
Die EU-Kommission hat einen Entwurf für eine digitale Identität für EU-Bürger vorgestellt. Damit sollen Nutzer elektronisch mit Ämtern kommunizieren können. Auch große Plattformen wie Google und Facebook sollen verpflichtet werden, die digitale ID zu akzeptieren.
EU-Bürger sollen künftig unionsweit eine elektronische Identität nutzen können. Das sieht ein Entwurf für eine Verordnung vor, den die EU-Kommission am gestrigen Donnerstag veröffentlicht hat. Das Pikante daran: Die digitale ID soll nicht nur für die Kommunikation mit Ämtern und Behörden genutzt werden. Der Entwurf sieht explizit vor, dass auch große Plattformen wie Google oder Facebook auf Verlangen die digitale ID akzeptieren müssen, wenn es zum Beispiel um eine Altersverifikation geht.
Nach Vorstellung der EU-Kommission sollen die Mitgliedsstaaten ihren Bürgern "digitale Brieftaschen" (Wallets) zur Verfügung stellen, in denen sie ihre digitale Identität mit amtlichen Dokumenten wie zum Beispiel Führerscheinen, aber auch mit Abschlusszeugnissen verknüpfen können. Auch das eigene Bankkonto kann hinzugefügt werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das "kann": Einen Benutzungszwang soll es nämlich nicht geben.
Anonymität adé
Interessant ist, dass Online-Plattformen verpflichtet werden sollen, die "digitale Brieftasche" zu akzeptieren. In letzter Konsequenz könnte das bedeuten, dass Single-Sign-On-Plattformen zukünftig die Daseinsberechtigung entzogen wird. Allerdings nicht in einem wichtigen Punkt: Die Verordnung sieht keine anonymisierte Nutzung der Wallet vor: Wer sich damit gegenüber Dritten ausweist, offenbart immer auch seine Identität.
Noch nicht geklärt ist, wie die einmalig erforderliche Identifikation des Nutzers erfolgen soll, um sicherzustellen, dass Mensch und Brieftasche auch zusammengehören. Hier wären klassische Ident-Verfahren wie PostIdent oder VideoIdent möglich, auch der elektronische Personalausweis könnte auf einmal seine Bestimmung finden.