
Analyse PreOwned, PreLoved, Refurbish: Ist Second Hand wirklich der Gewinner der Krise?
Viele Studien sehen Second Hand als großen Gewinner-Trend der letzten Jahre, der vom nachhaltigen Zeitgeist und von den schmaleren Geldbeuteln der Verbraucher profitiert. Aber ein Blick auf die Zahlen der betreffenden Unternehmen zeigt: Die Lage ist kompliziert.
Die Umsatzzahlen, die der Gebrauchtwaren-Pionier Momox kürzlich für 2022 vorlegte, überraschten: Die Berliner erwirtschafteten einen Netto-Umsatz von 337 Millionen Euro und damit ein minimales Umsatzplus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und auch das gelang nur dank eines Plus von 11 Prozent in der noch relativ jungen Kategorie Fashion; das eigentliche Kerngeschäft von Momox - der Verkauf von gebrauchten Medien - war dagegen rückläufig. Schon 2021 hatte Momox kaum noch von den Ausläufern des Corona-Booms profitieren können; damals wuchs das Geschäft um +7 Prozent und blieb damit unter dem Wachstumsniveau des Gesamtmarkts. Momox-Chef Heiner Kroke erklärt die Zahlen mit den bekannten Problemen: "Krieg und Inflation haben Einkaufsverhalten und Kaufkraft beeinflusst."
Ganz anders lief es dagegen bei Wettbewerber rebuy, der für 2022 einen Netto-Umsatz von 204 Millionen Euro und ein Plus von 12 Prozent vorlegte; auch 2021 war die Plattform um 12 Prozent gewachsen. Rebuy-CEO Philipp Gattner sieht sein Unternehmen auf der Höhe des Zeitgeists: "Unsere Wachstumszahlen belegen, dass Kreislaufwirtschaft ein funktionierendes Konzept darstellt."
Nachhaltiger Krisengewinnler oder vorübergehendes Feigenblatt?
Seit einigen Jahren wird der Online-Handel mit Gebrauchtwaren von E-Commerce-Experten und Marktforschungsunternehmen immer wieder zum großen Gewinner von Zeitgeist und internationaler Krisenstimmung erklärt. Die Studie "Fashion 2030" der Unternehmensberatung KPMG und des EHI-Instituts attestiert Second Hand-Fashion das Potenzial auf 20 Prozent Marktanteil am Gesamt-Fashion-Markt bis 2030. Der Umsatz von Second-Hand-Kleidung habe sich weltweit in den letzten zwei Jahren verdreifacht, schätzt die Unternehmensberatung Boston Consulting Group.
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