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Untreue-Vorwurf gegen Google-Chef Stefan Tweraser holt die Vergangenheit ein

Stefan Tweraser, der Chef von Google Deutschland, muss sich vor Gericht wegen Unterschlagung verantworten. Mit Scheinrechnungen soll der ehemalige Marketing-Leiter der Telekom Austria seinen damaligen Arbeitgeber um eine halbe Million Euro geprellt haben. Nun hat die Staatsanwaltschaft Wien Anklage erhoben.

Google-Deutschland-Chef Stefan Tweraser muss sich in Österreich wegen des Vorwurfs der Untreue vor Gericht verantworten. Tweraser soll in seiner Zeit als Marketingchef der Telekom Austria über Scheinrechnungen mehr als eine halbe Million Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. An dem Unterschleif sollen auch die Werbeagentur Euro-RSCG sowie der damalige Finanzvorstand der Telekom Austria, Gernot Schieszler, beteiligt gewesen sein. Wie das österreichische Nachrichtenmagazin Format.at berichtet, dem die Anklageschrift vorliegt, hat die Staatsanwaltschaft im Dezember Klage vor dem Landgericht Wien eingereicht. 

Die Vorwürfe reichen bis in das Jahr 2007 zurück, als Tweraser die Telekom Austria verließ. Mit seinem damaligen Chef Gernot Schieszler soll er eine zusätzliche Abfindung in Höhe von zwei Jahresgehältern ausgehandelt haben. Da ihm diese Treueprämie offiziell nicht zustand, sollte sie über die Werbeagentur Euro-RSCG fließen, die damals von Gustav Eder-Neuhauser und Albert Essenther geleitet wurde und die einen Werbeetat der Telekom Austria betreute. Die Werbeprofis seien damit einverstanden gewesen, weil sie ihren Top-Kunden nicht verlieren wollten.

Im Juli 2007 hat die Agentur daher eine Rechnung über 585.600 Euro gestellt. Angeblich für die "Strategische Konzeption des Sponsoring-Auftrittes im Rahmen der Euro 2008". Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde dafür keine Gegenleistung erbracht. Nach seinem Ausscheiden aus der Telekom habe Tweraser im Namen seiner neuen Firma drei Einzelrechnungen an die Euro RSCG gestellt und so die 585.600 Euro auf seine Konten transferiert - ebenfalls ohne dass eine Gegenleistung erbracht wurde. Neben Tweraser sind auch die Euro-RSCG Eder-Neuhauser und Essenther angeklagt.

Alle Beschuldigten bestätigen die Geldflüsse, weisen aber jede strafrechtliche Verantwortung zurück. Eder-Neuhauser sagte laut Anklage, "ein ungutes Gefühl" gehabt zu haben. Aber selbst der Leiter der RSCG-Mutter war eingeweiht – und hatte nichts dagegen. Er betonte laut Anklage: "Ihr Österreicher seid verrückt, macht, was ihr glaubt, machen zu müssen," berichtet Format.at. Tweraser, der bei Google 350.000 Euro pro Jahr verdienen soll, wolle nun alles zurückzahlen. Die Anklage bleibt ihm dadurch zwar nicht erspart, doch die Staatsanwaltschaft erkennt seine Reue: "Die geständige Verantwortung von Tweraser wird – in Verbindung mit seinem ernstlichen Bemühen um Gutmachung des Schadens – als maßgeblicher Milderungsgrund zu beurteilen sein."

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