
Die Zahl der Beschwerden über Rechtsverstöße im Netz ist 2021 auf einen neuen Höchststand gestiegen. Unklar ist allerdings, ob dies auf eine Verschlimmerung der Situation hindeutet - oder auf eine gestiegene Sensibilität der Bürger.
Mit 8.613 gemeldeten Fällen von Rechtsverstößen im Netz, die als berechtigt eingestuft wurden, verzeichnete die Beschwerdestelle des Internet-Branchenverbandes eco im Jahr 2021 einen neuen Höchststand. Dies entspricht einem Anstieg von rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Anteil anonymer Meldungen steigt
Wenn man Beschwerden wegen Spam ausklammert, dann entfiel mit 76,3 Prozent das Gros aller berechtigten Meldungen auf Kinderpornografie. Das Verbreiten von verfassungsfeindlichen Inhalten spielte dagegen mit 0,4 Prozent aller Meldungen eine vergleichsweise kleine Rolle. Knapp die Hälfte aller Fälle (45 Prozent) wurden anonym gemeldet, jeder dritte Bürger, der einen Rechtsverstoß meldete, tat dies unter seinem Namen. Damit hat der Anteil der anonym eingehenden Meldungen deutlich zugenommen.
Stolz ist der eco auf die hohe Erfolgsquote beim Entfernen von Rechtsverstößen: Nach Angaben des Verbandes konnten 2021 in enger Kooperation mit Hostern fast 98 Prozent der gemeldeten Rechtsverstöße aus dem Netz entfernt werden.
"Selbstregulierung funktioniert"
Für Alexandra Koch-Skiba, die Leiterin der Beschwerdestelle, ist dies ein Beleg dafür, dass die Selbstregulierung der Internetwirtschaft auch international funktioniert: "Missbrauchsdarstellungen und andere illegale Inhalte wurden 2021 schnell und effizient gelöscht - und das weltweit und trotz teilweise erheblicher Herausforderungen durch unterschiedliche Rechtslagen einzelner Länder.“ So sei gerade einmal ein Fünftel der monierten URLs in Deutschland gehostet gewesen.
Auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des Jahresberichtes hob Martina Link, Vizepräsidentin des Bundeskriminalamtes, die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Wirtschaft hervor. Netzkriminalität können nicht von den Strafverfolgungsbehörden allein bekämpft werden. Eine Frage bleibt angesichts des deutlichen Anstiegs der Beschwerden unbeantwortet: Nimmt das Ausmaß des kriminellen Handels im Netz zu - oder schauen die Bürger einfach nur genauer hin?