
Ob neue Richtlinien, Zukäufe oder Produkt-Launches: 2017 war das Amazon-Jahr. Der E-Commerce-Riese machte in Marketing- und Commerce-Sicht von sich reden. Wir haben für euch die wichtigsten Meldungen zusammengefasst.
Gleich zu Beginn des Frühjahrs, am 19. April, kündigte Amazon neue Rückgabe-Richtlinien für Online-Händler an. Diese betrafen insbesondere Händler, die ihre Waren selbst versenden und nicht den FBA-Service (Fulfillment By Amazon) in Anspruch nehmen. Denn die neuen Regelungen galten bereits für FBA-Kunden und auf allen anderen europäischen Marktplätzen von Amazon.

Im Mai launchte der Marktplatz-Betreiber den Amazon Echo Show. Diese besondere Version des smarten Lautsprechers verfügt über einen Bildschirm inklusive Touchscreen mit einer Diagonale von sieben Zoll. Darauf kann die integrierte digitale Assistentin Alexa zusätzliche Informationen bei Antworten auf Fragen nach Wetter oder Verkehr anzeigen. Außerdem können Nutzer über den Dienst "Alexa Calling" über das Gerät künftig auch Videotelefonate führen und Kurzmitteilungen schicken.

Anfang Juni erhöhte Amazon die Gebühren für sein Fulfillment-By-Amazon-Programm (FBA) in Europa. Konkret betroffen waren die Marktplätze in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Unter anderem wurden die monatlichen Lagergebühren, die Versandgebühren für Medienprodukte sowie die Gebühr für Warenrücksendungen der Kategorien "Bekleidung" und "Schuhe" erhöht.

Ebenfalls 2017 launchte der E-Commerce-Riese seine "Surprise-Box" mit Super-Food-Produkten in Deutschland. Seither können sich Fans von gesunder Ernährung für knapp 25 Euro mit neuen Artikeln in kleinen Probierportionen überraschen lassen.

Im Juni kam auch der große Paukenschlag: Amazon gab bekannt, die Bio-Kette Whole Foods Market für rund 13,7 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Damit stieg der Händler mit einer Strategiewende groß in den stationären Lebensmittelhandel in den USA ein. Am 28. August war die Übernahme dann offiziell abgeschlossen und Amazon setzte direkt eine ganze Reihe von Preissenkungen für Whole-Foods-Produkte durch.

Wie auch in den vergangenen Jahren konnten sich Prime User auch am diesjährigen Amazon Prime Day am 11. Juli über zahlreiche Angebote freuen. Im Schnitt konnten die Online-Shopper 22,12 Prozent gegenüber den üblichen Marktpreisen sparen. Marketplace-Verkäufer nutzten den dritten Prime Day vor allem, um neue Kunden zu gewinnen, ihre Verkäufe zu steigern und neue Artikel vorzustellen.

Amazon launchte mit "Pay Places" einen Service in den USA, mit dem Kunden im stationären Handel bezahlen können. Sie benötigen dafür lediglich die mobile Amazon App. Damit kennt der E-Commerce-Riese bald auch das Kaufverhalten der Kunden im stationären Handel.

Im August verkündete Amazon mit seinem Prime Now Service in Berlin auch Produkte der Drogeriemarktkette Rossmann zu liefern. Prime-Kunden können dabei aus über 5.000 Produkten wählen und sich diese innerhalb einer Stunde oder in einem ausgewählten Zwei-Stunden-Fenster zustellen lassen.

Zum 11. September diesen Jahres ist Amazons "1-Click-Patent" ausgelaufen. Vor fast 20 Jahren beantragte Amazon-Chef Jeff Bezos gemeinsam mit drei Kollegen dieses Patent mit der Nummer 5.960.411. Beim "1-Click-Kauf" konnten Online-Shopper auf Amazon mit nur einem Klick den gesamten Kaufprozess durchlaufen.

Gemeinsam ist man weniger allein: Getreu diesem Motto schlossen Amazon und Microsoft eine strategische Partnerschaft. Diese sorgt dafür, dass mittlerweile die digitalen Sprachassistenten Alexa und Cortana miteinander sprechen können. User können somit beispielsweise zu ihrem Amazon Echo sagen: "Alexa, öffne Cortana" oder aber zu ihrem Windows-Gerät: "Cortana, öffne Alexa".

Im Oktober hat Amazon das New Yorker Start-up Body Labs für etwa 50 bis 70 Millionen US-Dollar übernommen. Das Unternehmen entwirft lebensechte 3D-Body-Modelle, mit denen User unter anderem Kleidung virtuell anprobieren können.

In 37 Städten in den USA startete Amazon Ende Oktober sein neues Smart-Home-System Key. Ein intelligentes Türschloss, eine vernetzte Sicherheitskamera und eine App ermöglichen dabei dem Paketboten, bei Abwesenheit Zugang zur Kunden-Wohnung zu bekommen.

Um nicht nur mit dem Amazon Echo, sondern auch mit den Alexa Skills Umsatz zu generieren, kündigte der Marktplatz-Betreiber Ende dieses Jahres an, Alexa mit kostenpflichtigen "Fähigkeiten" auszustatten. Amazon möchte auf diese Weise Mitentwicklern finanzielle Gewinnmöglichkeiten einräumen. Abonnenten des Prime Service sollen Bezahl-Skills nach heutigem Stand weiter kostenlos nutzen können.

Amazon dringt immer weiter in den Mode-Handel ein. Das zeigte sich auch in diesem Jahr unter anderem daran, dass der E-Commerce-Riese in Europa mit seiner eigenen Fashion-Marke "Amazon Find" an den Start ging. Die Kleidungsstücke sind seither für User aus Deutschland, England, Frankreich und Spanien verfügbar.
Im Dezember gab der Händler dann zudem bekannt, Damenunterwäsche zu entwerfen und unter dem firmeneigenen Label Iris & Lilly zu vertreiben. Zudem macht Amazon von Deutschland aus dem chinesischen Internetriesen Alibaba Konkurrenz. 6.800 Marken, die auf der Amazon.de-Webseite vertreten seien, bieten nun auch im Reich der Mitte ihre Produkte online an.

Und dann kam in diesem Jahr die News, auf die Branche schon lange Zeit gespannt gewartet hatte: Amazon launchte seinen Lebensmittel-Lieferdienst Amazon Fresh in Deutschland. Zunächst ging der Dienst in Berlin an den Start. Wenige Wochen später folgte Hamburg und seit Kurzem können sich auch die Münchner mit frischen Lebensmitteln von Amazon Fresh beliefern lassen.

Im November ging Amazon mit seinem Flex-Service in Berlin an den Start. Mit Amazon Flex rekrutiert der E-Commerce-Riese Personen, die die Zustellung von Paketen für den Online-Händler übernehmen. Gerade für das anstehende Weihnachtsgeschäft benötigt der Marktplatz-Betreiber zahlreiche Leute, um die Zustellung der bestellten Waren gewährleisten zu können.

Doch nicht nur in Sachen E-Commerce, auch im Marketing wird Amazon zum gefährlichen Player. Das wurde 2017 so deutlich wie nie zuvor. Beim Stichwort Retail Data ist die Bezos-Firma (Jeff Bezos ist mit 100 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr auch auf den ersten Platz der Milliardärs-Rangliste vorgerückt) längst schon ein gigantischer Mitbewerber. Das Unternehmen baute 2017 seine Programmatic-Expertise mit neuen Leuten aus und öffnete ein weiteres Advertising-Büro in Manhattan. Es wird klar: Der einstige Online-Buchhändler macht sich bereit für den großen Angriff auf das Werbe-Business.

Ende gut, alles gut? Nein, Kritik an Amazon gab es auch in diesem Jahr en masse. Noch im Dezember stoppte beispielsweise Birkenstock den Verkauf seiner Produkte auch auf den europäischen Seiten des Online-Händlers. Nach Ansicht des Schuhherstellers geht Amazon nicht energisch genug gegen Produktfälschungen oder den Missbrauch des Birkenstock-Logos vor.
Daneben geht auch Verdi in Sachen Mitarbeiter-Rechte weiter auf die Barrikaden, eine Ende der Leidensarie ist nach wie vor nicht in Sicht. Auch mit Themen wie Lieferengpässen, Händler-Kontosperrungen oder undurchsichtigen Kundenservices musste sich Amazon 2017 beschäftigen - und wird es wohl auch im kommenden Jahr tun müssen.