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Verkehr in einer Stadt

Köln, Hamburg, München Das sind die digitalsten Städte Deutschlands

Shutterstock.com/Caracarafoto
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In Sachen Digitalisierung können vor allem Köln, Hamburg und München punkten. Eines der großen Probleme in Deutschland: Der fehlende Breitband-Ausbau hemmt die Entwicklung der Kommunen.

Online einen Termin für das Bürgeramt vereinbaren oder per Handy ein Busticket kaufen: In Sachen Digitalisierung können hierzulande vor allem Köln, Hamburg und München punkten. Das zeigt eine Untersuchung der der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Demnach liegt von den 25 bevölkerungsreichsten Städten Deutschlands die Karnevals-Hochburg mit 16,4 von möglichen 20 Punkten auf Platz Eins. Hamburg folgt mit 15,6 und München mit 15,5 Punkten.
 
   1. Köln (16,4 Punkte)
   2. Hamburg (15,6 Punkte)
   3. München (15,5 Punkte)
   4. Bonn (15,1 Punkte)
   5. Düsseldorf (13,8 Punkte)
   6. Leipzig (13,6 Punkte)
   7. Berlin (13,5 Punkte)
   8. Wuppertal (13,3 Punkte)
   9. Dresden (13,2 Punkte)
   10. Stuttgart (13,1 Punkte)
 
PwC bewertete dabei in Kooperation mit dem Geographischen Institut der Universität Bonn anhand von 20 Kriterien, die die Bereiche Verwaltung und Politik, Kommunikation, Infrastruktur und Energie abdecken. Die Top Ten des Rankings weisen dabei durchschnittlich deutlich bessere Kennzahlen auf als die Städte auf den übrigen Plätzen, etwa für das Gewerbesteueraufkommen (+30 Prozent im Vergleich zu +21 Prozent) oder bei den Beschäftigungszahlen. Auch der Anteil der Hochqualifizierten ist in der Spitzengruppe deutlich höher (20,2 gegenüber 14,7 Prozent). Die Bevölkerung der Städte auf den Plätzen eins bis zehn wuchs durchschnittlich um 3,9 Prozent und damit fast doppelt so stark wie in den anderen Städten (2,0 Prozent).

"Eine entwickelte digitale Infrastruktur ist für die Kommunen schon heute ein zentraler Standortfaktor. Ihre Attraktivität für Bewohner, Arbeitnehmer und Unternehmen hängt entscheidend von ihrem Digitalisierungsfortschritt ab", so Alfred Höhn, Partner bei PwC und Leiter des Bereichs Öffentlicher Sektor in Deutschland.

Keine klaren Ziele und integrierten Konzepte

Obwohl Städte und Gemeinden die Digitalisierung auf dem Schirm haben, werden laut Felix Hasse, Partner bei PwC heute vor allem solche Online-Dienste angeboten, die vergleichsweise leicht zu etablieren sind. So ist eine Präsenz in den sozialen Medien beispielsweise inzwischen bei den großen Städten weitgehend Standard. Seltener sind dagegen komplexere Serviceleistungen.

"Nur in neun der 25 von uns im Detail untersuchten Städte können Bürger zum Beispiel einen Anwohnerparkausweis online beantragen. Online-Gewerbeanmeldungen, die etwa in den Vereinigten Staaten seit Jahren zum Standard zählen, bietet nur Bremen an", sagt Hasse. "Vor allem die Chance, Bürger online an kommunalen Entscheidungen teilhaben zu lassen, bleibt vielfach ungenutzt."

Fehlende Breitbandnetze, kein Digitalisierungsbeauftragter

Gründe, warum eine weitere Digitalisierung nur mühsam voran geht, gibt es einige: 64 Prozent der befragten Kommunen nennen die angespannte Haushaltslage als wesentliches Hindernis. Auch der Ausbau des Breitbandnetzes ist ein zentrales Problem. Deutschland liegt im internationalen Vergleich in diesem Punkt laut PwC deutlich zurück. Von den untersuchten Städten halten lediglich Köln und Bonn für 95 Prozent der Haushalte ein Breitbandnetz von mindestens 50 Mbit/s vor.
 
"Es besteht die Gefahr, dass sich der digitale Graben zwischen den fortschrittlichen Kommunen und denjenigen weiter vertieft, die die Digitalisierung nicht systematisch in Angriff nehmen", sagt Claus Wiegandt, Geographisches Institut der Universität Bonn.
 
Ein Problem ist den Studienautoren zufolge auch, dass den meisten Kommunen ein klares Konzept fehlt, um das Thema Digitalisierung anzugehen. "Meist wird Digitalisierung als Querschnittthema, nicht aber als eigenständiger Sachbereich verstanden", so PwC. 20 der 25 im Detail untersuchten Städte verfügen demnach weder über einen Digitalisierungsbeauftragten noch über eine entsprechende Strategie.

Verwaltungsvorgänge neu gedacht

"Um bestehende Verwaltungsvorgänge effizienter zu machen, genügt es nicht, dass man einen Termin im Bürgeramt online vereinbaren kann. Digitalisierung muss als Organisationsaufgabe verstanden und Verwaltungsvorgänge aus Sicht des Bürgers völlig neu gedacht werden. Ziel sollte es dabei sei, den Gang zur Behörde vollständig digital zu ersetzen", sagt Felix Hasse.
 
Für die Studie hat PwC Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern und alle Landkreise Deutschlands zum Stand und den Herausforderungen der Digitalisierung befragen lassen. Zusätzlich wurden die 25 bevölkerungsreichsten Städte Deutschlands unter die Lupe genommen und aus den Ergebnissen ein Ranking der digitalsten Städte Deutschlands erstellt.

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