
Analyse Wie Commercetools 100 Millionen US-Dollar Umsatz mit Abo-Gebühren erreicht hat
Commercetools hat vermeldet, dass das Unicorn aus München mit wiederkehrenden jährlichen Umsätzen aus Abonnements (ARR) kürzlich die 100-Millionen-US-Dollar-Schwelle geknackt hat. Ein Anlass für eine kurze Analyse: Wo steht das Unternehmen eigentlich gerade?
Der E-Commerce-Softwareanbieter Commercetools, an dem Rewe beteiligt ist, hat laut eigenen Angaben die Marke von 100 Millionen US-Dollar Annual-Recurring-Revenue (ARR) geknackt, also von jährlich wiederkehrendem Umsatz.
ARR ist eine Finanz-Kennzahl, die bei SaaS-Unternehmen zum Einsatz kommt. Der jährlich wiederkehrende Umsatz repräsentiert dabei nicht den kompletten Jahresumsatz, sondern den Teil des Jahresumsatzes, der aus wiederkehrenden Zahlungen besteht. Das können zum Beispiel Abonnements für die Nutzung der Plattform sein, die voraussichtlich auch im nächsten Zeitabschnitt erneut anfallen werden.
Damit hätte das Unternehmen den sogenannten "Centaur"-Status erreicht. So werden in der Investorenszene Saas-Unternehmen bezeichnet, die diese 100-Millionen-Marke knacken.
Commercetools bisherige Meilensteine: Vermutlich zwischen 400 und 500 Enterprise-Kunden
- Noch 2021 sprach Commercetools-Gründer Dirk Hörig von rund 250 Kunden, 2022 sollen weitere 130 und im ersten Quartal 2023 erneut 30 Kunden unter Vertrag genommen worden sein. Damit könnte Commercetools grob geschätzt bei einem Kundenstamm von 400 bis 500 Enterprise-Kunden liegen.
- 2021 hat das Unternehmen Frontastic gekauft, eine SaaS-Plattform für Headless-Frontends, eine perfekte Ergänzung zur eigenen Plattform.
- 2019 hat Commercetools die letzte Finanzierungsrunde mit 1,9 Milliarden US-Dollar Unternehmensbewertung abgeschlossen, beteiligt waren die bisherigen Investoren Insight Partners und REWE Group sowie neu der globale Tech-Investor Accel, der beispielsweise auch Slack und Spotify mitfinanziert hat.
Commercetools ist weltweit aktiv und führt auch weltweit Referenzkunden auf
Zu den wichtigsten Kunden gehören der US-amerikanische Mobilfunkriese AT&T, NBCUniversal, Danone, Sephora, Takeaway.com und einige Automarken wie Volkswagen, Audi oder BMW.
Mit Lego, Bang&Olufsen und der Salling Group, Dänemarks größtem Einzelhändler, ist das Unternehmen auch in den nordischen Ländern tätig. Mit Kmart und Quantas Loyalty-Programm erreicht Commercetools schließlich Australien.
Wachstum durch die Handelsumsätze erfolgreicher Kunden
Die Composable-Commerce-Lösung richtet sich überwiegend an Enterprise-Kunden, es gehören also vermutlich auch überwiegend Enterprise-Kunden zur Klientel.
Die Lösung wäre zwar aufgrund des Gebührenmodells auch für kleine bis mittlere Kunden stemmbar, allerdings nur, wenn diese in der Lage sind, sich mittels Composable-Commerce-Lösungen ein eigenes Frontend zu entwickeln und zu pflegen. Commercetools bietet mit der Tochter Frontastic und Start-Templates zwar einen guten Startpunkt für kleinere Entwicklungsteams, ohne Entwickler geht es jedoch nicht.
Auf den ersten Blick könnte es erscheinen, als wären 400-500 Kunden kein sehr großer Kundenstamm, für das Enterprise-Segment kann das aber, je nach Größe der Kunden, im Vergleich viel Kundschaft bedeuten. Commercetools berechnet Kunden eine Umsatzbeteiligung für die Nutzung der Plattform. Unter Betrachtung des ARR und ausgehend von einer niedrigen einstelligen prozentualen Umsatzbeteiligung müssten alle Kunden der Plattform im arithmetischen Mittelwert mindestens einen sechsstelligen Handelsumsatz erwirtschaften.