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Facebook startet Videotelefonie mit Skype

Facebook startet Videotelefonie mit Skype Mit Videochat gegen Google+

Facebook will mit einem Schlag sämtliche Bemühungen von Google im Social-Media-Bereich zunichte machen: Am Mittwochabend präsentierte Facebooks CEO Mark Zuckerberg in Palo Alto gewohnt lässig einen Gruppenchat, ein neues Design für den Textchat und die Videotelefonie-Funktion.

Das Social Network verfüge inzwischen über 750 Millionen aktive Nutzer weltweit, sagte Mark Zuckerberg. All diese können sich nun auch von Angesicht zu Angesicht unterhalten. Mit einem Klick soll sich der Videochat anstoßen lassen - in einer Livedemo, die Facebooks Softwareentwickler vorführten, klappte der Verbindungsaufbau in wenigen Augenblicken.

Die Videochat-Funktion berücksichtigt dabei sowohl die Internetanbindung als auch die Bildschirmgröße und skaliert das bewegte Bild automatisch. "Und das Beste daran: die Video-Telefonate funktionieren ab sofort", lässt Softwareentwickler Philip Su die anwesenden Reporter und die über 50.000 Fans im Livestream wissen. Ein klarer Seitenhieb auf Konkurrenten Google, der all diese Funktionen für sein eigenes Social-Media-Produkt Google+ ebenfalls angekündigt hat, bisher aber nur einem arg begrenzten Nutzerkreis den Zugang erlaubt. Ganz so "instant" gibt es den Videochat aber auch bei Facebook nicht; das Feature soll aber innerhalb der nächsten Wochen nach und nach allen Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Interessierte können die Videotelefonie aber auch schon jetzt in ihrem Profil aktivieren. Dann wird die entsprechende App im Profil installiert und anschließend steht die Funktion "Videoanruf" zur Verfügung.

Um den lang erwarteten Videochat zu realisieren, kooperiert Facebook mit Skype. Seit Monaten hatten beide Unternehmen an dem Projekt gearbeitet, die kürzlich erfolgte Übernahme von Skype durch Microsoft gab möglicherweise den letzten Anstoß, um das Projekt zu stemmen. Denn dieses neue Feature verursacht einen drastischen Anstieg des Datenvolumens, das über Facebook läuft. An dieser Stelle könnte Microsoft mit seiner Hardware-Expertise und den Ressourcen unterstützend gewirkt haben. Schließlich unterhält auch Facebook eine enge Verbindung zum Redmonder Softwarekonzern.

Was Facebooks Videochat für Skype bedeutet, ist noch völlig offen: Skypes CEO Tony Bates, der bei der Produktvorstellung zugegen war, betonte, er habe keine Angst, Nutzer durch die Kooperation zu verlieren. Auf Facebook kann man den Videochat jedoch ohne einen Skype-Account nutzen. Ein Konto braucht man nur für kostenpflichtige Dienste wie zum Beispiel Telefonate in Mobilfunk- und Festnetze, die man via Facebook noch nicht nutzen kann. Auch die mobile Videotelefonie funktioniert vorerst noch nicht via Facebook-App. Ob und wann Videotelefonie in die Apps Einzug hält, sagte Zuckerberg nicht: "Wir werden sehen." Erst einmal bleibt die mobile Videotelefonie also ein Privileg der Smartphone-Apps von Skype.

Neues Chatdesign

Während Facebook in den letzten Monaten sämtliche Elemente seines Netzwerks überarbeitet hat, blieb der eher rudimentäre Chat unangetastet. Das ändert das Netzwerk jetzt. Im neuen Design erhalten bleibt die Chatleiste. Sie zeigt allerdings anders als bisher zu vorderst die Kontakte, mit denen man sich am häufigsten unterhält. Wie viele Freunde angezeigt werden, hängt von der Größe des Browserfensters ab. So will Facebook die alltägliche Kommunikation mit engen Freunden oder auch Arbeitskollegen einfacher gestalten.

Instant-Gruppenchat

Bisher konnte man nur innerhalb von Gruppen mit allen Gruppenmitgliedern parallel chatten. Facebook startet diese Funktion jetzt auch für den gewöhnlichen Chat. Somit kann man zu einem bestehenden One-to-One-Chat einfach weitere Personen hinzufügen und dann gemeinsam diskutieren. Möglich macht dies die neue Funktion "Freunde zum Chat hinzufügen", die Teil des neuen Chatdesigns wird. Genau diese Funktion präsentierte Google mit seinen Google+ Hangouts. Wie bislang schon bei den normalen Chats werden nun auch die neuen Gruppenchats als Unterhaltungen in den Facebook-Nachrichten archiviert.

Die Art und Weise, wie Freunde, Kollegen und Bekannte in sozialen Netzwerken sortiert werden können, sieht auch Mark Zuckerberg als ein wichtiges Trendthema - Google+ sortiert hier schon in Kreisen, während Facebook noch listen- und gruppenbasiert arbeitet. "Wir haben den Fokus zunächst einmal auf Gruppen gesetzt", sagt der Facebook-Chef. Viele User nutzten die Gruppen eher passiv. Sie ließen sich einladen und würden dadurch viel häufiger Teil einer Gruppe, als dass sie selbst aktiv nach Gruppen suchten. "Das Netzwerk übernimmt hier die Vernetzung." Diesen Kurs wird Facebook auch weiter verfolgen - jedenfalls vorerst. Zuckerberg lässt sich aber für die Zukunft alle Möglichkeiten eines Kurswechsels offen.

 
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