
Gerade bei kleineren Händlern bleibt das professionelle Forderungsmanagement oft auf der Strecke. Die Folge sind Fehler, belastete Mitarbeiter- und Kundenbeziehungen und regelmäßige Zahlungsausfälle, die gar zur Insolvenz des Unternehmens führen können.
Von Stephan Schuller, Mitgründer und CEO von FOMA
Obwohl die Inflationsrate zeitweise wieder leicht rückläufig ist, steigen die Zahlen gerichtlicher Mahn- und Insolvenzverfahren auch in diesem Jahr. Die Energiekrise, Inflation und Konjunkturschwäche haben bereits im Jahr 2022 zu einem moderaten Anstieg der Firmenpleiten geführt. Laut der Insolvenzstatistik des Statistischen Bundesamtes haben im Jahr 2022 in Deutschland 14.590 Unternehmen Insolvenz angemeldet - im ersten Quartal 2023 stieg die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nochmals um etwa 18 Prozent. Laut Prognose setzt sich der negative Trend auch in den kommenden Monaten fort.
Die Gründe für diese negative Entwicklung liegen nicht nur in steigenden Preisen, Zinsen und einer restriktiveren Kreditvergabe durch Banken. Viele Menschen haben derzeit höhere Kosten und verzichten mehr und mehr auf unnötige Ausgaben. Denn nicht nur die Unternehmensinsolvenzen, sondern auch die Privatinsolvenzen nehmen zu. So stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen laut dem Statistischen Bundesamt im Juni 2023 um 13,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Händler müssen sich also sowohl stationär als auch online auf einen nachlassenden Konsum einstellen.
E-Commerce und Inkasso
Hinzu kommen schwierige Wettbewerbsbedingungen, eine hohe Flexibilität in den Zahlungsmöglichkeiten und das Ordern immer mehr Bestellungen auf offene Rechnung. Laut dem Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) sind vor allem konsumintensive Branchen von Zahlungsausfällen betroffen. Besonders der E-Commerce ist ganz vorne mit dabei: Rund 55 Prozent der Inkassounternehmen nennen den E-Commerce als besonders betroffen. Das kommt vor allem durch unbezahlte Forderungen aus Rechnungskäufen, Rücklastschriften und Kreditkarten-Charge-Backs (Möglichkeit für Inhaber von Kreditkarten, unberechtigte Abbuchungen wieder zurückholen) zustande.
Oft sind die unzureichende Organisation und Durchführung des gesamten Forderungsmanagements in den Unternehmen eine Stellschraube, die dem negativen Trend der Insolvenzen Abhilfe schaffen können. Eine optimierte oder sogar schon automatisierte Rechnungslegung allein ist noch kein Erfolgsrezept. Es geht bei einem professionellen Forderungsmanagement um den gesamten Prozess vom Erstkontakt bis zur späteren Einziehung einer Zahlung. Nur ein durchgängiges und professionelles Forderungsmanagement verhindert Zahlungsausfälle und schützt die Liquidität eines Unternehmens.
Professionelles Forderungsmanagement wird oft nur von großen Unternehmen betrieben
Auch im Onlinehandel fällt auf: Die Mehrheit der Umsätze teilen sich 2023 laut Statista die Giganten Amazon (15,68 Milliarden Euro), Otto (4,52 Milliarden Euro) und zalando.de (2,52 Milliarden Euro) in Deutschland. Während deren Umsätze tagtäglich steigen, möchten kleine Händler hier anknüpfen, und investieren, um wettbewerbsfähig bleiben. Was dann aber auf der Strecke bleibt, ist häufig professionelles Forderungsmanagement, was die Liquidität sichern könnte.
Denn während sich große Konzerne und Unternehmen schon ausreichend mit dem Problem auseinandergesetzt haben und mit eigenen hoch spezialisierten Abteilungen und / oder externen Dienstleistern für Forderungsmanagement zusammenarbeiten, stellt dies für Selbstständige und kleine mittelständische Unternehmen noch immer eine große Herausforderung dar.
Hier wird das Forderungsmanagement oft von Mitarbeitern neben ihrer eigentlichen Tätigkeit, wie beispielsweise der Buchhaltung, übernommen. Oft fehlen die technischen, wirtschaftlichen und zeitlichen Ressourcen, um dem Thema angemessen Raum zu geben. Die Folge sind Fehler, belastete Mitarbeiter- und Kundenbeziehungen und im schlimmsten Fall regelmäßige Zahlungsausfälle, die zum Substanzverlust oder sogar zur Insolvenz des Unternehmens führen können. Selbst wenn der Wunsch besteht, das Forderungsmanagement auszulagern und externe Dienstleister dafür zu nutzen, stoßen Selbstständige und KMUs oft auf scheinbar unüberbrückbare Hindernisse und Schwierigkeiten.
Bei geringen Stückzahlen und hohem Aufwand ist das Forderungsmanagement für Dienstleister und Benutzer oft wirtschaftlich unattraktiv. Bislang gab es keinen Dienstleister auf dem europäischen Markt, der die komplette Customer Journey für Selbstständige und kleine mittelständische Unternehmen digital abbildet und somit einen effizienten Zugang zu professionellem End-to-End Forderungsmanagement bietet. Die Entscheidung, ob ein Unternehmer oder Selbstständiger zukünftig ein professionelles Forderungsmanagement nutzt, sollte nicht allein von der Stückzahl abhängen, sondern sollte vielmehr eine eigenständige und bewusste Entscheidung sein.
Die Auslagerung des Forderungsmanagements kann Vorteile bieten. Durch die Nutzung von Plattformen können Unternehmen ihre zeitlichen Kapazitäten optimieren und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Erfahrene Spezialisten übernehmen das Fachwissen und die Einhaltung rechtlicher Bestimmungen. Die Kosten für einen externen Dienstleister sind in der Regel geringer als die internen Kosten und die finanziellen Einbußen durch Forderungsausfälle. Der größte Nutzen besteht darin, die Zukunftssicherheit des Unternehmens zu stärken und wirtschaftlichen Erfolg durch vermeidbare Forderungsausfälle nicht zu gefährden.