
Amazon Marketplace Über 240.000 aktive Seller handeln auf Amazon.de
Fast 3 Millionen Seller verkaufen auf den Amazon-Marktplätzen rund um die Welt. In Deutschland listen über 240.000 Verkäufer 586 Millionen Produkt-ASINS.
In seinem letzten Brief an die Aktionäre prägte Jeff Bezos die Phrase: „Die Marktplatz-Händler treten uns in den Hintern. Mit Schmackes.“ Der Amazon-Chef umschrieb damit die Bedeutung des Marktplatzes für das Amazon-Geschäft: 58 Prozent des Gesamthandelsvolumens aller Amazon-Plattformen wird laut Bezos von Dritthändlern erwirtschaftet.
Eine neue Erhebung des US-Marktbeobachters Marketplace Pulse fasst die Dominanz der Amazon Seller jetzt in noch konkretere Zahlen: Fast drei Millionen aktive Seller verkaufen demnach aktuell Produkte auf den 15 Amazon-Marktplätzen weltweit, das entspricht einem Zuwachs von fast 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Zahl ist allerdings mit Bedacht zu genießen: Marketplace Pulse versteht unter „aktiven Sellern“ diejenigen Verkäufer, die zur Zeit der Erhebung mindestens ein Produkt auf einem der mittlerweile 15 Amazon-Marktplätze weltweit gelistet hatten. Amazon selbst definiert aktive Seller dagegen als Händler, die in den letzten 12 Monaten auf einem Amazon-Marktplatz Umsatz erzielt haben. Beide Definitionen schließen Privatverkäufer ein, die wahre Zahl an gewerblichen Verkäufern auf den Marktplätzen liegt also niedriger.

Marketplace Pulse
Hohe Händler-Fluktuation
Dennoch lassen die Zahlen von Marketplace Pulse Rückschlüsse auf die Größenverhältnisse zwischen den Marktplätzen zu: So zählten die Marktforscher die meisten aktiven Verkäufer auf dem amerikanischen Marktplatz Amazon.com: Über 1,1 Millionen Seller hatten dort im Oktober 2019 Produkte gelistet. Allerdings scheint in den USA langsam eine gewisse Sättigung einzusetzen: Obwohl weiterhin eine hohe Fluktuation herrscht und 250.000 Seller neue Accounts auf Amazon.com eröffneten, stieg die Gesamtzahl der Händler nur um 5,1 Prozent; die meisten Neuankömmlinge ersetzen offenbar lediglich suspendierte oder ausgeschiedene Händler.
Diese hohe Durchsatz kann auch in Europa beobachtet werden: So hat Amazon.de nach eigenen Angaben allein 2018 über 250.000 Händleraccounts dauerhaft gesperrt. Und dennoch wächst der deutsche Marktplatz weiterhin kräftig: Marketplace Pulse zählte hierzulande im Oktober 2019 244.425 aktive Seller, 17,5 Prozent mehr als im Vorjahr. In Frankreich, Italien und Spanien stieg die Zahl der Seller sogar um fast ein Drittel, im größten europäischen Markt Großbritannien um 18,4 Prozent. Hier ist der Einfluss von Amazons Pan-EU-Programm, das Händlern das Listen ihrer Angebote auf anderen europäischen Marktplätzen besonders einfach macht, deutlich zu erkennen.
Explodierendes Sortiment
Diesen Eindruck der boomenden europäischen Marketplaces stützt auch eine aktuelle Erhebung von AMALYZE, einem Tool-Anbieter für Amazon Analytics. Laut Zahlen, die AMALYZE-Gründer Michael Gabrielides im Mitte November auf seiner Hauskonferenz vorstellte, waren bis zum 31. Oktober 586 Millionen Produkt-ASINs allein auf Amazon.de zu finden. Damit bietet der deutsche Marktplatz innerhalb Europas mit Abstand die größte Produktvielfalt.
Seit Februar 2019 steigt laut Gabrielides die Zahl der gelisteten ASINs auf allen fünf europäischen Plattformen kräftig an. Allein im Oktober 2019 entdeckte AMALYZE auf den fünf Marktplätzen insgesamt 131 Millionen neue ASINs.

Amalyze
Die Frage ist allerdings: Wieviel dieses beeindruckend großen Produktsortiments kommt tatsächlich beim Kunden an? Mehr als 50.000 Wasserhähne und über 100.000 Trinkflaschen gibt es allein auf Amazon.de zu finden. Wieviel von dieser unendlichen Vielfalt bekommt der Kunde tatsächlich zu sehen? Und: Wie viel davon ist für ihn überhaupt relevant? „Selbst wenn man in die kleinsten Filterebenen springt, gibt es immer noch eine übergroße Auswahl, die zunehmend aussagelos ist“, schrieb der E-Commerce-Experte Holger Schneider von digitice.io kürzlich in einem Gastbeitrag auf „Etailment“. „User können nicht entscheiden, welches das beste Produkt ist.“
Amazon beschert seinen Kunden also zunehmend die Qual der Wahl – und es bleibt abzuwarten, wie sich diese neue Einkaufs-Mühsal auf das Geschäft eines Unternehmens auswirkt, das seinen Kunden eigentlich das Leben so einfach wie möglich machen will.