
Ströer hat in den letzten Jahren Unternehmen akquiriert als gäbe es kein Morgen. Mit dem Ziel nicht nur in der Außenwerbung, sondern auch beim digitalen Inventar zum Top-Player zu avancieren, gingen die Kölner auf Shopping-Tour. Welche Digital-Unternehmen hat Ströer mittlerweile übernommen und was können sie?
Im Jahr 2012 fasst Ströer einen Entschluss, der den deutschen Digital-Vermarkter-Markt nachhaltig beeinflussen sollte. Den Einstieg in die unabhängige Vermarktung von Online Display, Video und Mobile Inventar bezeichnete Ströer-COO Christian Schmalzl als zwingenden strategischen Schritt. Den Anfang machten vier Übernahmen, die den ersten Schritt zum Online-Werbevermarkter markieren sollten.

Nummer eins auf Ströers Einkaufsliste war der Online-Werbemarktplatz Adscale, an dem Ströer mittlerweile 97 Prozent der Anteile hält. Adscale bietet einen Handelsplatz für digitale Werbeflächen für Display, Video und Mobile. Laut eigenen Angaben hat Adscale mittlerweile rund 5.000 Websites in seinem Portfolio, mit denen drei Viertel der deutschen Internet-User erreicht würden.

Außerdem übernahm Ströer im gleichen Zug drei Anteilspakete von Online-Werbevermarktern, die von Ströers Beteiligungsgesellschaft Media Ventures gehalten wurden. Dazu gehörten die Hamburger Ströer Interactive GmbH, die ebenfalls in der Hansestadt ansässige FreeXMedia GmbH und der auf B2B und Finanzen spezialisierte Vermarkter Business Advertising aus Düsseldorf. Zwei der Akquisitionen wurden kurz nach Übernahme wieder beerdigt. Aus Ströer Interactive und FreeXMedia wurde im April 2013 die Ströer Digital Group mit CEO Christoph Kaiser.

Im August 2013 übernahm Ströer mit der in Berlin ansässigen mbr targeting GmbH einen weiteren Online-Spezialisten. Neben Digital-Vermarktern holte sich der Außenwerber einen Tracking-Dienst an Bord, der im RTB und Performance-Bereich tätig ist.

2015 stieg Ströer dann ins Owned Media Geschäft ein. Für einen unbekannten Betrag übernahm der Außenwerber im März die Hamburger Content-Marketing-Agentur Content Fleet. Content Fleet bietet eine Software und ein Analyseverfahren für Online-Publisher, Content-Distributoren sowie PR- und Marketingagenturen an. Die Technologie sucht im Netz nach Trendthemen, welche dann die Grundlage für die produzierten Inhalte sind. Zu den Kunden zählen Burda, Microsoft, die DFL und die Deutsche Telekom.

Im August 2015 sollte der Schritt folgen, der Ströer an die Spitze der Digitalvermarkter in Deutschland katapultierte. Der Außenwerber unterschrieb einen Deal mit der Deutschen Telekom zur vollständigen Übernahme des Portals T-Online.de und der Interactive Media CCSP GmbH. Rund 300 Millionen Euro ließ sich Ströer das kosten. Laut den Agof internet facts vom Mai 2015 lag Interactive Media mit einer Reichweite von 31,9 Millionen Unique Usern auf Platz drei bei den Vermarktern. T-Online ist mit einer Nettoreichweite von 24,7 Millionen Unique Usern im Monat das reichweitenstärkste Portal in Deutschland. Im Bild: Udo Müller, Vorstandsvorsitzender von Ströer SE und Niek Jan van Damme, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom.

Im September 2015 folgte der nächste Schritt zur Vermarkter-Supermacht. Ströer übernahm die OMS, einen nationalen Digitalvermarkter der regionalen Tageszeitungen. Die OMS lag zu dieser Zeit mit einer Reichweite von 28 Millionen Unique Usern auf Platz sieben der Digital Facts der Agof. Der Digital-Umsatzanteil im Konzern sollte durch die Akquisition auf 40 Prozent gebracht werden.

Im Novembern 2015 kaufte Ströer dann 51 Prozent des norwegischen Big-Data-Experten Conexus. Die Infrastruktur des "Hidden Champion" wird laut eigenen Angaben in rund 90 Prozent der norwegischen Schulen und Lerneinrichtungen eingesetzt. Von der Übernahme erhofft sich der Vermarkter-Konzern Synergien für das eigene Digitalgeschäft. Denn Conexus soll die digitalen Infrastrukturlösungen im Bildungsbereich für Ströer-Töchter, unter anderem für das Portal T-Online.de, entwickeln.

Kein Monat ohne eine spektakuläre Übernahme durch den Außenwerber. Im Dezember 2015 erwarb Ströer eine Mehrheitsbeteiligung in Höhe von 78,8 Prozent am Statistik-Portal Statista. Der Kaufpreis beläuft sich auf 57,2 Millionen Euro. Im Rahmen einer Barkapitalerhöhung soll der Anteil an Statista für rund 7,5 Millionen Euro im ersten Quartal 2016 erhöht werden.

Ströer setzte seinen Akquisitionszug auch in 2016 fort und übernahm fleißig weiter Unternehmen. Anfang Januar hatte das Unternehmen die European Web Video Academy (EWVA) übernommen, die den Deutschen Webvideopreis veranstaltet und stieg damit auch ins Award-Geschäft ein. 2011 als kleine Veranstaltung vor 350 Zuschauern in Essen gestartet, hat sich der Webvideopreis mittlerweile zu einem weit beachteten Event gemausert.

Im April 2016 schlug Ströer fast still und heimlich zu und erwarb die Schulfreunde-Community StayFriends.

Im Juni 2016 schnappte sich Ströer still und heimlich die Mehrheit an der twiago GmbH. Mit twiago hat Ströer sein Vermarktungsangebot um Anzeigen mit Native Ads und Content-Empfehlungen im Bereich Performance erweitert.

Im Sommer 2016 übernahm Ströer den Lieferdienst für Food-Boxen Foodist für knapp 3,5 Millionen Euro. Das Medienhaus erwarb damit 100 Prozent der Anteile.

Zu Beginn des Jahres 2017 schnappte sich die Ströer Digital Group die Mehrheitsanteile an der Seeding Alliance, Vermarkter für Native Advertising. Durch den Fokus auf native Werbung auf mobilen Endgeräten unterstützte die Übernahme den Mobile-First-Ansatz von Ströer.

Im Oktober 2017 erwarb Ströer eine Mehrheitsbeteiligung am Hamburger Start-up Yieldlove. Mit dem Zukauf erweiterte der Digitalvermarkter sein Angebot, die Yieldlove-Technologie wurde in die Ströer SSP Plattform integriert.

Im November 2017 trennte sich das Medienunternehmen Ströer von seiner Online-Apotheke Vitalsana. Erst im Oktober 2016 hatte Ströer Vitalsana erworben. Neuer Besitzer ist die schweizerische Versandapotheke Zur Rose.