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Online-Bezahlverfahren Händler unterschätzen Payment-Gesamtkosten

Shutterstock.com/MJTH
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Die direkten Kosten haben die meisten Webshop-Betreiber im Blick, wenn es um die Bezahlverfahren geht, die sie anbieten. Doch die indirekten Kosten sind ihnen häufig nicht bewusst, ergab eine Studie.

Aufwendungen für manuelle Nachbearbeitung, Zahlungsausfälle und Kosten für die Rückabwicklung von Zahlungen im Retourenfall sowie für Debitoren- und Risikomanagement - das sind nur einige Beispiele für Aufwendugnen, die Online-Händlern durch Payment entstehen können. Das Problem: Vielen Webshop-Betreibern ist das nicht bewusst, obwohl sie bei der Auswahl der Bezahlarten vor allem nach den Kosten gehen. Das ergab eine Studie zu den Gesamtkosten von Zahlungsverfahren im Internet, für die ibi research mehr als 400 Internet-Händler befragt hat.

Realität vs. Händler-Einschätzung

ibi research

 Demnach sind dei Kosten für ein Bezahlverfahren der wichtigste Grund für die Auswahl eines bestimmten Payment-Angebots, für 49 Prozent der Befragten spielt dieses Argument eine Rolle. Dahinter folgen die Sicherheit des Bezahlverfahrens (40 prozent) und die Nutzerfreundlichkeit (37 Prozent). Allerdings schätzen die Online-Händler die Kosten häufig falsch ein - und vergessen offenbar allzu oft die indriekten Kosten, die dabei entstehen. So wird die Vorkasse von den Webshop-Betreibern als günstigstes Verfahren eingestuft, vor der Lastschrift, dem Direktüberweisungsverfahren Sofort überweisung und der Zahlung auf Rechnung.

Der Studie zufolge ergibt sich für den Durchschnittshändler, der 2.979 Bestellungen pro Monat mit einem Warenkorb-Wert von 100,60 Euro und einer Retourenquote von sieben Prozent abwickelt, ein ganz anderes Bild (siehe Grafik): Für den Händler günstigstes Bezahlverfahren ist demnach die Sofort Überweisung mit Gesamtkosten von 1,88 Euro pro Transaktion, gefolgt von Vorkasse und Lastschrift (jeweils 3,54 Euro). Teuerste Zahlart ist der Rechnungskauf mit 8,36 Euro pro Transaktion.

"Offenbar werden Folgekosten von Bezahlmethoden zu wenig beachtet", kommentiert Hans-Gert Penzel, Geschäftsführer von ibi research. "Ein Fehler, denn die indirekten Kosten sind zum Teil wesentlich höher als die direkten, beispielsweise beim Kauf auf offene Rechnung." Zu den indirekten Aufwendungen zählen unter anderem Opportunitätskosten durch verzögerte Zahlungseingänge sowie Aufwendungen für Debitorenmanagement, Leistungsstörungen, Risikomanagement und Kosten für die Rückabwicklung von Zahlungen im Retourenfall.

Enorme Kosten durch Zahlungsausfälle

Gerade die indirekten Kosten können daher fatale Folgen für die Handelsspanne haben, so die Auguren. Ein Zahlungsausfall zum Beispiel verursacht der Studie zufolge für Händler im Schnitt Kosten von etwa 66 Euro, bei einer Zahlungsstörung sind es immer noch fast 18 Euro. Gemessen an diesen Zahlen ergeben sich für den gesamten E-Commerce-Markt in Deutschland Kosten von 961 Millionen Euro pro Jahr, die allein aus Zahlungsstörungen und -ausfällen resultieren.

Bemerkenswert ist dabei, dass nur jeder fünfte Händler seine Retourenquote, die deutschlandweit im E-Commerce bei durchschnittlich sieben Prozent liegt, in Abhängigkeit vom eingesetzten Bezahlverfahren ermittelt. Und auch bei der Steuerung des Payment-Mixes gibt es wohl Nachholbedarf: Lediglich gut die Hälfte (55 Prozent) der Webshop-Betreiber wählen die Zahlarten aufgrund einer vorangegangenen Risikoprüfung aus, wobei ohnehin nur jeder zweite Händler eine Risikoprüfung durchführt.

Während des Zahlungsprozesses geht übrigens jeder siebte Kunde verloren. Das ergab die Erhebung "Payment im E-Commerce" des ECC Köln.

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