
Google präsentiert Social-Media-Projekt Plus Attacke auf sozialer Ebene
Google greift Facebooks Vorherrschaft unter den sozialen Netzwerken mit der Neuentwicklung Google+ an: Im Zentrum steht dabei die Kommunikationsdrehscheibe "Circles", mit deren Hilfe die Nutzer ihre Freunde Gruppen einteilen und auf diese Weise unterschiedliche Inhalte mit ihnen austauschen können.
Dass Google+ eine direkte Attacke gegen Facebook ist, zeigt schon die Wortwahl: "Man steht zu unterschiedlichen Leuten in unterschiedlichen Beziehungen. Im richtigen Leben teilen wir das eine mit Freunden von der Uni, andere Dinge mit den Eltern und fast nichts mit dem Chef. Das Problem ist, dass heute jeder im Web den Stempel 'Freund' aufgedrückt bekommt, und das Teilen von Inhalten unter diesem Freundschaftsbrei leidet", heißt es im Blogeintrag.
Das neue Produkt ist ein soziales Netzwerk: Nutzer können Kontakte aus dem Adressbuch importieren und diese in "Freundeskreise" einteilen, die sie selbst definieren. Das können Kollegen sein, Studienfreunde oder Menschen mit gemeinsamen Hobbys. Der Fokus liegt auf dem gezielten Austausch von Links, Neuigkeiten und Videos mit zuvor festegelegten Gruppen von Freunden - und nicht mit der Gesamtmasse der Kontakte, wie es auf Facebook voreingestellt ist.
Während bei "Circles" Menschen im Mittelpunkt stehen, sind es bei "Sparks" Themen. Nutzer können angeben, wofür sie sich interessieren, Google liefert einen Feed an Inhalten aus dem Web dazu, darunter auch Bilder und Videos in 40 verschiedenen Sprachen.
Videochats mit Freundesgruppen sind ebenfalls ein Feature von Google+. Ein mit einem Kontakt gestarteter "Hangout" wird als Benachrichtigung an die weiteren Gruppenmitglieder gesandt, die zu der Unterhaltung hinzustoßen können. Bis zu zehn User können gleichzeitig an diesem Videochat teilnehmen.
Auch der Tatsache, dass die soziale Vernetzung zunehmend über mobile Geräte stattfindet, trägt Google Rechnung: Mit +Mobile können Nutzer angeben, wo sie sich gerade befinden, und Fotos und Videos hochladen, um sie für sich selbst zu speichern oder anschließend mit anderen zu teilen. "Huddle" ist ein Gruppenchat, den Google für die Planung von Verabredungen erfunden hat.
Google+ ist seit heute im Android Market und dem mobilen Web verfügbar, befindet sich jedoch noch in der Testphase. Wer dabei sein möchte, kann sich //plus.google.com/?hl=de&type=st&gpcid=ba8fa875&hl=de:anmelden. Eine Version für Apple-Geräte soll in Kürze folgen.
Ende März hatte Google die Funktion +1 vorgestellt, über die Nutzer Webseiten Empfehlungen abgeben können. Der Konzerne versucht damit, die Suchergebnisse persönlicher zu gestalten - angemeldete Nutzer können sehen, ob einer ihrer Kontakte über die +1-Schaltfläche Empfehlungen abgegeben hat. Seit Anfang Juni bietet der Internetkonzern Webseitenbetreibern den entsprechenden +1-Button zum Einbinden an.
Google+ ist vermutlich auch das Ende für das soziale Experiment Buzz, das im Februar 2010 gestartet war, aber von Anfang an Akzeptanzprobleme hatte, nicht zuletzt wegen Googles unkluger automatischen Integration aller Gmail-Kontakte in das soziale Netzwerk.