
Am 12. November 1980 konnten erstmals Bankgeschäfte elektronisch von Zuhause aus erledigt werden. Basis dafür war das neu eingeführte Bildschirmtext-System (Btx), das sich damals noch im Testbetrieb befand. Heute nutzen sechs von zehn Bundesbürgern Online Banking.
Helmut Schmidt war Bundeskanzler und die Telekom hieß noch Bundespost, doch die Zeichen in der alten Bundesrepublik standen seit 1977 auf Zukunft. Denn damals hatte der Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen Kurt Gscheidle (SPD) den offiziellen Startschuss für ein Großprojekt namens "Bildschirmtext" (Btx) gegeben. Btx sollte Deutschland ins Informationszeitalter führen und nutzte dabei Hardware, die die Bürger zuhause hatten: Telefon und Fernseher. Sie wurden mit einem Decoder zu einem frühen Computerterminal aufgerüstet, eine Tastatur war optional.
Test in Düsseldorf
1980 nahmen rund 2.000 Test-Nutzer an einem Versuch im Großraum Düsseldorf teil, bei dem die Akzeptanz von Btx für sensible Angelegenheiten getestet wurde. Ab 12. November konnten Kunden der deutschen Verbraucherbank erstmals Überweisungen und Daueraufträge via Btx abwickeln.
Der Online-Zugang zum Bankkonto ähnelte dem, wie es noch lange Zeit später üblich war: Nutzername und Codenummer, dazu eine Transaktionsnummer (TAN) für jede einzelne Buchung.
Restriktive Politik
Erst drei Jahre später, im März 1983, wurde Btx offiziell eingeführt und die Bundespost bot die erforderlichen Geräte dafür an. Aus den 4.000 Nutzern, die beim Start dabei waren, wurden bis 1993 300.000 - weit weniger, als von den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft prognostiziert wurden. Schuld daran war die restriktive Geräte- und Gebührenpolitik der Bundespost. Auch wenn sich heute kaum noch jemand daran erinnert: Bis 1989 durften Bundesbürger nur Geräte an ihre Telefondose anschließen, die sie von der Bundespost bezogen hatten. Erst nach der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes und der Einführung des World Wide Web nahm die Online-Nutzung in Deutschland Fahrt auf. 1999 gab es in Deutschland 1,5 Millionen Internet-Anschlüsse.
Online Banking hat seitdem ständig an Beliebtheit gewonnen, ist aber von der Popularität, die etwa die Nutzung des Internets insgesamt genießt, immer noch weit entfernt: Nur etwa 61 Prozent aller Bundesbürger machen Online Banking, rund 17 Prozent geben an, aus Angst um ihre Daten Online Banking grundsätzlich abzulehnen. Derweil gibt es immer mehr reine Online-Banken, die kein Filialnetz mehr haben und nur noch auf Kunden setzen, die ihr Konto via PC oder Smartphone nutzen.
Online Banking via Btx existierte übrigens noch bis ins Jahr 2007, dann wurde der letzte Server abgeschaltet.