
Mobile Bezahlverfahren werden immer wichtiger
Mobile Bezahlverfahren werden immer wichtiger
Mobile Payment Apps werden für den Omnichannel Commerce in Deutschland immer wichtiger. Welche Faktoren es hier zu beachten gibt und welche Rolle Apple Pay einnimmt, erklärt Martin Zander von Yapital.
Was ist der status quo in Sachen Mobile Payment? Wie sieht es hierzu derzeit in Deutschland aus und woran hapert es noch? Antworten gibt Martin Zander, Senior Vice President Communications bei Yapital. Er erklärt Konsumentenwünsche, die Bedeutung von Mobile Payment für Webshops, den Einfluss des Omni-Channel-Commerce - und die Rolle von Apple Pay.
Differenzierung geht nicht mehr über den Preis, sondern nur noch über die Customer Experience. Webshop-Betreiber wissen das. Ihnen ist auch klar, wie wichtig der Bezahlvorgang ist: Er entscheidet mit darüber, welche Antwort der Kunde auf die Frage "zahlungspflichtig bestellen oder abbrechen?" gibt. Betreiber von Online-Shops sind daher ständig auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten für diesen entscheidenden Teil der Customer Journey. Das bedeutet unter anderem, dass sie abwägen müssen, wann sie eine mobile Bezahlmethode in ihren Zahlungsmix aufnehmen wollen und welche.
Denn, dass die meisten Webshops in naher Zukunft ein Mobile Payment brauchen - mindestens eins - ergibt sich aus den Alltagsgewohnheiten der Konsumenten. Der moderne Verbraucher ist örtlich mobil, zeitlich flexibel und ständig vernetzt. Ein Gerät, das 63 Prozent der Bundesbürger über 14 Jahre quasi ständig in Griffweite haben, ermöglicht diesen Lebensstil: das Smartphone. Ihm ist es zu verdanken, dass die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben, Zuhause und Arbeitsplatz, realer und virtueller Welt verschwimmen. Die Verbraucher nutzen es in fast allen Lebenslagen - und die Mehrheit der Smartphone-Nutzer ist gern bereit, weitere Funktionen auszuprobieren: Wie eine Bitkom-Studie dieses Jahr zeigte, laden sich 74 Prozent zusätzliche Apps herunter.
Verbraucher sind bereit für Mobile Payment
Die technischen Voraussetzungen für Mobile Payment sind auf Konsumentenseite also gegeben. Und die Wünsche der Verbraucher sind klar: Sie sind bereit für Mobile Payment. Die Konsumenten haben konkrete Vorstellungen, wo sie Mobile Payment gern einsetzen würden. In verschiedenen Studien der letzten Jahre finden sich unter den meist gewünschten Einsatzorten immer wieder: der Supermarkt, die Tankstelle, der ÖPNV - und der Online-Shop. Eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes vom April 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass 63 Prozent der Konsumenten gern eine mobile Bezahlmethode in Webshops nutzen würden.
Während die Verbraucher noch ganz davon begeistert sind, in welch vielfältiger Weise das Smartphone ihren Alltag erleichtert und bereichert, bereitet sich schon das nächste Gerät darauf vor, die Nachfolge des Smartphones anzutreten: Die Wearables werden kommen, höchstwahrscheinlich in erster Linie in Form von Smartwatches. Obwohl es Wearables erst seit kurzem gibt, sind die ersten Verbraucher bereits interessiert, mobile Technologie direkt am Körper zu tragen: So sind fünf Prozent der deutschen Konsumenten einer im Magazin "Absatzwirtschaft" veröffentlichten Umfrage zufolge entschlossen, eine Apple Watch zu kaufen. Zwölf Prozent haben es eventuell vor.
Apple Pay ist einer der Wegbereiter für die Branche
Warum das wichtig ist für Mobile Payment? Nun, zum einen gelten Smartwatches als das ideale Medium für mobiles Bezahlen. Zum anderen sind wir damit beim Thema Apple - und bei Apple Pay. Wann es in Deutschland startet, ist unbekannt - wohl kaum vor 2016. Dennoch lässt sich heute schon sagen: Apple Pay wird eine wichtige Rolle beim Durchbruch von Mobile Payment auch in Deutschland spielen. Denn Apple schafft es mit seinem Gespür für Verpackung und den richtigen Zeitpunkt immer wieder, globale Trends zu setzen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Apple Pay das dominierende Mobile Payment in Deutschland werden wird. Das wird schon allein deshalb nicht passieren, weil der Marktanteil der Apple-Produkte einschließlich iPhone dafür viel zu klein ist - und klein bleiben wird, solange Apple seine Preispolitik nicht umkrempelt. Aber wie das iPhone für alle Smartphones, so wird Apple Pay für alle mobilen Bezahlmethoden die Funktion eines wichtigen Wegbereiters einnehmen.
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Apple Pay den Markt nicht dominieren wird: Es funktioniert mit NFC, der Nahfeld-Kommunikation. Das ist nicht nur ungünstig wegen des Mangels an NFC-fähigen Terminals im stationären Handel. Sondern auch, weil NFC im Online-Shopping und überhaupt im Versandhandel nicht einsetzbar ist. Eine der wichtigsten Eigenschaften jedoch, die Verbraucher von einem Mobile Payment verlangen, ist Vielseitigkeit: So hat schon im letzten Jahr eine Umfrage von TNS Infratest gezeigt, dass sich 39 Prozent der Smartphone-Nutzer ein Mobile Payment wünschen, dass quer über alle Kanäle einsetzbar ist: ein echtes Cross-Channel-Payment.
Verbraucher gewöhnen sich an den freien Wechsel der Kanäle
Das wird umso wichtiger, je mehr sich Omni-Channel-Commerce durchsetzt. Dies ist ein Trend, den kein Webshop-Betreiber ignorieren kann. Das bedeutet nicht unbedingt, dass er ein Ladengeschäft eröffnen muss. Aber er muss sich darüber im Klaren sein, dass er mit Verbrauchern zu tun hat, die zunehmend daran gewöhnt sind, sich beim Einkaufen frei zwischen den Kanälen zu bewegen. Und die deshalb Bezahlmethoden bevorzugen werden, die auf allen Kanälen gleichermaßen schnell und unkompliziert funktionieren: Der Konsument möchte verständlicherweise nicht übers Bezahlen nachdenken.
Mit welcher Technik das geschieht, ist den Verbrauchern allerdings egal. QR-Codes sind derzeit allgegenwärtig und ermöglichen mobiles Bezahlen nicht nur an der Ladenkasse, sondern auch im Online-Checkout, beim Rechnungskauf und beim Verkauf vom Werbeträger weg, also aus dem Schaufenster, vom Plakat - oder auch direkt von einem Online-Banner. Trotzdem kann es jederzeit soweit sein, dass eine neue, bessere Technologie auftaucht. Da im Mobile Payment alles von der User Experience abhängt, werden Händler Bezahlmethoden bevorzugen, die nicht an einer bestimmten Technologie kleben, sondern klar die Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt stellen.