
Customer Experience im Onlineshop Wie Fact-Finder Personalisierung auf das nächste Level heben will
Emile Bloemen, CEO Fact-Finder und Loop54
Emile Bloemen, CEO Fact-Finder und Loop54
Suche und Personalisierung vereinen - das ist das Ziel, das Fact-Finder seit der Übernahme von Loop54 im Oktober 2021 verfolgt. "Next Generation Blixt" nennt sich nun das Ergebnis der Zusammenführung beider Technologien. Was dahinter steckt, erklärt CEO Emile Bloemen.
Vor gut einem dreiviertel Jahr akquirierte die Pforzheimer Softwareschmiede Fact-Finder ihren schwedischen Wettbewerber Loop54. Die Übernahme sei eine der ersten großen Konsolidierungen von SaaS-Lösungen im Bereich Suche, Merchandising und Personalisierung, hieß es damals; Loop54-Lösung sollte in Fact-Finder integriert werden und so allen Kunden des Unternehmens zur Verfügung stehen. Versprochen wurden "noch nie dagewesene digitale Einkaufserlebnisse".
Das Versprechen einlösen soll jetzt das neue Produkt "Next Generation Blixt", das die Technologien beider Firmen zusammenführt und das Beste aus beiden Welten - Suche und Personalisierung - vereinen will. Konkret verbindet die Lösung die Such-Algorithmen von Fact-Finder mit "Golem", der künstlichen Intelligenz (KI) von Loop54. Damit soll Next Generation Blixt den "höchsten Standard an Suchpräzision, Performance und Einstellungsmöglichkeiten" bieten - in Kombination mit einer KI zur Interpretation, Optimierung und Personalisierung der Ergebnisse.
Emile Bloemen, CEO Fact-Finder und Loop54, erklärt im Interview, mit welchen Datensätzen das Tool arbeitet und wie es Händler von Nutzen sein kann.
Sie sagen "Personalisierung ist nicht gleich Personalisierung. Personalisierung durch Segmentierung ist tot" - können Sie das bitte näher erläutern?
Emile Bloemen: Die Segmentierung, so granular sie auch sein mag, basiert meist auf demografischen Daten, die keine Rolle für die Kaufabsicht des einzelnen Käufers spielen. Ein perfektes Beispiel dafür: Prinz Charles und Ozzy Osbourne. Beide sind Europäer, männlich, wohlhabend, 1948 geboren, haben zwei Kinder - und sicherlich noch weitere Gemeinsamkeiten. Ihre Interessen sind dabei aber völlig entgegengesetzt! Würde man sie also in das gleiche Segment einordnen und ihnen die gleiche User Journey geben - wie es die meisten Lösungen tun -, dann würden beide ein suboptimales Erlebnis haben.
Echte Personalisierung muss daher präziser sein als eine bloße Segmentierung auf der Grundlage von Ähnlichkeiten - sie muss sich auf den Einzelnen beziehen und sich in Echtzeit anpassen. In einem Ladengeschäft fragt niemand, wo Sie wohnen, ob Sie Kinder haben oder wie hoch Ihr Einkommen ist, um Ihnen einen Produktvorschlag zu machen. Das Verkaufspersonal achtet einfach auf Anzeichen: die Abteilung, in der Sie gerade stöbern, oder einen Artikel, den Sie sich genauer ansehen. Es sind genau diese Handlungen, die auf die Absicht des Käufers hinweisen.
Im E-Commerce sind die Klicks und Suchanfragen, die ein Benutzer während seiner Sitzung tätigt, das Äquivalent zu diesen Anzeichen im Laden. Mit unserer neuesten Technologie, Next Generation Blixt, sind Personalisierung und Empfehlungen in der Lage, über Mikrosegmente hinauszugehen und einzigartige Einkaufserlebnisse zu schaffen, die auf den Absichten und Interaktionen der Kunden basieren, und zwar ohne die Grenzen fester Attribute. Das ist es, was Online-Nutzer wollen und erwarten, aber es kann niemals durch Segmentierung erreicht werden.
Mit welchen Datensätzen arbeitet "Next Generation Blixt" denn konkret?
Bloemen: Blixt arbeitet mit den Session-IDs sowie Suchbegriffen, Klicks, Warenkörben und Einkäufen des Online-Nutzers, die auf Seiten von FACT-Finder vollständig anonymisiert sind. Unsere KI erkennt einen Kunden lediglich in Form einer kryptischen ID-Nummer und ermittelt dann in Echtzeit die relevantesten Produkte auf Basis seines Online-Verhaltens. Natürlich arbeiten wir auch mit dem Datenfeed der Händler, um Produktergebnisse, Filter und Kategorien zu generieren.
Angesichts der zunehmenden Debatte über das Ende von Cookies: Welche Bedeutung haben First-Party-Daten heute für Sie?
Bloemen: Es ist von größter Bedeutung, dass wir den Verbrauchern das beste und vertrauenswürdigste Online-Einkaufserlebnis bieten - und dazu gehören auch die Rechte der Verbraucherdaten. Wir nehmen dies sehr ernst und haben unsere Lösung in diesem Sinne konzipiert.
Cookies von Erstanbietern sind heute das Rückgrat wesentlicher Funktionen auf fast jeder Website, und das wird sich auch in nächster Zeit nicht ändern. Um die einzigartige Personalisierung von Blixt zu ermöglichen, müssen wir lediglich erkennen, dass es sich um denselben Nutzer handelt, der die Website erneut besucht. Dazu verwenden wir Cookies der ersten Partei, die vom Einzelhändler gesammelt werden, und diese Informationen werden nicht an andere Parteien weitergegeben.
Können Sie eine Preisschätzung abgeben, wie teuer eine entsprechende Implementierung für Einzelhändler ist? Ist sie auch für KMU erschwinglich?
Bloemen: Unser Fokus liegt nach wie vor darauf, die spezifischen Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen; die Implementierung von Blixt spiegelt dies wider, indem sie ebenfalls individuell gestaltet ist. Wir haben unsere Lösung für die Zusammenarbeit mit großen Datenbanken entwickelt, um eine schnellere Leistung, höhere Präzision und unbegrenzte Skalierbarkeit zu gewährleisten. Die meisten unserer Kunden sind mittelständische und große Unternehmen mit mehr als 100.000 monatlichen Besuchen und 1.000 SKUs. Solange jedoch der Online-Verkehr fließt, kann jeder Einzelhändler einen positiven ROI erzielen.
Können Sie schon Ihre ersten Kunden nennen?
Bloemen: Wir sind sehr gespannt auf unsere ersten Live-Kunden und werden in den nächsten Wochen Fallstudien veröffentlichen - bleiben Sie also dran! Die ersten Ergebnisse unserer neuen Personalisierung und Empfehlungen sind sehr vielversprechend.