
Google renoviert Design und Suche Mehr Social als Standard
Der nächste logische Schritt in der Vernetzung des Internetuniversums ist getan: Google stellt auf das neue Design um und verknüpft seine Suchergebnisse enger mit Informationen aus seinem sozialen Netzwerk Google+ und anderen Diensten. Twitter sieht seine Felle davonschwimmen.
Mit "Search, plus Your World" umschreibt der Internetkonzern das neue Sucherlebnis. Google fokussiert jetzt seine Suche auf mit Social-Media-Inhalten angereicherte Ergebnisse. Auf der US-Seite werden angemeldeten Google-Nutzern zuerst Suchergebnisse mit passenden Beiträgen und Informationen aus Google+ angezeigt. Die bisherige Standardsuche ist nur noch über einen Button am rechten Rand zu finden. Zugleich nimmt Google Abschied von der alten schwarzen Leiste am oberen Bildschirmrand. Die Google-Tools finden sich nun in einem Dropdown-Menü, das sich unter dem Google-Logo versteckt. Beides soll in den kommenden Wochen allen Nutzern zugänglich gemacht werden. Mit unserer ausführlichen Anleitung zum neuen Google-Design lässt sich die Suche schon heute im neuen Look and Feel ausprobieren.
Begonnen hatte Google mit seiner "Social Search" bereits im Jahr 2009. In Ermangelung eigener Social-Kanäle war der Nutzen jedoch nur beschränkt. Durch die Kooperation mit Twitter konnte Google seine Suchergebnisse jedoch um zahlreiche Tweets und Echtzeit-Ergebnisse anreichern. Twitter verlängerte jedoch im Sommer 2011 den Vertrag mit Google nicht. Durch den Start von Google+ Ende Juni 2011 verfügt Google jedoch über ein eigenes soziales Netzwerk und die für die Social Search wichtigen Inhalte und Verknüpfungen.
Miese Stimmung bei Twitter
Der Kurznachrichtendienst Twitter reagierte verschnupft auf die Neuigkeiten des früheren Kooperationspartners. Die neue Funktion sei schlecht für Menschen, Publisher, Medien und Twitter-Nutzer heißt es in einer E-Mail, die an verschiedene Medien und Blogger ging. Grund dafür sei, dass keine Tweets in den Suchergebnissen vorkommen. Twitter sei mit seinen 100 Millionen Nutzern und den mehr als 250 Millionen Tweets täglich ein wichtiger Kanal für Echtzeit-Nachrichten. Diese Informationen würden den Nutzern nun in gewisser Weise vorenthalten.
Google reagierte per Post auf Google+ entspannt auf die Kritik: "Wir sind ein bisschen überrascht über die Aussagen von Twitter über "Search, plus Your World", denn sie haben im letzten Sommer ja den Vertrag nicht verlängert."
Persönliche Suchergebnisse
Google versucht seit Jahren die Suchergebnisse immer passender für den jeweiligen Nutzer zu machen. Das kommt aber längst nicht bei allen Nutzern gut an. Kritiker befürchten gar eine zu enge Beschränkung der Treffer. Nutzer bekämen nur noch das zu sehen, was in ihrem erweiterten Bekanntenkreis passiert. Dadurch würde die Suche deutlich eingeschränkt. Deshalb dürften die jetzt umgesetzten Neuerungen Wasser auf die Mühlen der Kritiker sein. Auf der Suchergebnisseite werden nun individuelle Treffer aus den eigenen Google-Kreisen gezeigt. Dabei handelt es sich nicht nur um Beiträge, sondern auch um Fotos. Zudem finden sich am oberen Rand der Suchergebnisse Links zu Google+-Profilen, denen der Nutzer folgen könnte, da sie Inhalte zu seiner Suchanfrage gepostet haben.
Auch die Google+-Seiten erlangen damit eine größere Bedeutung. Relevante Sites werden nun direkt in den Suchergebnissen angezeigt. Fürs Marketing interessant sind die Seiten derzeit jedoch nur bedingt. Schließlich fehlt es im Vergleich zu Facebook noch an Apps und Interaktionsmöglichkeiten. Marketing-Verantwortliche in Unternehmen bemängelten bisher vor allem die Reichweite des Kanals. Durch die Einbindung in die Suchergebnisse dürfte dies bald kein Argument mehr sein.
Problematische Sicherheit
Die Vermengung von privaten Informationen in einem öffentlichen Netzwerk und dem großen weiten Web sorgt für Bedenken bei Datenschützern. Um dem vorzubeugen werden die Ergebnisse, die auf persönlichen Daten gründen, durch kleine Symbole klar von anderen Suchergebnissen unterscheidbar gemacht. Um die neue Suche überhaupt nutzen zu können, muss der User mit seinem Google-Account angemeldet sein. Anschließend werden sowohl die Anfrage als auch die Ergebnisse über eine gesicherte Internetverbindung übertragen.
Für Webseitenbetreiber sind das allerdings keine guten Nachrichten. Zumindest jene, die Google Analytics zur Überwachung ihrer Nutzerströme einsetzen, können nämlich von angemeldeten Google-Nutzern nicht mehr sehen, über welche Suchbegriffe sie auf die Seite gelangen. Google übergibt stattdessen den Wert "not provided". Bei der Einführung dieses Sicherheitsfeatures im Oktober 2011 erklärte Google, dass diese Verschleierung der Suchbegriffe in der organischen Suche bei den meisten Webseiten weniger als zehn Prozent der Daten betrifft. Ob dies angesichts der wachsenden Verbreitung von und Verknüpfung mit Google+ so bleiben wird, bleibt zunächst einmal abzuwarten.