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Holger Volland

Best Brands College So optimiert Künstliche Intelligenz das Marketing

Holger Volland, Vice President der Frankfurter Buchmesse, vor einem Rembrandt, der von einer KI gemalt wurde.

Serviceplan

Holger Volland, Vice President der Frankfurter Buchmesse, vor einem Rembrandt, der von einer KI gemalt wurde.

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Bild- und Spracherkennung, Prognosen für den Mediaplan und kreative Kampagnenvorschläge: Auf dem Best Brands College schildern Experten, wie Künstliche Intelligenz das Marketing pushen kann.

Medizinische Prognosen, selbstfahrende Autos, Kampfroboter, die eigenständig in Krisengebieten intervenieren: In unterschiedlichsten Bereichen wird derzeit mit Künstlicher Intelligenz (KI) experimentiert. Manchmal stecken die Anwendungen noch in den Kinderschuhen, manchmal allerdings liefern sie bereits verblüffende Ergebnisse. Auch im Marketing erhoffen sich viele Experten von Artificial Intelligence eine Optimierung ihrer Arbeit: Rund 80 Prozent glauben, dass KI wichtig für den Unternehmenserfolg ist. Schließlich geht es hier auch vielfach um das, was eine KI besonders gut kann: Daten erheben, analysieren und daraus Schlussfolgerungen ableiten - und das alles innerhalb kürzester Zeit. 

Die Konferenz "Best Brands College", die von der Agenturgruppe Serviceplan in München veranstaltet wurde, lieferte einen Einblick in aktuelle Einsatzfelder. Kai Hartmann, Director Product Development Central Europe beim Marktforscher GfK, erklärte, wo sein Konzern Künstliche Intelligenz bereits einsetzt: Bei der Bild- und Videoverarbeitung, um beispielsweise bei Pretest von Kampagnen Emotionen auf den Gesichtern der Testpersonen erkennen zu können. Bei der Sprach- und Texterkennung sowie bei der Modellierung und Analyse von Daten. Eine KI könne Handlungsempfehlungen für die Inhalte einer Kampagne ableiten oder errechnen, in welchen Stores derzeit Promotion-Aktionen Sinn machen, um den Abverkauf anzukurbeln. Hartmann: "Analytics 4.0 ist die Antwort auf Industrie 4.0."

KI dichtet wie Shakespeare und malt wie Rembrandt

Marcus Ambrus, Geschäftsführer von Plan.Net Business Intelligence, schilderte, wie die Mediaplanung mithilfe von Künstlicher Intelligenz verbessert wird. Seit zwei Jahren arbeitet die Agentur mit dem Brand Investor, einem Algorithmus, der Budgetbedarf, Maßnahmenmix und eine Prognose der erreichbaren Ziele für den Return on Investment ermittelt. Die Software basiert auf den Daten Tausender bereits realisierter Mediapläne und lernt mit jedem neuen Datensatz dazu. Damit, so Ambrus, könnten Antworten auf ganz typische Marketingfragen prognostiziert werden, die da lauten: "Wie muss ich im nächsten Quartal mein Budget verteilen, um meinen Umsatz zu optimieren?" Manchmal seien die Fragestellungen allerdings so komplex, dass der Brand Investor für seine Planungsanalyse ein paar Tage rechnen müsse.

Dass Künstliche Intelligenz aber nicht nur höchst komplexe Rechenaufgaben löst, sondern auch eine Herausforderung für das kreative Selbstverständnis ist, beschrieb Holger Volland, Vice President der Frankfurter Buchmesse. Als Beispiel führte er den achten Harry-Potter-Band an, der von einer KI verfasst wurde. Weitere Beispiele sind ein Gemälde im Stil von Rembrandt, ein Shakespeare-Gedicht oder ein Musikstück von Bach an - alles Kreationen, die nur noch von Experten als Imitationen erkannt werden können.

Im Bereich personalisierter Werbung könnte KI künstliche Testimonials schaffen, die genau den Geschmack des Empfängers treffen. Für Models und Testimonials brechen schwere Zeiten an. Ist eine KI deshalb intelligent? "Jein", sagt Volland. Sie sei aber immerhin in der Lage, für uns kreative Angebote zu entwickeln, die wir von menschlichen Kreationen nicht mehr unterschieden können.

Für Testimonials und LKW-Fahrer wird es schwierig

Was bedeutet das für den Arbeitsmarkt? Immerhin wird in Umfragen in Zusammenhang mit KI immer wieder die Furcht vor einem Arbeitsplatzverlust geäußert. Nettomäßig bleibe es gleich, betonte Anastassia Lauterbach, KI-Expertin und Unternehmerin. Aber es fänden Verlagerungen statt. LKW-Fahrer werde es eines Tages nicht mehr geben. Dafür aber gebe es neue Jobs. Gebraucht werden beispielsweise Menschen, die KI-Systeme ausbilden. AI Training as a Service. Lauterbach: "Ein Beruf mit Zukunft."

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