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Security 02.12.2021
Security 02.12.2021

Domain Name System "Handshake Domains": Alternative Internet-Adressen mit Nebenwirkungen

Shutterstock Maxx-Studio
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Seit 1998 liegt die Zuteilung von Domains im Internet in den Händen eines Unternehmens: ICANN. Jetzt bieten Domain-Registrare zunehmend alternative Internet-Adressen an, die ICANN umgehen. Was sich attraktiv anhört, kann jedoch unerwünschte Nebenwirkungen haben. 

Seit ihrer Gründung vor fast einem Vierteljahrhundert obliegt der Internet Corporation for Assiged Names and Numbers (ICANN) die weltweite Verwaltung von Top Level Domains (TLD). Konkret bedeutet das, dass man eine Domain wie etwa "meinshop.de" bei einem Registrar wie zum Beispiel United-Domains in Starnberg nur deshalb bestellen kann, weil United-Domains einen Vertrag mit DeNIC hat, der Registry für .de-Domains in Frankfurt/Main. DeNIC wiederum hat einen Vertrag mit ICANN in Los Angeles und ist deshalb als einzige Registry weltweit befugt, .de-Domains zu vergeben.

ICANN betreibt außerdem das Domain Name System (DNS). Das ist ein Server-Netzwerk, das dafür sorgt, dass weltweit alle Browser-Aufrufe von URLs unter "meinshop.de" automatisch an die IP-Adresse weitergeleitet werden, mit der der dazugehörige Webserver am Internet hängt. 

Blockchain statt DNS

Diese Position, die ICANN zur Wächterin über das World Wide Web macht, wird jetzt durch eine neue Klasse von Top Level Domains infrage gestellt. Unlängst bewarb der Domain-Händler Namecheap aus Phoenix/Arizona so genannte "Handshake-Domains", die nicht im DNS angemeldet sind. Hinter "Handshake" steht ein Peer-To-Peer-Netzwerk, das auf Blockchain-Technologie basiert. Nach einem Bericht des "Domain-Recht"-Newsletters bietet Namecheap Adressen unter insgesamt elf Top Level-Domains an, mit den Endungen .p, .pgp, .sox, .elite, .ill, .saas, .creator, .oh, .oo, .oot sowie .orb.

Mit Preisen zwischen 7,95 und 29,95 US-Dollar im Jahr sind diese Domains teilweise deutlich günstiger als Adressen innerhalb des DNS. Zudem ist die Chance natürlich groß, dass ein gewünschter Domain-Name, der unter .com oder .de schon längst vergeben ist, unter .elite oder .creator noch zu haben ist. Auch Brands, die einen möglichst umfassenden Schutz ihrer Marke im Netz wünschen und sich deshalb eine entsprechende Domain unter jeder verfügbaren TLD sichern, werden von solchen Alternativ-Angeboten angesprochen. 

Die Aufregung über die unerwünschte Konkurrenz ist bei ICANN verständlicherweise groß, zumal die Handshake-Domains einen handfesten Nachteil aufweisen: Ohne Änderung der technischen Einstellungen oder die Installation eines Plug-Ins können handelsübliche Browser diese alternativen TLDs nicht aufrufen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass manche Registrare alternative, nicht DNS-kompatible Domains gemeinsam mit ICANN-konformen Domains anbieten - und den Unterschied oft nicht deutlich herausstellen.

Inflation der Top Level Domains

Zur Verwirrung trägt natürlich auch die generelle Inflation neuer Top Lebel Domains bei, für die ICANN die Verantwortung trägt. Bestand das Angebot bei Gründung von ICANN noch aus einer Handvoll generischer TLDs wie .com, .net und.org sowie einer Country Code TLD für jedes Land der Welt, sorgten die ab 2005 eingeführen New TLDs für eine erheblich größere Auswahl.

Über 700 neue Domain-Endungen wie .shop oder .online hat ICANN seitdem auf den Markt geworfen - und verdient damit jedes Jahr viel Geld. Allerdings sind all diese Domains im DNS sauber hinterlegt, Adressen mit einer von ICANN bestätigten New TLD sind von jedem Browser aus problemlos aufrufbar.

Onlinehändler, die nach einer unverwechselbaren Internet-Adresse suchen, die als Wortspiel eventuell sogar Teil der Unternehmensmarke werden soll, sollten deshalb bei der Wahl einer außergewöhnlichen Adress-Endung darauf achten, dass diese Adresse auch kompatibel mit dem DNS ist. Sonst mag sich eine Adresse wie "Badeshamp.oo" zwar lustig lesen, sie funktioniert nur in normalen Internet-Browsern nicht.

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