Trotz der Gerüchte um einen NFC-Chip im neuen iPhone 6, trotz des Hypes um Beacons - Mobile Payment steht erst am Anfang. Nils Winkler, CEO von Yapital, über den Markt, Paypal, Beacons und Apple.
Seit gut einem Jahr ist der Otto-Konzern mit seiner Bezahllösung Yapital auf dem Markt. Über das Handy können Nutzer einen QR-Code scannen und dann die erforderliche Summe begleichen. Dabei ist es egal, ob sich der QR-Code auf einem Werbeplakat, im Schaufenster, auf dem Kassenterminal im Ladengeschäft oder im Online-Shop befindet. In dieser Cross-Channel-Fähigkeit sieht Yapital seine Stärke, Wachstumstreiber soll der stationäre Handel sein. Bislang hat das Unternehmen rund 40 Handelspartner unter Vertrag, auf Konsumentenseite sind es einige Zehntausend Accounts. Doch die Konkurrenz ist groß. Zum Vergleich: Paypal hat rund 15 Millionen Nutzerkonten in Deutschland. Doch Nils Winkler, Chairman of the Board bei Yapital, hält sich für gut aufgestellt - trotz der Gerüchte um Apples NFC-Pläne und des Hypes um die Beacon-Technologie.
Paypal ist zumindest im E-Commerce der große Player im Markt. Haben Sie eine Chance, dort aus dem Nischendasein neben Paypal rauszukommen?
Nils Winkler: Paypal ist ein tolles Unternehmen mit enormen Umsätzen und einer großen Kundenbasis. Da gibt es nichts Negatives zu sagen. Aber wenn wir schauen, wer heute beim Bezahlen im E-Commerce Marktführer ist, dann ist das immer noch die Rechnung. Das ist der Punkt, an dem wir ansetzen, indem wir das Bezahlen einer Rechnung per QR-Code einfach machen. Damit sind wir flächendeckend vertreten bei Baur und bei Sport Scheck, bei Otto selbst läuft die Integration. Das ist natürlich ein enormer Value.
Sie gehen also davon aus, dass Paypal eher Mühe haben wird, im stationären Handel Fuß zu fassen?
Winkler: Ja, davon gehe ich aus, weil Paypal ein E-Commerce-System ist.
Und was machen Sie, wenn Paypal flächendeckend mit einer Beacon-Technologie in den stationären Handel geht?
Winkler: Zunächst einmal stellt sich die Frage, wie diese aussehen würde. Vor drei Jahren hieß es, NFC ist der heilige Gral, letztes Jahr kippte die Stimmung dann, NFC na ja, vielleicht doch nicht, dann hieß es, QR-Codes sind das Allheilmittel, dieses Jahr sind es die Beacons. Ich glaube ein gesunder Mix aus diesen Methoden wird es am Ende sein. Es sind alles Brückentechnologien. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir am Ende - vollständig mobil - über Geo-Services reden werden. Da kann man ganz entspannt warten, bis die Technologien sich entwickelt haben. Wir experimentieren auch in verschiedene Richtungen, haben auch eine Beacon-Lösung im Roll-Out. Eine Prognose ist aber ganz schwierig.
Aber wenn Paypal eine Beacon-Lösung bringt, hätten sie auch im stationären Handel eine starken Wettbewerber neben sich.
Winkler: Unterschätzen Sie die Beacon-Technologie nicht, das erscheint alles irgendwie ganz einfach, aber da gibt es viele Fallstricke. Auch diese Technologie ist auf keinen Fall mal so eben ganz schnell integriert beim Händler. Zudem bleiben die wirtschaftliche Frage und die Frage der Abhängigkeiten. Und ansonsten ist das Kaffeesatzleserei, weil schlicht keiner weiß, was passieren wird. Der Markt entwickelt sich so dramatisch schnell, darauf müssen wir adäquat reagieren und Lösungen finden. Auch Apple kann sich plötzlich entscheiden, jetzt Mobile Payment zu machen, darüber wird ja immer wieder geredet.
Gerüchte um NFC bei Apple
Apple würde dann eher auf Beacons setzen als auf NFC?
Winkler: Wer weiß, es gibt Gerüchte, dass es im neuen iPhone 6 NFC geben soll. Aber die Gerüchte gab es auch schon bei den Vorgängerversionen.
Hätte Apple diesen Schritt schon früher getan, etwa beim iPhone 4, stünde die NFC-Technologie heute vielleicht anders da. Stattdessen hat Apple seine iBeacons auf den Markt gebracht.
Winkler: Ja, da haben Sie Recht. Auf der anderen Seite hat Apple gerade eine Vielzahl an NFC-Patenten angemeldet, und da fragt man sich schon, warum machen die das denn? Aber wir können über Apple und alles Mögliche spekulieren. Was wir wissen ist, dass wir nichts wissen. Wir haben hier im Moment eine Branche, die sich alle paar Wochen selbst überholt. Und in dieser Branche ist es aus meiner Sicht ganz wichtig, das, was man macht, vernünftig und auch unaufgeregt voranzutreiben, bei seinen Überzeugungen zu bleiben und das konsequent umzusetzen.
Wie viele Player trägt der Markt?
Winkler: Ich glaube, am Ende wird es jeweils zwei, drei regional begrenzte Player geben, teils auch begrenzt auf einzelne Länder. Zwei von diesen Playern werden zudem vermutlich international erfolgreich sein.
Einer davon ist Paypal?
Winkler: Einer davon wird sicherlich Paypal, einer Yapital sein und wer die anderen sein werden, das werden wir sehen.
Es wird aber mindestens zwei Jahre dauern, bis Yapital in Bekanntheit und Nutzung gut im Markt vertreten sein wird. Das erfordert weiterhin viele Investitionen. Kann Yapital so lange durchhalten?
Winkler: Ja. Yapital ist natürlich ein Rieseninvestment, die Eintrittshürden in diesem Markt sind enorm. Aber das wussten wir vorher. Und die nötigen Investitionen sind auch langfristig gesichert. Die Otto-Group ist völlig unverdächtig, wenn es um irgendwelche Schnellschuss-Entscheidungen geht, der Konzern steht für Verlässlichkeit und langfristiges, solides, nachhaltiges Denken und Handeln. Das war für mich entscheidend, als ich gefragt worden bin, ob ich einen Payment-Dienst aufbauen möchte. Bei jedem, wirklich bei jedem anderen Player in Europa hätte ich Nein gesagt.
Die deutschen Internetnutzer sind in Sachen Payment eher konservativ, ihre Vorlieben beim Bezahlen im Web und mit dem Handy verändern sich nur langsam. Mobil bezahlen würden die Deustchen derzeit am liebsten beim Parken und im Taxi. Nur knapp die Hälfte kann sich vorstellen, im Restaurant mit dem Handy zu zahlen.