
Criteo-COO Pascal Gauthier "Retargeting hat uns groß gemacht"
Setzt auf Forschung und Entwicklung: Gauthier
Setzt auf Forschung und Entwicklung: Gauthier
Wenn Internetnutzer im Web wochenlang von einer Anzeige für ein Paar Schuhe verfolgt werden, das sie sich nur einmal kurz angesehen hatten, steckt in der Regel Criteo dahinter. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, das Display-Geschäft weltweit zu verändern. INTERNET WORLD Business sprach mit dem Chief Operating Officer Pascal Gauthier über Investitionen, Technologie und China als den Markt der Zukunft.
Der Name Criteo ist in Deutschland ein Synonym für Retargeting - ist damit Ihr Unternehmen noch treffend beschrieben? Auf Ihrer Webseite kommt der Begriff nicht mehr vor.
Pascal Gauthier: Die Gleichsetzung gilt nach wie vor. Schließlich ist Retargeting das, was Criteo groß gemacht hat. Zugleich stellt Retargeting im klassischen Sinn heute aber nur einen Teilbereich unseres Services dar, der die unterschiedlichsten Performance-Zielsetzungen unserer Kunden widerspiegelt. Unsere Mission ist und bleibt es, die richtige Anzeige zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Person auszuliefern.
Wie stellen Sie das sicher?
Gauthier: Einerseits durch die für uns verfügbaren Daten, die sowohl von der Webseite des Werbetreibenden als auch von Drittseiten stammen, andererseits durch unsere Technologie. Retargeting ist dabei nur eine Möglichkeit, eine andere ist Look-Alike, also Werbung für ähnliche Produkte. Da der Kunde nur bei einem Klick auf sein Werbemittel zahlt, nicht bei dessen Auslieferung, liegt das Risiko bei uns.
Sie kooperieren seit April 2012 mit Double-Verify. Diese Technik soll ausschließen, dass Anzeigen in unangemessenen oder illegalen Umfeldern ausgeliefert werden. Wie groß war das Problem zuvor?
Gauthier: Wir liefern Milliarden Anzeigen aus – und dennoch ist schon eine einzige, die auf einer unpassenden Webseite erscheint, ein Problem für uns und unsere Kunden. Wir wollen hundert Prozent sicher gehen, und das erreichen wir dank Double-Verify mit weniger Aufwand als vorher.
Criteo hat im Herbst 30 Millionen Euro von Softbank Capital erhalten. Wofür setzen Sie das zusätzliche Geld ein?
Gauthier: Wir haben ein großes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Paris eröffnet, denn wenn man der Beste in einem hart umkämpften Geschäftsfeld sein möchte, hat die Technologie höchste Priorität. Dort beschäftigen wir uns gerade in erster Linie mit der Skalierung unserer Dienstleistungen und der Anpassung der Anzeigenauslieferung auf mobile Geräte. Zudem werden wir 2013 weltweit mehrere hundert neue Mitarbeiter einstellen.
Criteo ist ein europäisches Unternehmen. Früher haben Sie den höchsten Umsatz in Frankreich gemacht, nun in den USA. In welchem Land liegt die Zukunft?
Gauthier: Im vergangenen Jahr haben wir unser US-Geschäft deutlich ausgebaut, inzwischen sind die Vereinigten Staaten mit Abstand unser größter Markt – das entspricht auch ihrer weltweiten Bedeutung. In Kürze werden wir ein Büro in China eröffnen, möglicherweise werden wir in einigen Jahren dort den höchsten Umsatz erwirtschaften.