erreichen sollen. Der Preis: bis zu 2,5 Millionen US-Dollar pro Tag.
Zudem gab das Netzwerk heute bekannt, dass die neue Suchmaschine Graph Search nun für alle Mitglieder verfügbar ist, die den Dienst auf US-Englisch verwenden. Sie durchforstet die Inhalte der User und findet so beispielsweise "Freunde, die in München wohnen" oder "Freunde, die in Berlin wohnen und denen Infected Mushroom gefällt". Erfasst werden Personen, Fotos, Orte und Interessen aller Nutzer. Gezeigt werden allerdings nur solche Informationen, die auch öffentlich gemacht wurden - die Privatsphäre-Einstellungen sollen also erhalten bleiben.
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