
Payment ist nicht sexy, Payment muss funktionieren. Nur wer die kulturellen Unterschiede zwischen den Zahlungsvorlieben verschiedener Länder kennt, kann einen erfolgreichen europaweiten Webshop betreiben, meint Michael Santner, Head of eCom DACH bei Nets/Nexi Group.
Von Michael Santner, Head of eCom DACH bei Nets/Nexi Group
In Europa gibt es keine länderübergreifende einheitliche Payment-Lösung, wenn es um digitale Zahlungsdienste geht, denn jedes Land bringt unterschiedliche lokale Kundenbedürfnisse und präferierte Zahlungsmethoden mit sich. Was in Deutschland das Mittel der Wahl ist, ist es längst nicht woanders. Um einen erfolgreichen Kaufabschluss zu erzielen, müssen die lokalen Besonderheiten berücksichtigt und bestenfalls die relevantesten Zahlungsmöglichkeiten angeboten werden, um gute Einkaufserlebnisse zu schaffen.
Kulturelle Unterschiede und generationsbedingte Kriterien
In jedem Land gilt es kulturelle Implikationen zu berücksichtigen. Während in Deutschland seit jeher der Rechnungskauf eine der bevorzugten Zahlungsmethoden ist und die bestellte Ware oder Dienstleistung erst nach Erhalt bezahlt wird, gibt es dieses Abrechnungssystem beispielsweise in den Niederlanden nicht. Was den Deutschen ein sicheres Gefühl und eine Vorstellung von Kontrolle vermittelt, ist den Dänenzu unbequem. Dort wird im Vergleich zu den Deutschen mehr mit Kreditkarte oder der beliebten Mobile Payment-App MobilePay sicher und bequem bezahlt. In Polen stehen Karte, Banküberweisung und die Mobile-Banking-App Blik ganz oben bei den präferierten Online-Zahlungsmethoden. Genauso wie kulturelle Unterschiede und Traditionen im Umgang mit dem Bezahlvorgang eine große Rolle spielen, gibt es auch verschiedene Marken, die in einem Land Vertrauen aufgebaut haben, die in anderen Ländern aber völlig unbekannt sind.
Zu den kulturellen Unterschieden in den jeweiligen Ländern kommen auch noch generationsbedingte Kriterien hinzu. Während der Corona-Krise haben die Buy Now, Pay Later (BNPL)-Zahloptionen besonders unter den jüngeren Generationen zugenommen. Junge Menschen möchten vor allem online einfache und bequeme Zahlungsmöglichkeiten: Jetzt kaufen, was benötigt wird und später bezahlen.

Michael Santner, Head of eCom DACH bei Nets
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Der Wunsch nach einem einheitlichen, standardisierten Zahlungssystem in ganz Europa liegt nah. Vorangetrieben wird dieser durch die European Payment Initiative. Dennoch werden nationale Zahlungsmethoden voraussichtlich auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die Kunden spielen.
Onlinehändler, die im jeweiligen Land die jeweils favorisierten, lokalen Zahlungsarten anbieten können, ermöglichen es, die Erwartungen ihrer Kunden hinsichtlich Zahlungsart und -weise zu erfüllen. Dies führt nicht nur zu einem besseren Einkaufserlebnis, sondern verhindert insbesondere auch Kaufabbrüche, weil Kunden ihre bevorzugte Zahlmethoden finden. Es ist also nicht entscheidend, eine möglichst große Anzahl an Zahlungsmethoden zur Verfügung zu stellen, sondern in einem Land die Relevantesten. Local first gilt also insbesondere, wenn es um das Bezahlen im Onlineshop geht, denn Kunden zahlen, wie sie wollen.