
Amazon-Dementi Ist der Anteil von Amazon am deutschen E-Commerce-Umsatz jetzt entschlüsselt?
Rund 27 Prozent der deutschen E-Commerce-Umsätze werden auf Amazon.de erwirtschaftet - wenn die geleakten Zahlen zum Marktplatz-Umsatz der deutschen Amazon-Seller stimmen. Amazon selbst dementiert das mittlerweile vehement.
In einer E-Mail an einige seiner Marketplace-Händler, die INTERNET WORLD BUSINESS vorliegt, verriet Amazon heute - vermutlich unbeabsichtigt - bisher geheimgehaltene Details zum Marktplatz-Umsatz von Amazon.de. 10,25 Milliarden Euro Brutto-Umsatz erwirtschafteten die deutschen Amazon-Seller demnach in 2018.
Ausgehend von diesen Zahlen kann man die Rechnung weiterspinnen - und den lange rätselhaften Anteil von Amazon.de am gesamten deutschen E-Commerce-Umsatz nun erstmals realistisch schätzen.
Laut Jeff Bezos letztem Brief an die Amazon-Aktionäre erwirtschafteten die Dritthändler 2018 weltweit rund 58 Prozent des Amazon'schen Gesamthandels-Umsatz - Amazons Eigenanteil am Waren-Umsatz betrüge dann 42 Prozent.
Überträgt man dieses Verhältnis auf die heute bekannt gewordenen Zahl für den deutschen Markt, so kann man von einem Gesamthandelsvolumen (brutto) für Amazon.de von 17,67 Milliarden Euro ausgehen. Setzt man diese Zahl mit dem vom bevh errechneten E-Commerce-Gesamtumsatz für 2018 von 65,10 Milliarden Euro in Relation, so ist klar: Amazon.de zeichnet für 27 Prozent des deutschen E-Commerce-Umsatzes verantwortlich.
Auch mit den HDE-Zahlen geht die Rechnung auf
Der HDE berechnet für 2018 zwar einen E-Commerce-Umsatz von 53,4 Milliarden Euro aus - weist aber Netto-Umsätze aus. Legt man nun für die Berechnung für Amazon.de einen Netto-Marktplatz-Umsatz von 8,57 Milliarden Euro und damit ein Gesamthandelsvolumen von 14,78 Milliarden Euro zugrunde, landet man auch beim Netto-Umsatz des HDE bei einem Anteil von Amazon.de am deutschen E-Commerce-Umsatz von 27 Prozent.
Etwas mehr als ein Viertel geht an Amazon.de
Das Ergebnis dieser Berechnung passt deutlich besser als bisherige Schätzungen zu den Zahlen des EHI-Instituts, das 2017 allein die Online-Shops der Top 100-Shops (inklusive Amazon.de-Eigengeschäft) zusammen auf einen Gesamtumsatz von 30,5 Milliarden Euro schätzte. Stimmen die in der geleakten Amazon-Mail kolportierten Zahlen, dann ist Amazon.de eine Großmacht auf dem deutschen E-Commerce-Markt - aber so mächtig, wie manche Schätzungen, die in den letzten Jahren Amazons Anteil am Gesamtumsatz bei 50 Prozent und mehr sahen, ist der Marktplatz offenbar nicht.
Update: Amazons Dementi
Am Tag des Leaks wollte sich Amazon zu den sensationellen Zahlen zunächst nicht äußern: "Wir bitten um Verständnis, dass wir Spekulationen nicht kommentieren", so eine Amazon-Sprecherin auf Anfrage von INTERNET WORLD BUSINESS. Einen Tag später hat der E-Commerce-Riese seine Meinung offenbar geändert:
"Diese Zahlen sind in keiner Weise korrekt", ließ die Amazon-Sprecherin verlauten. "Die Person, die diese Informationen zusammengestellt hat, hat Zahlen benutzt, die nichts mit den Verkäufen von Drittanbietern bei Amazon zu tun haben. Dies ist allein auf einen menschlichen Fehler zurückzuführen und es wäre falsch, anzunehmen, dass diese Zahlen etwas über das Geschäft von Amazon in Deutschland oder auf der ganzen Welt aussagen."